Warum Menschen auf Fotos unterschiedlich aussehen, die mit unterschiedlichen Objektiven aufgenommen wurden

Warum Menschen auf Fotos anders aussehen – Der Einfluss verschiedener Objektive

Falls Sie jemals eine Nahaufnahme einer Person mit dem Weitwinkelobjektiv Ihres Smartphones gemacht haben, ist Ihnen möglicherweise aufgefallen, dass das Ergebnis irgendwie… seltsam wirkt. Vielleicht erschien die Nase etwas zu groß oder das Gesicht insgesamt breiter als gewohnt. Dies ist keine Einbildung.

An Ihrem Freund war an diesem Tag nichts Ungewöhnliches. Diese eigentümliche Verzerrung ist schlichtweg ein Effekt, den Weitwinkelobjektive bei der Aufnahme von Personen erzeugen. Ein größeres Sichtfeld geht stets mit einer subtilen Veränderung der Perspektive einher.

Dabei sind es nicht nur Weitwinkelobjektive, die das Erscheinungsbild von Personen (und anderen Objekten) beeinflussen. Um qualitativ bessere Fotos zu machen, ist es wichtig, diese Zusammenhänge zu verstehen. Dies gilt insbesondere jetzt, da Smartphones mit einer zunehmenden Anzahl von Objektiven ausgestattet werden.

Tauchen wir tiefer in die Materie ein!

Die Brennweite im Detail

Objektive werden anhand ihrer Brennweite charakterisiert. Die physikalischen Grundlagen haben wir bereits andiskutiert, daher konzentrieren wir uns hier auf die praktische Anwendung.

Die Brennweite definiert das Sichtfeld eines bestimmten Objektivs. Sie gibt im Wesentlichen an, wie weit oder gezoomt Ihre Aufnahme sein wird. In der Fotografie gelten 35-mm-Film und Vollformat-Digitalkameras als Standardreferenz für die Brennweite.

Wird ein Objektiv mit einer „35 mm“- oder „Vollformat“-Äquivalenz oder einfach mit einer „äquivalenten“ Brennweite von beispielsweise 50 mm beschrieben, bedeutet dies, dass sein Sichtfeld dem eines 50-mm-Objektivs an einer 35-mm-Kamera ähnelt. Auf diese Weise werden fast alle Smartphone-Kameras vermarktet, einschließlich derer im iPhone 11 Pro von Apple.

In der Realität hängt das Sichtfeld auch vom Verhältnis der Größe des digitalen Sensors (oder des Filmstücks) zur Brennweite des Objektivs ab. Je kleiner der Sensor, desto mehr Zoom (und ein engeres Sichtfeld) scheint man zu erzielen.

Das Teleobjektiv des iPhone 11 Pro hat eine tatsächliche Brennweite von 6 mm, entspricht jedoch einem 52-mm-Objektiv einer Vollformatkamera. Daher wird es von Apple auch so beworben. Das Verhältnis zwischen tatsächlicher und äquivalenter Brennweite wird als Crop-Faktor bezeichnet.

In diesem Artikel arbeiten wir primär mit Vollformat-äquivalenten Brennweiten. Es ist nicht notwendig, zu tief in die Technik einzusteigen. Wichtig ist nur zu wissen, dass es – wie so oft in der Fotografie – einige Vereinfachungen gibt.

Objektivtypen im Überblick

Grundsätzlich lassen sich drei Arten von Objektiven unterscheiden:

  • Weitwinkel: Diese haben eine 35-mm-Äquivalenzbrennweite von weniger als etwa 40 mm. Je kürzer die Brennweite, desto breiter der Bildwinkel und desto stärker die damit einhergehende Verzerrung.
  • Normal: Sie haben eine 35-mm-äquivalente Brennweite zwischen etwa 40 mm und 60 mm. Ihr Sichtfeld ähnelt weitgehend der menschlichen Wahrnehmung. Es gibt eine leichte Unschärfe an den Rändern, aber die meisten Motive sehen in diesem Brennweitenbereich natürlich aus.
  • Tele: Deren äquivalente Brennweite liegt über etwa 60 mm. Je länger die Brennweite, desto enger ist das Sichtfeld und desto stärker werden weit entfernte Objekte vergrößert.

