Die Hitman-Reihe ist ein Videospiel-Franchise, das sich um den Agenten 47 dreht, einen geräuschlosen Auftragsmörder, der keine Mühen scheut, sein Ziel zu eliminieren. Die Art und Weise, wie Agent 47 vorgeht, liegt ganz im Ermessen des Spielers, und genau das macht den Kern des Spiels aus. Man schlüpft in die Rolle eines hochqualifizierten Killers, der in einem Areal mit potenziellen Zielen agiert. Dabei hat man die Wahl, entweder ein ganzes Gebäude zu räumen oder unbemerkt in eine Mission einzudringen und wieder zu verschwinden. Diese Freiheit in der Herangehensweise ist seit der ersten Veröffentlichung im November 2000 der Schlüssel zum Erfolg der Hitman-Spiele. Mit zahlreichen Fortsetzungen, Filmen und Romanen hat sich Agent 47 zu einer Ikone der Videospielwelt entwickelt – eine emotionslose Leinwand, auf die man sich selbst projizieren und das Spiel gestalten kann. Nachdem die iOS-Version bereits Ende April erschien, ist Hitman nun auch für Android erhältlich. Im folgenden Test wollen wir nun herausfinden, wie sich Hitman Go schlägt.
Das Spiel präsentiert sich als rundenbasiertes Strategiespiel mit verschiedenen Siegbedingungen. Überraschenderweise hat sich das Spiel sehr gut für die mobile Plattform adaptiert. Auf explizite Gewaltdarstellungen wird verzichtet, stattdessen wird ein Diorama-Stil eingesetzt. Der Fokus liegt mehr auf strategischem Vorgehen als auf bloßem Töten. Das Spiel hat keine wirkliche Konkurrenz. Es steht für sich allein. Eine ähnliche Spielweise könnte man eventuell in Robbery Bob finden, aber selbst dieser Vergleich ist weit hergeholt. Dieses Spiel ist einzigartig und schon allein deshalb ist es wert, gespielt zu werden.
Spielmechanik
Man kann sich das Spiel wie ein Brettspiel vorstellen, das auf den Abenteuern von Agent 47 basiert. Es gelingt dabei, das Erscheinungsbild und die Atmosphäre der Serie einzufangen, ohne dabei auf übermäßige Gewalt und Blut zu setzen. (Dadurch wird ein breiteres Publikum angesprochen). Im ersten Moment könnte man dies als ein Rezept für ein Desaster ansehen, aber das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn die Hauptfigur nicht Agent 47 wäre und das Spiel einen anderen Titel hätte, wäre es dennoch ein gutes Spiel. Der Hitman-Aspekt ist eher ein nachträglicher Gedanke, was aber gut funktioniert. Oftmals gehen Portierungen von bekannten Titeln beim Versuch, den Ursprüngen treu zu bleiben, verloren. Hitman Go ist jedoch einem sehr grundlegenden Konzept des Franchise treu geblieben. Der Spieler muss immer noch Ziele ausschalten, und auch wenn es Spaß gemacht hätte, zufällig ein paar Zuschauer auszuschalten, wäre dieser Prozess ohne einen externen Controller eher langweilig. In dieser Touch- und Tabletop-Variante erfüllt das simple Wegwischen der Spielfiguren vom Brett denselben Zweck, jedoch ohne jegliches Blut.
Zu Beginn des Spiels gibt es einige kurze Missionen, um sich mit der Steuerung vertraut zu machen. Man startet mit 5 Hinweisen, falls man nicht weiterkommt. Sind diese aufgebraucht, muss man weitere kaufen, was im Laufe des Spiels sicherlich in Versuchung führt. Der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität steigen mit jedem neuen Rätsel, wodurch das Spiel mit jedem Level immer spannender wird. Es gibt sogar ein Bonuslevel für Fans von Hitman Blood Money, und wer ein echter Fan ist, wird die paradigmatischen Silverballer erkennen und verehren, sobald sie auftauchen.
Grafische Gestaltung
Das Wort „atemberaubend“ ist hier durchaus angebracht. Die Spielelemente sehen tatsächlich wie Plastik aus und nicht nur wie zufällige Polygone. Die Umgebungen sind detailliert und das gesamte Leveldesign ist eine Hommage an die ursprüngliche Hitman-Beleuchtung und -Stimmung, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Einzigartig ist hier das passende Wort, da es kaum vergleichbare Spiele gibt. Agent 47 wird als plastische, spielbare Figur dargestellt, während die Gegner nach Aktivitätsgrad farblich unterschieden werden. Schwarze Umrisse markieren die Bewegungsmöglichkeiten. Wenn sich der Spieler bewegt, tun dies auch alle anderen Figuren auf dem Spielfeld. Nach kurzer Zeit wird der Spieler schnell verstehen, wie man Charaktere überfällt und eliminiert. Die entfernten Figuren werden dann außerhalb des Spielfelds platziert, wie eine stilisierte Version von Schachfiguren.
Klangbild
Auch der Sound kann sich hören lassen. Er ist hervorragend. Einige Level spielen das ikonische „Ave Maria“-Stück aus Hitman: Blood Money ab, die Spielteile klingen genau so, als würde man ein Objekt sanft über eine glatte Oberfläche bewegen. Das Herausnehmen einer Figur klingt wie sanft aneinanderstoßende Plastikteile. Sogar die Menüsounds erinnern an die Originalspiele. Die Originalserie nutzte Musik, um das Spieltempo zu erhöhen (langsam für Stealth, schnell für offene Konfrontationen). Hitman Go ist nicht so stark von der Musik abhängig, aber es ist dennoch schön, sie im Spiel zu haben. Das Spiel ist ein Tribut an die Fans der Serie und diese werden sich sicherlich darüber freuen.
Fazit
In der Zeitspanne zwischen Hitman: Blood Money und Hitman: Absolution spielten wir Fans die vorherigen Teile immer und immer wieder, bis wir jede Wendung der Level kannten. Wir entwickelten einzigartige Trick- und Geheimkills, wie schallgedämpfte Kopfschüsse durch Türen, das Eliminieren von zwei Zielen mit einem Schuss, das Stoßen einer Person von einem Felsvorsprung und das in die Luftjagen aller Zeugen, oder das Abfeuern eines Schusses in einen Whirlpool am Rande einer Klippe und das Beobachten, wie die Schwimmer in ihren Untergang stürzen… Es scheint, dass ich mich in der Beschreibung dieser spannenden Gewalt verloren habe. Die Spiele haben einen so hohen Wiederspielwert, dass selbst bei einer neuen Version 5000 Stunden Spielzeit nicht genug wären. Eine mobile Version gibt den Fans die Hoffnung, dass wir die Abenteuer des kaltherzigen Agenten 47 nun auch auf anderen Plattformen fortsetzen können. Obwohl ich die Möglichkeit vermisse, Leute auf traditionelle Weise zu eliminieren, sollte ich diesbezüglich vielleicht einen Therapeuten aufsuchen.