Wie Sie Ihre Kinder vor Identitätsdiebstahl schützen können
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihre Kinder wirksam vor Identitätsdiebstahl bewahren können. Wir beleuchten, wie und warum Kriminelle die Identität von Minderjährigen missbrauchen, wer hinter diesen Taten steckt und welche Anzeichen darauf hindeuten, dass die Identität Ihres Kindes kompromittiert wurde.
Nicht nur Erwachsene sind von Identitätsdiebstahl bedroht, auch Kinder sind zunehmend gefährdet. Tatsächlich stellt dies ein erhebliches Problem dar, insbesondere in den USA. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 wurden allein in den Vereinigten Staaten über eine Million Kinder Opfer von Identitätsdiebstahl. Bei etwa der Hälfte der Fälle kannten die Täter die Kinder persönlich.
Die Sorge um die eigene Identität ist schon belastend genug, aber die Vorstellung, dass die Daten Ihres Kindes illegal genutzt werden, verstärkt diese Ängste noch erheblich. Um Ihre Kinder effektiv vor Identitätsdiebstahl zu schützen, ist es wichtig zu verstehen, wie sich dieser von dem bei Erwachsenen unterscheidet.
Verständnis des Identitätsdiebstahls bei Kindern
Ein Hauptproblem und Anreiz für Kriminelle beim Identitätsdiebstahl bei Kindern ist die Tatsache, dass Kinder in der Regel keine Kredite nutzen. Daher kann es Jahre dauern, bis ein Missbrauch der Identität überhaupt bemerkt wird. Es gibt jedoch einige wesentliche Unterschiede zum Identitätsbetrug bei Erwachsenen. Während bei Erwachsenen meist bestehende Konten missbräuchlich verwendet werden, was laut einer Studie nur 4% der Fälle mit der Eröffnung neuer Konten betrifft, ist bei Kindern die Eröffnung neuer Konten die häufigste Form des Betrugs. Diese tritt sogar 51-mal häufiger auf als bei Erwachsenen.
Sobald Identitätsdiebe die Sozialversicherungsnummer oder andere persönliche Daten eines Kindes besitzen, können sie damit Folgendes anstellen:
- Neue Konten eröffnen, z. B. bei Banken oder für Kredite
- Einen Führerschein beantragen
- Sich um Arbeitsstellen bewerben
- Versorgungsverträge abschließen
- Eine Wohnung mieten
- Staatliche oder Gesundheitsleistungen beantragen
- Ein Haus oder Auto kaufen
- und mehr
Besonders schwer zu entdecken ist die Erstellung einer komplett neuen Identität unter Verwendung der Sozialversicherungsnummer eines Kindes. Diese Methode, als „synthetischer Identitätsdiebstahl“ bekannt, kombiniert die Sozialversicherungsnummer des Kindes mit einem falschen Namen und Geburtsdatum. Viele Opfer erfahren erst davon, wenn sie 18 Jahre alt sind und ihre erste Kreditkarte beantragen – und feststellen, dass ihre Sozialversicherungsnummer mit dem Namen einer fremden Person verbunden ist.
Da Identitätsdiebstahl bei Kindern oft erst spät auffällt, kann die Behebung der Schäden langwierig sein. Eine Studie von Experian ergab, dass 25% der betroffenen Kinder auch nach mehr als 10 Jahren noch mit den Folgen des Diebstahls zu kämpfen hatten.
Besonders erschreckend ist, dass Identitätsdiebstahl bei Kindern in jedem Alter auftreten kann. Das durchschnittliche Alter liegt bei 12 Jahren, jedoch sind zwei Drittel der Opfer jünger als 8 Jahre, und es gibt Fälle von Kindern, die bereits im Alter von 5 Monaten betroffen waren. Zudem kann durch die neue Methode der Social Security Administration bei der Vergabe von Sozialversicherungsnummern, die zufällige Ziffern anstelle der Geburtsregion verwendet, auch vorkommen, dass Neugeborene Nummern erhalten, die bereits gestohlen wurden.
Wer steckt hinter dem Identitätsdiebstahl?
