Samsung Galaxy Buds 3 Pro Test: Wenn Aussehen töten könnte

Die Samsung Galaxy Buds 3 Pro im Test: Ein neuer Ansatz

Bei der diesjährigen Samsung Unpacked-Präsentation fielen mir die Galaxy Buds 3 Pro besonders ins Auge. Sie erhielten ein umfassendes Redesign mit markanten Lichtelementen und einem kantigen, neuen Erscheinungsbild, das im Internet schnell als Nachahmung der AirPods abgetan wurde. Dennoch weckte dieses neue Design mein Interesse. Nachdem ich die Kopfhörer nun eine Woche lang getestet habe, bin ich bereit zu beurteilen, ob sich dieser kostspielige Kauf lohnt. In diesem Testbericht beleuchten wir die Samsung Galaxy Buds 3 Pro ausführlich.

Galaxy Buds 3 Pro: Lieferumfang

Bevor wir ins Detail gehen, geben wir einen kurzen Überblick über den Lieferumfang der Samsung Galaxy Buds 3 Pro:

  • Samsung Galaxy Buds 3 Pro
  • Ohrstöpsel in klein und groß (mittelgroße sind vorinstalliert)
  • Bedienungsanleitung
  • USB-A- auf C-Kabel

Verarbeitung und Design

Wie bereits erwähnt, ist das Design eines der wichtigsten Verkaufsargumente der Samsung Galaxy Buds 3 Pro. Die Marke verabschiedet sich von den In-Ear-Buds und setzt auf ein klassischeres Lollipop-Design, ähnlich den AirPods. Diese Anpassung soll die Schallaufnahme durch das Mikrofon verbessern. Samsung war sich jedoch bewusst, dass diese Ähnlichkeiten nicht unbemerkt bleiben würden und hat eigene Akzente gesetzt.

Die Stiele sind dreieckig statt zylindrisch und leicht schräg zum oberen Teil angeordnet. Ein neues „Blade Light“ blinkt weiß. Die Frage ist, für wen diese Leiste gedacht ist. Sie blinkt bei einem Akkustand von 30 % oder weniger. Aber wie bemerke ich das als Träger? Sollen mich andere darauf aufmerksam machen, dass meine Kopfhörer geladen werden müssen?

Ich trug die Kopfhörer mehrere Stunden. In dieser Zeit musste ich sie ständig korrigieren. Sie waren nicht unbequem, aber ich hatte nie das Gefühl, sie nicht zu spüren, anders als bei den AirPods. Auch das Einsetzen in das Ladecase war manchmal schwierig. Es wirkte, als würde ein Kind versuchen, unterschiedlich geformte Bausteine in die falschen Öffnungen zu stecken.

Das Ladecase wurde ebenfalls überarbeitet. Es besteht nun aus Metall mit einem durchsichtigen Deckel und wirkt kompakter und leichter. Der transparente Deckel und das Blade Light erinnern mich an den Film „Tron“. Die kompakte Größe macht es einfach, das Case in engen Hosentaschen zu verstauen. Insgesamt bin ich von Samsungs Designentscheidungen beeindruckt, sehe aber Verbesserungspotenzial für zukünftige Modelle.

Galaxy Buds 3 Pro: Konnektivität

Die Kopfhörer unterstützen Bluetooth 5.4 (LE Audio-fähig) sowie Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair. Die Kopplung mit zwei Geräten gleichzeitig ist ebenfalls möglich. Die Verbindung mit dem neuesten Samsung-Foldable erfolgt nahtlos. Beim Pairing mit dem Flip 6 erschien ein Popup, sobald ich den Deckel des Ladecase öffnete.

Die Kopplung mit meinem Windows-Laptop war ebenfalls sehr schnell. Die Buds eignen sich sehr gut für den Einsatz mit einem PC. Der Wechsel zwischen den Geräten funktionierte reibungslos und ohne spürbare Verzögerung. Auch die Verbindung blieb stabil. Selbst wenn das Telefon sich am anderen Ende des Büros befand, gab es keine Unterbrechungen. Die Konnektivität ist also sehr zuverlässig.

Klangqualität

Wenn man viel Geld für TWS-Kopfhörer ausgibt, möchte man keine Kompromisse beim Klang eingehen. Samsung hat in den Buds einen Dual-Channel 10,5 mm Dynamic Driver und einen 6 mm Planar Tweeter verbaut. Sie unterstützen SBC, AAC, Samsung Scalable und Samsung Seamless Codec in HiFi- und UHQ-Versionen, wodurch sie hochauflösende Audiosignale in 24 Bit/96 kHz streamen können.

All das deutet auf eine erstklassige Klangqualität hin. Wie gut klingen die Kopfhörer in der Praxis? Ich höre meist Bollywood-Tracks, bei denen die Mitten oder der Gesang im Vordergrund stehen. Die Mitten klingen mit diesen Buds klar und detailliert. Als ich „Bekhayali“ von Kabir Singh (2019) hörte, bemerkte ich zum ersten Mal, dass es eine weibliche Co-Sängerin gibt.

