Die Einführung der neuen Konsolengeneration steht kurz bevor! Sony hat die PlayStation 5 in zwei Varianten angekündigt: eine Standardversion mit UHD-Blu-ray-Laufwerk und eine rein digitale Ausführung. Angesichts der Erwartung, dass auch Microsoft eine ausschließlich digitale Xbox der nächsten Generation auf den Markt bringen wird, könnte man geneigt sein, auf ein Laufwerk zu verzichten. Jedoch gibt es gute Gründe, diese Entscheidung nochmals zu überdenken.
Rein digitale Konsolen sind anfangs günstiger
Obwohl weder Sony noch Microsoft die Preise für ihre neuen Konsolen offiziell bestätigt haben, wird der empfohlene Verkaufspreis voraussichtlich bei etwa 600 US-Dollar liegen. Die PlayStation 5 Digital Edition wird voraussichtlich das preisgünstigere Modell sein, da sie kein Disc-Laufwerk besitzt.
Im Falle einer rein digitalen PS5 liegt der einzige Unterschied in den Herstellungskosten für Sony im Preis eines UHD-Blu-ray-Players. Die Hardware-Experten von Digital Foundry schätzen die Kosten für ein solches Laufwerk auf etwa 20 US-Dollar pro Einheit für ein Unternehmen wie Sony. Durch Skaleneffekte und die große Menge an Laufwerken, die Sony für die Markteinführung benötigt, wird der Preis weiter gesenkt.
Doch selbst mit einem Rabatt von 20 US-Dollar wird sich eine Konsole, der ein so markantes Feature fehlt, wahrscheinlich nicht gut verkaufen. Damit die Digital Edition Sinn ergibt, muss Sony den Preis deutlich reduzieren, um sie attraktiver zu gestalten.
Im Juli 2020 brachte Microsoft eine rein digitale Xbox One S für lediglich 50 US-Dollar weniger als die Version mit Disc-Laufwerk auf den Markt. Daher ist es möglich, dass wir keinen großen Rabatt sehen werden. Eine andere Option für Sony wäre, beide Konsolen zum gleichen Preis anzubieten, wobei die digitale Edition möglicherweise über eine größere Speicherkapazität verfügt.
In der Regel sind rein digitale Konsolen jedoch preiswerter als ihre Pendants, die optische Medien nutzen.
Digitale Spiele sind oft teurer
Wenn man das Laufwerk einer Konsole entfernt, wird im Wesentlichen ein Marktplatz eliminiert. Rein digitale Konsolen sind dem jeweiligen Plattformbetreiber ausgeliefert, der die Preise für die Spiele diktieren kann. Dies wird zwar durch Abonnementdienste wie Game Pass oder PlayStation Now etwas abgemildert, aber was ist, wenn man alle Spiele weiterhin einzeln kauft?
Neuerscheinungen sind oft zum vollen Verkaufspreis in digitalen Shops erhältlich. Je nach Standort bieten einige Einzelhändler jedoch erhebliche Rabatte auf neue Spiele. Da Konkurrenten wie Amazon, Best Buy, Target und Walmart im Wettbewerb stehen, gibt es dort oft Angebote, wodurch physische Spiele günstiger sind als ihre digitalen Pendants.
In Australien beispielsweise kostet die neueste große Veröffentlichung von Sony, Ghost of Tsushima, im PlayStation Store etwa 71 US-Dollar, während Einzelhändler physische Kopien für nur etwa 49 US-Dollar anbieten. Wenn man fünf Triple-A-Spiele zu diesen Preisen kaufen würde, wäre der Preisvorteil der digitalen Konsole schnell aufgehoben.
Die Preise im lokalen Spieleladen können natürlich variieren, aber der Wettbewerb kommt in der Regel den Konsumenten zugute.
Natürlich kauft nicht jeder sofort am Erscheinungstag die neuesten Spiele. Wer ein begrenztes Budget hat, wird vielleicht die günstigere digitale Konsole bevorzugen. Allerdings schließt man sich damit auch von einer sehr preiswerten Option aus: dem Gebrauchtmarkt.
Während die Preise für digitale Spiele bis zu einem Sale stabil bleiben (und danach schnell wieder steigen), ist dies bei Gebrauchtspielen nicht der Fall. Einzelhändler wie GameStop in den USA, Best Buy in Kanada, CEX in Großbritannien und EB Games in Australien haben große Regale voll mit gebrauchten Spielen zu reduzierten Preisen.