Es lassen sich drei Hauptgruppen von Tätern unterscheiden:
- Freunde und Familie des Kindes
Eltern mit schlechter Bonität nutzen oft die Identität ihrer Kinder aus, um deren „saubere“ Kreditwürdigkeit zu missbrauchen. Auch Freunde oder Bekannte tun dies oft aus ähnlichen Gründen. Sie fügen dem Kind zwar keinen direkten Schaden zu, erzeugen aber eine falsche Kredithistorie, die es über Jahre hinweg verfolgt. - Organisierte Kriminelle
Kriminelle stehlen Identitäten, um sich finanziell zu bereichern. Sie erstellen mit der Sozialversicherungsnummer eines Kindes eine gefälschte Identität und bauen eine Kredithistorie auf. Sobald diese gut genug ist, schöpfen sie diese aus und verursachen hohe Schulden. Danach „entsorgen“ sie die Identität und suchen nach einer neuen, wobei sie ihre Opfer mit einer stark geschädigten Bonität zurücklassen. - Illegale Einwanderer
Um sich als US-Bürger auszugeben, begehen illegale Einwanderer synthetischen Identitätsdiebstahl, indem sie die Sozialversicherungsnummer eines Kindes mit ihren eigenen Daten verknüpfen. Sie können sich so um Arbeitsstellen bewerben, Steuern zahlen, wählen und andere Rechte von Bürgern wahrnehmen.
Warnsignale für Identitätsdiebstahl bei Kindern
Nachdem Sie nun wissen, wie Identitätsdiebstahl bei Kindern abläuft und warum er geschieht, ist es wichtig, auf bestimmte Anzeichen zu achten. Diese Warnsignale können darauf hindeuten, dass die Identität Ihres Kindes gefährdet ist. Viele dieser Hinweise werden per Post eintreffen. Hier sind die häufigsten:
- Plötzliche Häufung von Kreditkartenangeboten und Kreditanträgen an Ihr Kind
- Ablehnung von Medicaid oder anderen staatlichen Leistungen, da die Sozialversicherungsnummer einem bereits bestehenden Konto zugewiesen ist
- Kreditkartenrechnungen, die an Ihr Kind adressiert sind
- Inkassoanrufe für Ihr Kind
- Mitteilungen des IRS über unbezahlte Steuern oder dass Ihr Kind als abhängig in einer anderen Steuererklärung aufgeführt wurde
- Verweigerung der Kontoeröffnung oder Führerscheinerteilung
- Benachrichtigungen über unbezahlte Park- oder Strafzettel
- Einberufung zum Geschworenendienst
Eine Ausnahme bilden vorab genehmigte Kreditkartenangebote, die an Ihr Kind adressiert sind. Diese sind nicht immer ein Zeichen für Identitätsdiebstahl, da Kreditkartenunternehmen diese oft willkürlich an Personen versenden. Es kann sein, dass der Name Ihres Kindes von einem Bankkonto, einem Ausbildungsfonds oder einem anderen legitimen Konto stammt. Sie sollten jedoch hellhörig werden, wenn Sie viele solcher Angebote auf einmal oder in Verbindung mit anderen Warnzeichen erhalten. Achten Sie beim Durchsehen Ihrer Post auf solche verdächtigen Gegenstände.
So schützen Sie die Identität Ihres Kindes
Um die Identität Ihres Kindes vor Diebstahl zu schützen, sind einige einfache Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Prävention ist besser als Heilung. Es ist immer einfacher und effektiver, Identitätsdiebstahl von vornherein zu verhindern, als ihn später zu beheben. Hier sind einige konkrete Maßnahmen:
Schützen Sie die persönlichen Daten
Bewahren Sie alle relevanten Dokumente an einem sicheren Ort auf. Dies betrifft vor allem Unterlagen mit Sozialversicherungsnummern, Geburtsurkunden oder Steuererklärungen. Legen Sie diese in einen verschlossenen Aktenschrank oder an einen anderen Ort, der vor dem Zugriff durch Besucher geschützt ist. Schützen Sie digitale Dokumente mit starken Passwörtern und verwenden Sie keine „Passwort merken“-Funktion. Halten Sie auch die Virenschutzsoftware Ihrer elektronischen Geräte auf dem neuesten Stand. Durch den Einsatz von Anti-Viren-, Anti-Adware- und Anti-Spyware-Programmen können Sie das Risiko eines Identitätsdiebstahls erheblich reduzieren.