Die Kopfhörer haben eine helle Klangsignatur, die Instrumente und Gesang hervorhebt. Das ist ideal beim Hören von Songs wie „Bohemian Rhapsody“. Die Klangbühne ist offen und reichhaltig, so wie man es von hochwertigen Kopfhörern erwartet. Die Trennung der Instrumente ist gut, und jedes Instrument kommt zur Geltung.

All das galt für die Standardeinstellungen mit aktiviertem Ultra High Quality Audio und dem Hören verlustfreier Songs auf Apple Music. Über die Begleit-App kann man verschiedene Presets auswählen oder eigene Einstellungen erstellen.

Der Bass ist ausgewogen. Man erhält jedoch nicht den starken, wummernden Bass, den viele bevorzugen, wie bei den Nothing Ear. Das war etwas enttäuschend, besonders bei Rock-Songs wie „New Divide“ von Linkin Park oder EDM-Stücken. Ich würde jedoch die Klarheit des Gesangs jederzeit dem Bass vorziehen.

Der räumliche Klang, den Samsung als 360 Audio bezeichnet, ist gut und effektiv. Es bietet das immersive Erlebnis, das man erwarten würde, auch wenn ich es immer noch als Gimmick betrachte. Das ist teilweise der Kopferkennung zu verdanken. Bei aktiviertem UHQ Audio gab es jedoch eine Latenz. Die Deaktivierung zugunsten von 360 Audio schien sich nicht zu lohnen.

Das größte Problem der Galaxy Buds 3 Pro ist jedoch nicht der Klang selbst, sondern die Voraussetzungen, um ihn in vollem Umfang zu erleben. Man benötigt ein Galaxy S23 oder ein neueres Flaggschiff-Gerät mit One UI 6.1.1, um UHQ und 360 Spatial Audio nutzen zu können. Andernfalls bleibt es bei AAC, was zwar nicht schlecht ist, den Preis aber nicht rechtfertigt.

Galaxy Buds 3 Pro: Mikrofonqualität

Ein wichtiger Grund für das neue Design war die Verbesserung des Mikrofonausschnitts, da die Stiele näher am Mund liegen. Ich muss sagen, das hat sich ausgezahlt. Die Galaxy Buds 3 Pro haben eine der besten Mikrofonleistungen, die ich je erlebt habe. Ich habe die Buds im Ambient-Modus genutzt, um mich mit einem Freund in einer vollen U-Bahn zu unterhalten. Und siehe da?

Obwohl ich die Vibrationen des Zuges und die Gespräche der anderen Fahrgäste wahrnahm, berichtete mein Freund am anderen Ende, meine Stimme sei kristallklar. Ich habe das Gespräch aufgezeichnet und war überrascht. Meine Stimme war deutlich und die Umgebungsgeräusche wurden ausgeblendet. Wenn das kein Beweis für die gute Mikrofonqualität ist, weiß ich auch nicht.

Adaptive Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus

Samsung bietet drei Modi: Ambient (Transparenz), Adaptive und Aktive Geräuschunterdrückung. Der Adaptive Modus schaltet die Geräuschunterdrückung ein und wechselt in den Ambient-Modus, wenn ein lautes Geräusch erkannt wird. Das war jedoch ziemlich unzuverlässig. Der Modus schaltete ständig in den Ambient-Modus, wenn jemand an mir vorbeiging, was irgendwann nervte. Dann habe ich ihn ausgeschaltet.

Die Geräuschunterdrückung selbst ist hingegen hervorragend. Sie ist vergleichbar mit der des Bose QuietComfort Ultra, dem Industriestandard für ANC. Man schaltet sie ein und taucht in eine Welt ein, in der nur man selbst und die Musik existieren. Selbst in lauten Situationen konnte ich meine Umgebung kaum hören, als ich einen Song bei 50 % Lautstärke abspielte.

Der Transparenzmodus ist ebenfalls gut, klar und nicht so aufdringlich wie bei anderen Premium-Optionen. Man kann die Gespräche der anderen Personen mitverfolgen, ohne von Windgeräuschen gestört zu werden. Auch die eigene Stimme klingt nicht künstlich oder gedämpft. Wenn das Design kein Problem wäre, hätte ich nicht einmal bemerkt, dass ich Kopfhörer trage. So gut ist der Transparenzmodus.

KI-Funktionen und Sprachsteuerung

Die Buds verfügen auch über die Live Interpreter Galaxy AI-Funktion. Sie übersetzt die Sprache anderer in Echtzeit in die eigene Muttersprache. Ich habe diese Funktion bereits mit der Galaxy S24-Serie verwendet und sie funktioniert nicht immer perfekt. Bei einfachen Sätzen in Hindi hat sie ganz gut funktioniert, aber bei komplexeren Inhalten wurde es schnell ungenau. Vielleicht funktioniert sie in anderen Sprachen, wie Spanisch, besser. Ich konnte es jedoch nicht selbst ausprobieren.

