Wie viel Internetgeschwindigkeit brauchen Sie wirklich?

Internetanbieter sind stets bestrebt, Ihnen eine noch schnellere Verbindung anzubieten. Doch inmitten des Marketings stellt sich die Frage: Wie viel Geschwindigkeit ist wirklich notwendig? Die Antwort ist komplexer als man vielleicht vermutet. Höhere Geschwindigkeitsstufen sind nicht immer ihr Geld wert.

Die Geschwindigkeit von Internetverbindungen wird in der Regel in Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gemessen. Acht Megabit ergeben ein Megabyte. Das bedeutet, dass eine 1000-Mbit/s-Verbindung (Gigabit) etwa 8 Sekunden benötigt, um eine 1-GB-Datei herunterzuladen.

Geschwindigkeit versus Datenvolumen

Es ist wichtig, den Unterschied zu verstehen: Die Internetgeschwindigkeit gibt an, wie viele Daten Sie gleichzeitig empfangen können, während das Datenvolumen begrenzt, wie viel Daten Sie in einem bestimmten Zeitraum herunterladen dürfen. Diese beiden Faktoren hängen zusammen. Eine schnellere Verbindung, die tatsächlich genutzt wird, führt leichter zur Erschöpfung des Datenvolumens.

Datenbeschränkungen sind im Mobilfunkbereich üblich und dienen oft als Instrument zur Staffelung des Angebots. Sie zielen darauf ab, höhere Preise für „Premium“-Optionen zu rechtfertigen, während der Datenbedarf schneller wächst, als die Anbieter mithalten können.

Während Ihr Mobilfunkvertrag Datenbeschränkungen aufweisen kann, setzen auch Heim-Internetanbieter wie beispielsweise Comcast üblicherweise eine Obergrenze von etwa 1 Terabyte (1024 Gigabyte) pro Monat. Eine Option zur Aufhebung dieser Beschränkung kostet oft zusätzlich 50 USD im Monat. Laut Angaben von Comcast verbrauchten die meisten Xfinity-Kunden im Dezember 2018 durchschnittlich etwa 174 GB pro Monat. Bei mehreren Personen im Haushalt und intensivem Streaming kann die Grenze jedoch schnell erreicht werden.

Was verbraucht die meiste Bandbreite?

Ihre Internetgeschwindigkeit ist letztendlich ein Maß für Ihre Bandbreite. Eine 25-Mbit/s-Verbindung erlaubt es Ihnen, beispielsweise gleichzeitig fünf Netflix-Streams mit je 5 Mbit/s zu betreiben. Da die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in den USA derzeit bei nahezu 100 Mbit/s liegt, wird diese Kapazität meist nicht voll ausgeschöpft. In ländlichen Regionen sind die verfügbaren Höchstgeschwindigkeiten jedoch teilweise sehr niedrig.

Im Allgemeinen verbrauchen Video-Streams die meiste Bandbreite, zumindest beim Durchschnittsnutzer. Netflix benötigt etwa 5 Mbit/s für 1080p-Streams und empfiehlt 25 Mbit/s für 4K-Streams. Bei YouTube kann der Bedarf etwas höher sein, da viele Videos mit 60 Bildern pro Sekunde (fps) produziert werden, was etwa 7 Mbit/s bei 1080p60fps entspricht.

Dies ist jedoch nur ein Teil der Geschichte. Ein YouTube-Video mag zwar durchschnittlich 7 Mbit/s benötigen, jedoch wird diese Menge nicht konstant verbraucht. Aufgrund des Pufferns versucht YouTube die verfügbare Verbindungskapazität zu maximieren. In Tests wurden mit einer 400-Mbit/s-Verbindung Spitzenwerte von fast 250 Mbit/s erreicht.

Das Gegenteil ist ebenfalls möglich: Wenn nicht genügend Bandbreite vorhanden ist, reduziert YouTube die Videoqualität auf 480p30fps oder niedriger, sodass Videos auch mit einer 1-Mbit/s-Verbindung gesehen werden können. Netflix verfährt ähnlich und passt die Qualität an die verfügbare Geschwindigkeit an. Wenn mehrere Geräte im Einsatz sind, verteilt der Router den Datenverkehr und die Qualität wird entsprechend angepasst.

In gewisser Weise ist die Geschwindigkeit Ihrer Verbindung also zweitrangig, da Video-Streaming grundsätzlich so viel Bandbreite beansprucht, wie möglich. Solange ausreichend Geschwindigkeit vorhanden ist, um einen Stream in niedriger Qualität zu unterstützen, werden keine Pufferprobleme auftreten. Eine höhere Bandbreite ermöglicht lediglich die Wiedergabe in höherer Qualität. Dies trifft jedoch nicht überall zu, daher ist ein Überschuss an Kapazität oft von Vorteil.

Spielt die Upload-Geschwindigkeit eine Rolle?

Die Upload-Geschwindigkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt Ihres Internetplans. Oftmals werden Pakete mit hohen Download- und geringen Upload-Geschwindigkeiten angeboten. Dies liegt daran, dass die meisten Nutzer mehr Daten herunterladen als hochladen. Dies ist zwar richtig, jedoch wird sich eine geringe Upload-Geschwindigkeit bei Bedarf schnell bemerkbar machen.