Nutzen Sie einen Aktenvernichter für alle nicht mehr benötigten Dokumente. Alle Postsendungen mit persönlichen Daten Ihres Kindes, wie z. B. vorab genehmigte Kreditkartenangebote, sollten geschreddert werden, um zu verhindern, dass Diebe diese Informationen nutzen.
Tragen Sie sensible Dokumente niemals mit sich herum. Alle Dokumente, die die Sozialversicherungsnummer Ihres Kindes enthalten, z. B. Pässe oder Sozialversicherungskarten, sollten an einem sicheren Ort aufbewahrt und nicht in Ihrer Brieftasche, Handtasche oder im Auto mitgeführt werden. Dasselbe gilt auch für Ihre eigenen Dokumente.
Beschränken Sie den Zugriff
Beschränken Sie den Zugriff auf die Daten Ihres Kindes außerhalb des Hauses. Schulen und Ferienlager sind oft die größten Verursacher, da sie Verzeichnisse mit Namen, Fotos und Kontaktdaten erstellen. Diese Informationen können sogar der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Family Educational Rights and Privacy Act (FERPA) schützt die Privatsphäre von Schülern in den USA. Als Eltern haben Sie das Recht, die Unterlagen Ihres Kindes einzusehen, falsche Angaben korrigieren zu lassen und die Weitergabe von Informationen an Dritte zu untersagen. Um Ihr Kind in der Schule oder in anderen Programmen zusätzlich zu schützen, sollten Sie Folgendes beachten:
- Stellen Sie sicher, dass die Daten Ihres Kindes an einem sicheren Ort aufbewahrt werden
- Achten Sie genau auf Formulare der Schule und besonders auf Begriffe wie „personenbezogene Daten“, „Verzeichnisinformationen“ und „Opt-out“
- Lesen Sie Mitteilungen der Schule, in denen Ihre FERPA-Rechte erläutert werden
- Informieren Sie sich über die Richtlinien der Schule. Welche Daten werden in den Verzeichnissen Ihres Kindes gespeichert? Wer hat Zugriff auf diese Daten? Wie können Sie die Veröffentlichung von Verzeichnisdaten, Umfragen oder anderen Dingen ablehnen, die zur Weitergabe der Daten Ihres Kindes führen könnten?
- Reagieren Sie bei Verstößen, indem Sie mit der Schule Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, was genau passiert ist, welche Maßnahmen ergriffen wurden und bewahren Sie alle relevanten schriftlichen Unterlagen auf.
Erziehen Sie Ihre Kinder
Schließlich ist es wichtig, Ihre Kinder zu erziehen und ihnen beizubringen, wie sie ihre persönlichen Daten schützen können – insbesondere im Internet. Da Kinder heutzutage viel Zeit mit vernetzten Geräten verbringen, ist es wichtig, dass sie verstehen, welche Informationen sie nicht weitergeben sollten. Diskutieren Sie mit ihnen, dass sie keine Daten an Fremde weitergeben dürfen, auch nicht online. Wenn sie ihre Sozialversicherungsnummer kennen, sollen sie diese geheim halten und lernen, wie sie Internet- und E-Mail-Betrug erkennen können. Ihre Bemühungen bei anderen Schutzmaßnahmen sind vergeblich, wenn Ihr Kind seine Daten selbst preisgibt.
Was tun bei Identitätsdiebstahl?
Wenn Sie befürchten, dass die Identität Ihres Kindes gestohlen wurde, sollten Sie bestimmte Schritte einleiten. Als erstes sollten Sie prüfen, ob Ihr Kind eine Bonitätsauskunft hat. Kinder sollten in der Regel keine Bonitätsauskunft haben, da diese nur erstellt wird, wenn eine Person einen Kredit beantragt hat. Wenn eine solche Auskunft vorliegt, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Identitätsdieb die Sozialversicherungsnummer Ihres Kindes missbraucht haben könnte.