Die Eintauschpreise sind zwar nicht besonders verlockend, aber so kann man Spiele schnell loswerden, wenn man sie nicht bei eBay anbieten möchte (wo man in der Regel einen besseren Preis erzielen kann). Wenn man auf das Auspacken und (vielleicht) einen Vorbestellerbonus verzichten kann, kann man durch den Kauf gebrauchter Spiele bares Geld sparen.
Physische Kopien bieten mehr Flexibilität
Was passiert, wenn man einen Fehlkauf getätigt hat? Bei einigen Händlern (wie EB Games) kann man Spiele innerhalb einer kurzen Frist gegen eine vollständige Rückerstattung zurückgeben. So kann man ein Spiel testen, entscheiden, dass es nicht gefällt, und es dann zurückgeben.
Wenn dies nicht möglich ist, kann man das Spiel immer noch auf Facebook Marketplace, eBay oder anderen Seiten etwas günstiger als im Einzelhandel verkaufen.
In digitalen Shops ist dies nicht möglich. Eine Rückerstattung bei Sony ist nur möglich, wenn man das Spiel nicht gespielt hat. Selbst wenn man es herunterlädt und nie startet, wird Sony es nicht erstatten. Es ist auch nicht möglich, einen Key zu verkaufen oder das Eigentum an digitalen Spielen zu übertragen.
Microsoft gewährt nur dann eine Rückerstattung für Xbox-Spiele, wenn man das Spiel mindestens einmal gestartet, aber weniger als zwei Stunden lang gespielt hat. Das ist ähnlich wie bei der Rückerstattungsrichtlinie von Steam, aber auch hier ist es nicht erlaubt, Keys zu verkaufen oder das Eigentum zu übertragen, wie es bei Steam möglich ist.
Im Jahr 2016 hatte Microsoft die Idee erwogen, Spielern im Xbox One Store die Möglichkeit zu geben, „herunterladbare Spiele gegen 10 Prozent des Kaufpreises in Form von Store-Guthaben an den Store zurückzuverkaufen“. Dieser etwas magere Deal kam jedoch nie zustande.
Auch das Verleihen oder Ausleihen von physischen Kopien ist eine Option, die in den digitalen Shops von Sony und Microsoft nicht vollständig angeboten wird. Obwohl auf der Xbox One und PlayStation 4 sogenanntes „Gamesharing“ möglich ist, wurde in der Vergangenheit davor gewarnt.
Digitale Spiele sind nicht an eine einzelne Konsole gebunden, sondern an die „primäre“ Konsole des Kontoinhabers. Da man keine zwei primären Konsolen haben kann, ist es etwas umständlich, eine Bibliothek mit dem Partner oder den Kindern auf einer anderen Konsole zu teilen.
Bei einer physischen Kopie kann man die Disc einfach entnehmen und in einen anderen Raum mitnehmen.
Physische Spiele sind dauerhaft verfügbar
Microsoft hat angekündigt, dass Forza Horizon 3 am 27. September 2020 aus dem Xbox One Store entfernt wird, vermutlich aufgrund von Lizenzproblemen. Wer das Spiel bereits gekauft hat, kann es weiterhin herunterladen und spielen. Wer es jedoch nach diesem Datum kaufen möchte, muss eine physische Kopie finden.
Delisted Games widmet sich der Erfassung von digitalen Titeln, die aus den Shops verschwinden. Es ist selten, dass ein gekauftes Spiel nicht mehr zum Download verfügbar ist, aber bei Spielen, die in digitalen Shops angeboten werden, kommt es häufig vor. Das ist auch schon bei gekauften Titeln vorgekommen, wie etwa der legendären PT-Demo, die 2014 auf der PlayStation veröffentlicht wurde.
Abgesehen von der großen Atari-Videospielvergrabung von 1983 werden physische Spielekopien nicht so schnell aus dem Verkehr gezogen. Die Produktion wird natürlich bei allen Titeln irgendwann eingestellt, aber gebrauchte Kopien sind in der Regel noch lange danach erhältlich. Aus diesem Grund kaufen viele Leute nur physische Kopien.