Brennweite und Perspektive

Nachdem Sie nun mit den Grundlagen der Objektive vertraut sind, sprechen wir über die Perspektive. Die folgenden Aufnahmen wurden alle mit einer DSLR gemacht, um maximalen Kontrast zu erzielen. Die gleichen Effekte sind aber auch bei den verschiedenen Objektiven Ihres Smartphones zu beobachten. Beachten Sie, dass die Breite des Autos in allen Aufnahmen nahezu gleich erscheint.

Ein Normalobjektiv erzeugt ein Foto mit einem natürlichen Look. Das Sichtfeld entspricht im Wesentlichen dem, was man mit den Augen sieht.

Ein Weitwinkelobjektiv erfasst nicht nur mehr von der Szene, sondern verändert auch die Perspektive grundlegend. Entfernte Objekte wirken kleiner als in der Realität, während nahe Objekte größer erscheinen.

Umgekehrt vergrößert ein Teleobjektiv nicht nur Objekte, sondern bewirkt auch eine optische Kompression, wodurch die Dinge näher beieinander erscheinen. Sehen Sie, wie die Häuser im Hintergrund im untenstehenden Bild deutlich näher wirken als in der Normalaufnahme (dem ersten Bild in diesem Abschnitt)?

Objektivoptionen bei Smartphone-Kameras

Die Objektivoptionen bei einem Smartphone sind begrenzter als bei einer DSLR. Da die Objektive in das Gehäuse des Smartphones eingebaut sind, gibt es einige physikalische Einschränkungen. Ein riesiges Teleobjektiv mag zwar verlockend klingen, würde aber die Größe des Telefons erheblich verändern. Weitwinkelobjektive sind viel einfacher zu implementieren und praktischer für den täglichen Gebrauch.

Das iPhone 11 Pro zum Beispiel verfügt über drei Objektive:

  • Ultra-Weitwinkel: Es hat eine äquivalente Brennweite von 12 mm (tatsächliche Brennweite beträgt 1,54 mm).
  • Weitwinkel: Es verfügt über eine äquivalente Brennweite von 26 mm (tatsächliche Brennweite beträgt 4,25 mm).
  • Ein Normalobjektiv, das Apple als Tele bezeichnet: Es hat eine äquivalente Brennweite von 52 mm (tatsächliche Brennweite beträgt 6 mm). Da eine längere Brennweite normalerweise ein längeres physisches Objektiv erfordert, ist es unwahrscheinlich, dass wir so schnell ein echtes Teleobjektiv in einem weit verbreiteten Smartphone sehen werden.

Das ist eine gute Auswahl an Objektiven für fast alle Anwendungsfälle außer Sport- oder Tierfotografie. Selbst ein Standard-Weitwinkelobjektiv erzeugt jedoch genügend Verzerrung, um das Aussehen von Personen zu beeinflussen.

Weitwinkel und Personen

Was passiert also, wenn Sie eine Person mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren?

Das ist ein Foto von mir. Hier ist eine weitere Aufnahme mit dem 52-mm-Objektiv meines iPhones.

Fällt Ihnen auf, wie merkwürdig mein Gesicht auf der ersten Aufnahme aussieht? Ohne einen direkten Vergleich ist es schwer zu erklären, was genau „falsch“ ist. Am deutlichsten wird der Effekt um meine Nase und Augen. Auf der Weitwinkelaufnahme wirken sie größer und gewölbter als in der Realität.

Der Perspektivwechsel lässt meinen Kopf auch seltsam rund und eingezwängt erscheinen. Diese Art von Verzerrung ist die Grundlage für das alte Sprichwort, dass „die Kamera 10 Pfund hinzufügt“.

Es gibt ein paar Faktoren, die beeinflussen, wie stark die Verzerrung ist:

  • Die Brennweite: Je kürzer die Brennweite des Objektivs, desto stärker ist die Verzerrung. Ein Ultra-Weitwinkelobjektiv lässt Menschen merkwürdiger aussehen als ein einfaches Weitwinkelobjektiv.
  • Der Abstand zum Motiv: Je näher sich das Motiv an der Kamera befindet, desto ausgeprägter ist der Effekt. Wenn jemand ein paar Meter entfernt steht, fällt die Verzerrung kaum auf. Erst bei Aufnahmen aus der Nähe wird sie wirklich sichtbar.
  • Die Position des Motivs: Die Auswirkungen von Verzerrungen sind an den Rändern eines Bildes stärker. Gliedmaßen und andere Körperteile wirken an den Rändern verzerrter.