Beachten Sie, dass Sie eine Bonitätsauskunft für Kinder nur anfordern sollten, wenn Sie konkrete Anzeichen (Warnsignale) haben. Anfragen von Auskunfteien sollten nur im Notfall gestellt werden, da häufige Anfragen zu Problemen führen können. Laut dem Identity Theft Report Center ist die Tatsache, dass keine Informationen in der Bonitätsauskunft Ihres Kindes vorhanden sind, keine Garantie dafür, dass die Identität Ihres Kindes nicht missbraucht wurde.
Hier sind die Nummern und Webadressen der drei wichtigsten Kreditauskunfteien:
Auskunftei | Telefonnummer | Webadresse |
Equifax | 1-800-685-1111 | www.equifax.com |
Experian | 1-888-397-3742 | www.experian.com |
TransUnion | 1-800-916-8800 | www.transunion.com |
Die Auskunfteien verlangen unter Umständen Kopien der Geburtsurkunde oder Adoptionsurkunde Ihres Kindes, die Sozialversicherungskarte, Ihren Personalausweis oder andere Dokumente, die belegen, dass Sie der Elternteil sind, sowie einen Adressnachweis.
Wiederherstellung
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind eine Bonitätsauskunft oder seine Sozialversicherungsnummer missbraucht wurde, sollten Sie die notwendigen Schritte einleiten:
- Melden Sie den Vorfall unter IdentityTheft.gov oder telefonisch unter 877-ID-THEFT. Falls jemand mit der Sozialversicherungsnummer Ihres Kindes Steuererklärungen eingereicht hat, melden Sie dies separat beim IRS.
- Kontaktieren Sie die betroffenen Unternehmen, bei denen der Betrug stattgefunden hat. Sprechen Sie mit der Betrugsabteilung, bitten Sie darum, das Konto zu schließen und erklären Sie, dass jemand das Konto unter der Identität Ihres Kindes eröffnet hat. Der von Ihnen eingereichte Identitätsdiebstahlbericht wird Ihnen hierbei helfen. Fordern Sie auch von jedem Gläubiger eine schriftliche Bestätigung an, dass Ihr Kind nicht für die Schulden haftet.
- Bereinigen Sie die Bonitätsauskunft Ihres Kindes, indem Sie die Auskunfteien kontaktieren und um die Entfernung betrügerischer Einträge bitten. Jede Agentur hat hierfür einen eigenen Prozess, den Sie befolgen sollten. Geben Sie dabei an, dass Ihr Kind minderjährig ist und keine Verträge abschließen kann. Möglicherweise müssen Sie auch hier die Geburtsurkunde vorlegen.
- Erwägen Sie eine Kreditsperre. Nach der Bereinigung können Sie die Bonität Ihres Kindes sperren lassen. Dadurch wird der Zugriff auf die Bonitätsdaten Ihres Kindes stark eingeschränkt, was es für Identitätsdiebe praktisch unmöglich macht, neue Konten zu eröffnen. Als Eltern oder Erziehungsberechtigter können Sie die Sperre für Kinder unter 16 Jahren kostenlos beantragen. Kinder zwischen 16 und 17 Jahren können dies selbst tun.
Zusammenfassung
Die Sorge um die eigene Identität ist schon belastend genug, noch schlimmer ist die Vorstellung, dass Ihre Kinder betroffen sind. Glücklicherweise sind die Maßnahmen, mit denen Sie Ihre Kinder vor Identitätsdiebstahl schützen können, einfach umzusetzen. Sie erfordern zu Beginn etwas Aufwand, aber der Seelenfrieden und die Sicherheit, die Sie damit für die Zukunft Ihrer Kinder schaffen, sind es wert.
Wenden Sie bereits einige dieser Schritte an? Welche? Waren einige Informationen neu für Sie? Haben Sie oder jemand, den Sie kennen, bereits Erfahrung mit Identitätsdiebstahl bei Kindern gemacht? Teilen Sie Ihre Geschichte in den Kommentaren unten.