Der Unterschied kann enorm sein.

Die Upload-Geschwindigkeit bestimmt, wie schnell Sie Inhalte ins Internet hochladen können. Dateien, die in Google Drive oder Dropbox hochgeladen werden, sind durch die Upload-Geschwindigkeit limitiert. Auch die Qualität von Facetime- und Skype-Anrufen kann darunter leiden, da hierbei live Video-Daten hochgeladen werden. Insbesondere beim Streaming auf Plattformen wie Twitch oder YouTube ist eine hohe Upload-Geschwindigkeit unerlässlich. Sie wird zwar seltener benötigt als die Download-Geschwindigkeit, ist aber umso wichtiger, wenn sie gebraucht wird.

Die Angebote der Internetanbieter beschränken die Upload-Geschwindigkeit oft. Geworben wird meist mit der Download-Geschwindigkeit, während die Upload-Geschwindigkeit oft nur schwer zu finden ist. Ein „Gigabit“-Internetanschluss von Xfinity bietet beispielsweise lediglich „bis zu“ 35 Mbit/s Upload-Geschwindigkeit. Das sind 965 Mbit/s weniger als ein Gigabit.

Bei einem „Performance“-Plan von Comcast würde das Hochladen einer 1-GB-Datei über eine Stunde dauern.

Wenn Sie an einen einzelnen Anbieter gebunden sind, kann es notwendig sein, in einen teureren Plan zu investieren, um eine angemessene Upload-Geschwindigkeit zu erhalten. Oftmals ist dies nur über einen teureren Business-Tarif möglich.

Wie schnell sollte Ihre Internetverbindung sein?

Zwei Hauptfaktoren beeinflussen diese Entscheidung: Die Anzahl der Personen im Haushalt und das Download-Verhalten. Für das Streaming von Videos in HD (nicht 4K) sind mindestens 5 Mbit/s pro Person empfehlenswert, um einen stabilen Stream ohne Pufferung zu gewährleisten. Ein Überschuss ist zwar gut, wird in diesem Fall aber wahrscheinlich keinen großen Unterschied machen.

Wenn neben dem Streaming auch andere bandbreitenintensive Aktivitäten wie regelmäßige Downloads großer Dateien durchgeführt werden, bestimmt die Internetgeschwindigkeit maßgeblich die Download-Geschwindigkeit. Hier kann sich ein Überschuss durchaus bemerkbar machen. Das Herunterladen eines 10-GB-Spiels von Steam dauert mit einer 5-Mbit/s-Verbindung fast 4 Stunden, während es mit einer 100-Mbit/s-Verbindung nur 15 Minuten in Anspruch nimmt. Allerdings wird die Download-Geschwindigkeit oft auch durch den Server, von dem heruntergeladen wird, begrenzt. Auch bei einer Gigabit-Verbindung (1000 Mbit/s) ist es unwahrscheinlich, dass Sie beim Herunterladen von Steam tatsächlich Gigabit-Geschwindigkeit erreichen.

Im Allgemeinen können Sie mit relativ langsamen Verbindungen problemlos im Internet surfen und die meisten täglichen Aufgaben erledigen. Wenn die Downloadzeiten zu lange erscheinen, kann es sich lohnen, in einen besseren Plan zu investieren. Wenn Sie regelmäßig live streamen, große Dateien hochladen, Backups Ihres Computers im Internet erstellen oder Videoanrufe tätigen, sollte die Upload-Geschwindigkeit nicht vernachlässigt werden.

Sind Glasfaserverbindungen schneller?

Glasfaserverbindungen sind meist schneller, da sie eine größere Datenmenge auf einmal übertragen können. Dies bedeutet, dass Ihr Anbieter Ihnen einen größeren Teil dieser Kapazität anbieten kann. Jedoch hängt dies von den Angeboten des jeweiligen lokalen Anbieters ab.

Glasfaserverbindungen bieten einen weiteren Vorteil gegenüber Kabelverbindungen: die Latenz. Die Latenz gibt an, wie schnell sich das Signal von Ihrem Computer ins Internet bewegen kann. Glasfaserkabel sind nicht unbedingt schneller als hochwertige Kupferkabel, jedoch handelt es sich um einen neueren Standard. Glasfaserleitungen sind somit oft schneller als die meist Jahrzehnte alten Kabel, die für herkömmliche Breitbandverbindungen verwendet werden.

Die Latenz ist zwar nicht immer entscheidend, spielt aber eine Rolle beim Klicken auf Links auf Webseiten. Eine höhere Latenz bedeutet eine längere Verzögerung, bevor die nächste Seite geladen wird. Eine Verbesserung ist jedoch oft nicht spürbar. Für Online-Gamer kann eine niedrigere Latenz den Ping leicht reduzieren, was bei schnellem Gameplay mit Reaktionsgeschwindigkeit von Vorteil sein kann. Glasfaser ist jedoch nicht immer die beste Lösung, da Kupferkabel immer noch sehr gut funktionieren. Der Unterschied beträgt nur wenige Millisekunden und ist meist nicht bemerkbar.