Man kann die Wiedergabe auch mit Sprachbefehlen wie „Anruf annehmen“, „Musik abspielen“, „Lautstärke erhöhen“ oder „Vorheriges Lied“ steuern. Ich bin jedoch nicht der Typ, der in der Öffentlichkeit laut Befehle gibt, wenn ich das auch leise mit den Händen erledigen kann. Diese Befehle funktionieren mit jedem. Wenn Kinder oder Kollegen davon erfahren, könnten sie einen damit ärgern. Die Funktion hat während meiner Tests gut funktioniert, aber ich habe schnell das Interesse verloren und bin zu den Touch-Steuerungen zurückgekehrt.

Galaxy Buds 3 Pro: Touch-Steuerung

Das neue Lollipop-Design ermöglicht Pinch- und Swipe-Touch-Steuerungen zum Ändern von Modi und Lautstärken. Hier ist eine Übersicht der Touch-Steuerungen der Samsung Galaxy Buds 3 Pro:

Touch-Steuerung Aktion
Pinch Anrufe annehmen oder beenden
Pinch und halten Zwischen ANC- und Transparenzmodus wechseln
Nach oben und unten wischen Lautstärke erhöhen und verringern

Ich finde die neuen Steuerungen gut, aber Samsung hat es versäumt, physische Indikatoren an den Buds anzubringen, um zu signalisieren, wo man genau drücken muss. Ich musste es erst herausfinden, indem ich es ausprobierte. Es stellte sich heraus, dass es die Mitte des Stiels ist. Trotzdem hatte ich manchmal Schwierigkeiten, den richtigen Punkt zu finden. Positiv ist, dass ein Geräusch signalisiert, dass die Berührung registriert wurde.

Akkulaufzeit und Laden

Die Akkus der Buds haben jeweils eine Kapazität von 45 mAh, während das Ladecase einen 500 mAh Akku besitzt. Die Akkulaufzeit beträgt bei aktiver Geräuschunterdrückung etwa 6,5 Stunden, was auch meinen Erfahrungen entspricht. Selbst bei längeren Musikhör- oder Gaming-Sessions hält der Akku leicht einen Viertel des Tages durch.

Wenn das Laden ansteht, benötigen sowohl das Case als auch die Buds etwa 1 Stunde und 20 Minuten, um von 0 auf 100 % geladen zu werden. Da das Case kabelloses Laden unterstützt, kann man es einfach auf einem Galaxy-Smartphone aufladen.

Erfahrung mit der Begleit-App

Um die zahlreichen Funktionen der Galaxy Buds 3 Pro zu steuern, muss man die Galaxy Wear-App herunterladen. Ich dachte nicht, dass jemand Realme Link übertreffen könnte, aber die Wear-App ist ein ernstzunehmender Herausforderer (nicht im positiven Sinne). Der Einrichtungsprozess ist langwierig und erfordert die Anmeldung mit einem Samsung-Konto. Aber sobald das erledigt ist, kann man die guten Teile erleben.

Die App hat eine ansprechende Benutzeroberfläche mit gut beschrifteten Menüs. Hier findet man Samsungs Version von „Find My“, falls man die Ohrhörer verliert. Man kann auch den Equalizer, die Touch-Steuerungen und andere Funktionen verwalten. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, wusste ich genau, wo ich bestimmte Einstellungen finden konnte. Abgesehen von den bereits besprochenen Funktionen gibt es nicht viel über die Begleit-App zu sagen.

Sollte man die Samsung Galaxy Buds 3 Pro kaufen?

Kommen wir zur entscheidenden Frage: Sollte man die Samsung Galaxy Buds 3 Pro kaufen? Mit einem Preis von 249 $/219 £/20.000 Rs sind sie teurer als die Apple AirPods Pro 2. Generation mit USB-C, die manchmal für unter 200 $ erhältlich sind. Wenn man jedoch einen großartigen Klang und ein umfangreiches Funktionsspektrum sucht, könnten sie eine überzeugende Option sein.

Die Schwächen werden jedoch deutlich, wenn man bedenkt, dass man ein aktuelles Samsung-Flaggschiff benötigt, um die meisten Funktionen nutzen zu können. Ansonsten sind sie wie jede Mittelklasse-Option. Das ist etwas enttäuschend von Samsung, denn anstatt ein eigenständiges, gutes Produkt zu sein, sind sie im Grunde nur noch ein Zubehör für ihre Flaggschiffe.

Es ist am besten, sie nur zu kaufen, wenn man bereits ein Samsung S23 oder neuer hat oder ein gutes Angebot erhält, wenn man ein neues Samsung-Gerät kauft. Ansonsten würde ich empfehlen, nach etwas vielseitigerem zu suchen, das alle guten Funktionen bietet, ohne die Kompatibilität auf eine begrenzte Anzahl von Geräten einzuschränken.