Es gibt auch das Problem, dass Shops wie der Wii Store irgendwann geschlossen werden. In ferner Zukunft hat Nintendo ebenfalls angekündigt, dass „die Möglichkeit, WiiWare- und Virtual Console-Spiele erneut herunterzuladen, ebenfalls irgendwann enden wird.“
Das bedeutet, dass Spiele, die man digital für die Wii gekauft hat, nicht mehr zum Download bereitstehen. Wenn man sie nicht auf der Konsole hat, sind sie möglicherweise für immer verloren und können auch nicht auf der Switch gespielt werden.
Digitales Spielen ist auch auf Standardkonsolen möglich
Abonnementdienste wie der Game Pass von Microsoft sind ein starkes Argument für rein digitale Konsolen. Gegen eine monatliche Gebühr erhält man Zugriff auf etwa 100 Spiele. Jeden Monat kommen neue Spiele hinzu, während ältere Titel nach einiger Zeit aus der Rotation genommen werden.
Sony hat mit PlayStation Now einen ähnlichen Service, während Anbieter wie EA und Ubisoft ihre eigenen Dienste anbieten.
Man kann ein digitales Abonnement auch auf einer Standardkonsole nutzen und Spiele während eines digitalen Sales erwerben. Wenn ein Lieblingsspiel aus dem Abonnementdienst genommen wird, kann man zudem eine gebrauchte Kopie kaufen, wenn der Preis ein Problem darstellt.
Digitale Downloads sind auf eine Internetverbindung angewiesen
Digitale Spiele sind bequemer, da man das Haus (oder das Sofa) nicht verlassen muss, um die neuesten Spiele zu spielen – vorausgesetzt, man verfügt über eine schnelle Internetverbindung ohne niedriges Datenlimit.
Wenn die Internetverbindung langsam oder instabil ist, kann der Gang zum Einzelhändler deutlich schneller sein, selbst wenn ein großer Day-One-Patch heruntergeladen werden muss. In einem kürzlich durchgeführten Test dauerte der Download von Spiderman außerhalb der Stoßzeiten auf einer 100-MBit-Verbindung etwa vier Stunden, was nicht schlecht ist.
Allerdings werden nicht alle Spiele so schnell heruntergeladen wie ein Titel von Sony. Einige sind unerklärlicherweise langsamer, selbst wenn man die PS4 für schnellere Downloads optimiert. Auch wenn man mit anderen Personen zusammenwohnt oder sich auf einem Campus aufhält, können die Downloadzeiten durch die gemeinsame Nutzung der Verbindung beeinträchtigt werden.
Wie bei Filmen: UHD Blu-ray ist eine feine Sache
Obwohl nicht jeder Käufer einer PlayStation 5 oder Xbox Series X an Filmen interessiert ist, ist ein UHD-Blu-ray-Player eine gute Ergänzung für jedes Zuhause. Wer sich für verlustfreie Inhalte in Ultra-High-Definition interessiert, kommt um einen modernen Blu-ray-Player nicht herum.
Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass man eine separate Einheit für die Preisdifferenz zwischen einer rein digitalen und einer Standardkonsole benötigt.
Obwohl Streaming-Dienste bequem sind, bieten sie aufgrund der verwendeten Kompression nicht die höchste Bildqualität. Optische Discs mögen zwar etwas altmodisch wirken, aber die Verkäufe von UHD Blu-rays steigen, da immer mehr Menschen UHD-Fernseher erwerben.
Es gibt immer Ausnahmen
Wenn man keine neuen Spiele kauft oder bereit ist, für eine komplett digitale Nutzung einen Aufpreis zu zahlen, sind diese Argumente größtenteils irrelevant. Wenn man die neue Xbox nur als Game Pass-Gerät nutzen möchte, spart man mit einer rein digitalen Version wahrscheinlich etwas Geld.
Es bleibt auch abzuwarten, was Microsoft mit der gemunkelten Xbox Series S plant. Berichten zufolge handelt es sich um eine weniger leistungsstarke, rein digitale Konsole zu einem günstigeren Preis als die Series X. Im Gegensatz zur PlayStation 5 (beide Versionen haben die gleiche Kernhardware) ist eine billigere, rein digitale Xbox der nächsten Generation nicht direkt mit dem Flaggschiffmodell vergleichbar, das möglicherweise doppelt so teuer ist.