Angesichts der stetig wachsenden Leistungsfähigkeit von Smartphone-Kameras, dringt das Fachvokabular der Fotografie immer stärker in den alltäglichen Sprachgebrauch ein. Der Begriff „f-Stop“ (oder „Blendenzahl“) taucht immer häufiger auf, insbesondere wenn Smartphone-Hersteller im Wettbewerb um die besten Spezifikationen wetteifern. Hier ist eine Erklärung, was genau dahinter steckt.
Die Blende im Zusammenspiel mit dem Belichtungsdreieck
Die Blende ist, zusammen mit der Verschlusszeit und dem ISO-Wert, eine der drei Säulen des Belichtungsdreiecks. Sie definiert, wie groß die Öffnung an der Vorderseite eines Objektivs ist und somit, wie viel Licht in die Kamera gelangen kann. Die Verschlusszeit wiederum bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor trifft, und der ISO-Wert, wie empfindlich der Sensor auf Licht reagiert.
Während die Verschlusszeit intuitiv in Bruchteilen von Sekunden gemessen wird, wird die Blende in sogenannten Blendenstufen angegeben, beispielsweise f/1.6, f/11 oder f/22. Bei den meisten Objektiven ist die Blende einstellbar, mit Ausnahme von Smartphone-Kameras, die in der Regel eine feste Blende besitzen. Eine Reduzierung der Blendenzahl führt zu helleren Bildern, während eine Erhöhung zu dunkleren Bildern führt.
Doch wie funktioniert das genau?
Die Blendenzahl einfach erklärt
Die Blendenzahl ist das Verhältnis zwischen der Brennweite eines Objektivs und dem Durchmesser der Objektivöffnung (also der Öffnung, durch die Licht eintritt). Eine Blendenzahl von 2 (f/2) bedeutet beispielsweise, dass die Objektivöffnung halb so groß ist wie die Brennweite. Bei einem Objektiv mit einer Brennweite von 100 mm wäre die Blende also 50 mm (100/50 = 2); bei einem Objektiv mit 200 mm Brennweite wäre die Blende 100 mm (200/100 = 2).
Die Blende wird als Verhältnis ausgedrückt, was auf bestimmte optische Eigenheiten zurückzuführen ist.
Je größer die Öffnung eines Objektivs, desto mehr Licht kann einfallen, was zu einem helleren Bild auf der Filmebene oder dem digitalen Sensor führt. Je niedriger also die Blendenzahl, desto heller das resultierende Bild.
Objektive mit längeren Brennweiten haben jedoch ein engeres Sichtfeld. Daher sind die projizierten Bilder relativ größer und verteilen das Licht dünner. Die Art und Weise, wie diese Effekte sich ausgleichen, führt dazu, dass das Verhältnis von Brennweite zu Blende (also die Blendenzahl) zu Fotos führt, die mit allen Objektiven gleich hell sind – Unterschiede in der Lichtdurchlässigkeit mal ausgenommen.
Obige zwei Fotos wurden beide mit einer Blende von 8 aufgenommen, allerdings mit unterschiedlichen Brennweiten. Es wurde dieselbe Verschlusszeit verwendet, da die größere Blende des längeren Objektivs durch das geringere Sichtfeld ausgeglichen wurde.
Nehmen wir an, Sie fotografieren einen Baum. Wenn Sie ein 100-mm-Objektiv mit f/2 verwenden, ist die Blendenöffnung 50 mm breit. Verwenden Sie stattdessen ein 200-mm-Objektiv mit f/2, ist die Blendenöffnung 100 mm breit. Dennoch werden beide Bilder in etwa gleich hell sein.
Denn obwohl das 200-mm-Objektiv eine doppelt so große (und somit viermal so große) Blende hat, ist sein Sichtfeld halb so groß wie das des 100-mm-Objektivs. Es muss also alles viermal so groß auf den Sensor projizieren, wodurch sich die beiden Effekte aufheben.
Die praktische Anwendung von Blenden in der Fotografie
Nach dieser technischen Erläuterung wollen wir uns nun ansehen, wie Blendenstufen in der Praxis angewendet werden.
Beim Fotografieren müssen Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert aufeinander abgestimmt werden. Ziel ist es, dass ausreichend Licht auf den Sensor fällt, um die Szene korrekt zu erfassen, aber nicht so viel, dass das Bild zu dunkel (unterbelichtet) oder zu hell (überbelichtet) wird.
