Treffen Sie Celia, Huaweis Ersatz für Google Assistant

Sprachassistenten wie Siri, Google Assistant, Bixby, Cortana und Alexa sind uns bekannt, und nun gesellt sich Celia von Huawei hinzu. Doch was unterscheidet Celia von der Konkurrenz und welche Auswirkungen hat dies auf die Landschaft der Sprachassistenten?

Hallo, Celia

Huawei präsentierte Celia erstmals Ende März 2020. Die Funktion wurde in die EMUI 10.1-Software integriert, die im darauffolgenden Monat mit dem P40 Pro-Flaggschiff auf Android-Basis eingeführt wurde. Im Grunde genommen ahmt Celia viele Funktionen anderer Assistenten nach.

Um Celia zu aktivieren, genügt es, „Hey Celia“ zu sagen. Alternativ kann man auch zweimal den Netzschalter drücken. Danach ist Celia bereit, Anfragen zu bearbeiten. Ähnlich wie bei etablierten Konkurrenten können auch hier Alarme gestellt, Textnachrichten gesendet und das Wetter abgefragt werden.

Zusätzlich kann Celia die Kamera des Smartphones nutzen, um Produkte online zu finden und Nährwertinformationen zu Lebensmitteln zu liefern. Diese Funktion basiert auf der HiVision-Technologie von Huawei, die erstmals 2018 mit der Einführung der P20-Serie vorgestellt wurde.

Huawei zeigt seit langem großes Interesse an der Computer-Vision-Technologie im Bereich der künstlichen Intelligenz. Eine wichtige Funktion der Smartphone-Kamerasoftware ist Master AI, die die Kameraeinstellungen automatisch an das fotografierte Motiv anpasst.

Laut einem Huawei-Sprecher, mit dem wir uns im vergangenen Jahr austauschten, ist diese Technologie so präzise, dass sie sogar verschiedene Hunderassen erkennen kann. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Huawei diese Fähigkeit in seine neue KI-Assistententechnologie integriert hat.

Celia basiert auf Xiaoyi (nicht zu verwechseln mit XiaoYi-Kameras oder dem Smartphone-Hersteller Xiaomi), Huaweis bisherigem Sprachassistenten für den chinesischen Markt, der 2018 eingeführt wurde. Die finale Version, wie wir sie heute kennen, wurde erst Anfang dieses Jahres veröffentlicht.

Wie erhält man Celia?

Bisher bietet Huawei Celia nicht für Geräte anderer Hersteller an. Um Celia nutzen zu können, ist ein Huawei-Gerät mit EMUI 10.1-Software erforderlich. Für Kunden in westlichen Ländern umfasst dies die P40- und P30-Serie sowie die Mate 30- und Mate 20-Geräte.

Huawei hat sich entschieden, Celia vorerst nur in ausgewählten Märkten (Großbritannien, Spanien, Frankreich, Südafrika und einigen lateinamerikanischen Ländern) anzubieten. Die unterstützten Sprachen sind Englisch, Französisch und Spanisch.

Es ist möglich, dass Celia manuell aktiviert werden muss. Dies erfolgt über Einstellungen > Huawei Assistant > AI Voice. Unter „Voice Wakeup“ und „Wake with Power Button“ muss die Option jeweils auf „Ein“ gestellt werden.

Huawei im Überblick

Obwohl Huawei in den USA weniger bekannt ist, war das Unternehmen einst ein wichtiger Akteur auf dem Smartphone-Markt und ein starker Konkurrent für Samsung und Apple.

Im ersten Quartal 2019 entfielen 26 Prozent aller in Europa verkauften Smartphones auf Huawei. In seinem Heimatmarkt China hielt das Unternehmen 34 Prozent der Verkäufe im gleichen Zeitraum. Bis zum ersten Quartal 2020 stieg dieser Anteil auf 41 Prozent.

Huawei ist auch ein bedeutender Anbieter von Netzwerkausrüstung, die in vielen Ländern Mobilfunk- und Breitbandnetze unterstützt.

Im Mai 2019 setzte die Trump-Administration Huawei und seine verbundenen Tochtergesellschaften auf eine Liste des US-Finanzministeriums. Dies untersagt US-amerikanischen Unternehmen den Handel mit dem chinesischen Unternehmen ohne Genehmigung.

Infolgedessen werden neuere Huawei-Smartphones mit der Open-Source-Version von Android ausgeliefert, ohne die proprietären Google-Dienste. Dies bedeutet, dass der Google Play Store, YouTube, Gmail oder Google Assistant nicht verfügbar sind.

Es sieht so aus, als ob dieser Konflikt mit der US-Regierung in den kommenden Monaten oder sogar Jahren andauern wird. Dies hat Huawei veranlasst, einen Großteil des Google-Ökosystems so schnell wie möglich durch eigene Alternativen zu ersetzen. Daher ist es keine Überraschung, dass Huawei auch an einem neuen Betriebssystem namens Harmony OS arbeitet.

Das Herzstück des Android-Ökosystems von Huawei sind die Huawei Mobile Services. Dazu gehört eine Reihe von Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs), die Funktionen wie DRM, Authentifizierung und In-App-Käufe abwickeln. Zusätzlich betreibt Huawei einen eigenen App-Store, die Huawei AppGallery.

Die AppGallery ist derzeit jedoch noch unzureichend. Es fehlen viele Apps, die man als essentiell betrachten würde. Es gibt kaum Banking- oder Finanz-Apps. Auch Facebook, Messenger, Instagram und WhatsApp fehlen auffallend.

Huawei hat jedoch auch erste Erfolge erzielt, da Snapchat sowie verschiedene Microsoft- und Amazon-Apps in der AppGallery verfügbar sind. Zudem gibt es Here WeGo, eine Karten-App, die früher auf Nokia-Windows-Phones zu finden war und als beliebte unabhängige Option gilt.

Wenn Huawei seine aktuelle Dynamik beibehalten kann, ist es durchaus möglich, dass sich innerhalb der Android-Welt eine Spaltung entwickelt, in der zwei separate Ökosysteme um die Vorherrschaft konkurrieren – und Celia wird dabei eine wichtige Rolle spielen.