Die auf den Sensor fallende Lichtmenge wird in einer dimensionslosen Einheit gemessen, die als „Stufe“ bezeichnet wird. Wenn man die Belichtung (die Helligkeit des Fotos) um eine Stufe erhöht, verdoppelt man die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft. (Auch andere Faktoren, die die Belichtung beeinflussen, wie z.B. die Bildstabilisierung, werden in Stufen gemessen.)
Hier gibt es verschiedene Ansätze. Eine Möglichkeit ist, das Licht länger auf den Sensor fallen zu lassen, beispielsweise mit einer Verschlusszeit von 1/50 Sekunde anstelle von 1/100 Sekunde. Eine andere Option ist die Verwendung einer größeren Blende, was jedoch mit einigen Kompromissen einhergeht.
Bei DSLRs und anderen speziellen Kameras steuert die Blende die Schärfentiefe.
Bilder, die mit einer größeren Blende aufgenommen wurden, lassen nicht nur mehr Licht durch, sondern haben auch eine geringere Schärfentiefe, was bedeutet, dass ein größerer Teil des Bildes unscharf ist. Manchmal ist dies wünschenswert, beispielsweise bei Porträtaufnahmen, in anderen Fällen ist es jedoch ein Problem, das man umgehen muss.
Um die Sache weiter zu verkomplizieren, wird die Blende nicht auf einer linearen Skala gemessen. Blendenwerte sind logarithmisch. Das heißt, ein Wechsel von f/4 zu f/2 verdoppelt nicht die in die Kamera einfallende Lichtmenge, sondern vervierfacht sie. Um die Lichtmenge zu verdoppeln, müsste man auf f/2.8 gehen.
Das ist sicherlich eine Menge Information, die man erstmal verarbeiten muss. Glücklicherweise ist es jedoch nicht notwendig, das alles vollständig zu verstehen, um die Blende effektiv einzusetzen, da Smartphones in der Regel Objektive mit fester Blende haben (mehr dazu später).
Sollten Sie jedoch auch mit einer speziellen Kamera arbeiten, könnten Sie sich näher damit beschäftigen, wie Sie die Blende in der Fotografie kreativ einsetzen können.
Blenden und Ihr Smartphone
Sieht mir nicht nach einem 26-mm-Blendenloch aus.
Hobby- und Profifotografen haben sich im Laufe der Jahre mit Blendenzahlen und Blenden auseinandergesetzt. Nun, da Smartphone-Hersteller diese Begriffe in ihrem Marketing verwenden, sollten alle folgende Aspekte beachten:
- Die Blendenzahl wird anhand der tatsächlichen Brennweite eines Objektivs berechnet: Die von den Herstellern angegebenen Blendenzahlen sind zwar korrekt, die angegebenen Brennweiten für ihre Objektive entsprechen aber oft einem Vollformatäquivalent. Apple beispielsweise behauptete, das Teleobjektiv des iPhone 11 Pro habe 52 mm und eine Blende von f/2. Das würde bedeuten, dass das Licht durch ein über 2,5 cm breites Loch eintritt. Die tatsächliche Brennweite betrug jedoch nur 6 mm, was einer Öffnung von lediglich 3 mm entspricht.
- Eine größere Blende bedeutet bessere Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen: Aufgrund des Aufbaus von Smartphone-Kameras wirkt sich die feste Blende vor allem auf die Verschlusszeit und den ISO-Wert aus, die die Kamera in verschiedenen Situationen verwendet. Je größer die feste Blende des Objektivs ist, desto besser sind die Bilder bei wenig Licht. Dies liegt daran, dass kürzere Verschlusszeiten (für weniger Bewegungsunschärfe) und niedrigere ISO-Werte (für weniger Rauschen) verwendet werden können.
- Spezifikationen allein machen noch keine guten Fotos: Während Unternehmen weiterhin mit beeindruckenden Zahlen um sich werfen, sollte man sich bewusst machen, dass diese nicht das Einzige sind, was ein gutes Foto ausmacht. Die iPhone Photography Awards existieren seit 13 Jahren, weil Menschen schon immer hervorragende Fotos mit Smartphones gemacht haben. Die Tatsache, dass die Kamera Ihres Telefons von 1:1,8 auf 1:1,6 umgestellt werden kann, wird Ihre Fotografie nicht grundlegend verbessern – das schaffen nur Zeit und Mühe.