Ehrlich gesagt, hat Linux oft Schwierigkeiten, wenn es um Schriftarten geht. Obwohl die Community, Distributionshersteller und Entwickler hart daran arbeiten, die Textdarstellung zu verbessern, wirkt die Linux-Plattform im Vergleich zu anderen Betriebssystemen in vielen Fällen etwas unprofessionell. Die Schriftwiedergabe ist nicht immer optimal, und da Linux primär auf Open-Source-Software setzt, können manche Webseiten und Programme ungewöhnlich aussehen. Aber es gibt Hoffnung: Mit ein paar Anpassungen lässt sich die Schriftqualität unter Linux erheblich steigern. Ein erster Schritt ist die Nutzung von Microsoft-Schriftarten, die das Erscheinungsbild proprietärer Software unter Linux deutlich verbessern können.
Microsoft Core-Schriftarten unter Linux
Die Microsoft-Kernschriftarten sind ein fester Bestandteil des Windows-Betriebssystems und der Microsoft-Software. Entgegen der allgemeinen Annahme lassen sich diese Schriftarten problemlos auch unter Linux installieren. Die meisten gängigen Linux-Distributionen machen dies sogar sehr einfach, wobei einige Installationen unkomplizierter sind als andere. Wichtig zu betonen ist, dass dieser Vorgang völlig legal ist.
Der einzige Punkt, den man beachten sollte, ist, dass bei der Installation dieser Schriftarten den Microsoft-Nutzungsbedingungen zugestimmt werden muss. Zudem sind diese Schriftarten nicht kostenlos und Open-Source, sondern proprietär und dürfen nicht verändert werden.
Installation auf verschiedenen Distributionen
Ubuntu
Unter Ubuntu ist die Installation von MS-Core-Fonts denkbar einfach. Viele Nutzer haben sie möglicherweise schon installiert, da das Paket „wine“ diese Schriftarten oft mitbringt. Wer Wine nicht nutzt, kann sie jedoch separat installieren:
sudo apt install ttf-mscorefonts-installer
Das Terminal lädt dann alle Microsoft-Kernschriften herunter und installiert sie. Die Nutzungsvereinbarung muss dabei mit den Pfeiltasten akzeptiert werden.
Arch Linux
Arch-Nutzer haben Glück: Für die Installation der MS-Core-Fonts existiert ein AUR-Paket. Dieses lässt sich mit dem bevorzugten AUR-Helfer aufrufen. Alternativ kann der Snapshot heruntergeladen und das Paket manuell erstellt werden.
Debian
Ähnlich wie bei Ubuntu ist die Installation unter Debian sehr einfach:
sudo apt-get install ttf-mscorefonts-installer
Fedora und OpenSUSE
Nutzer von OpenSUSE und Fedora finden die MS-Core-Fonts über den Open SUSE Build Service. Dort finden sich die Download-Optionen. Fedora-Nutzer laden die RPM-Datei herunter und öffnen sie mit der Gnome-Software, während Suse-Nutzer den 1-Klick-Installationsbutton verwenden.
Das Infinality-Paket für verbesserte Schriftwiedergabe
Es gibt ein spezielles Softwarepaket für Linux, das die Schriftwiedergabe signifikant verbessert. Dieses Paket optimiert das Rendern, die Hinting-Informationen und die allgemeinen Eigenschaften von Open-Source-Schriftarten. Die Installation ist sehr empfehlenswert. Hier die Anleitung dazu:
Ubuntu und Debian
Das Infinality-Bundle ist leider nicht direkt in den Repositorien von Ubuntu oder Debian verfügbar, da es sich nicht um eine klassische Software handelt, sondern um ein Paket individueller Anpassungen an Schriftarten und Einstellungen. Da die Maintainer von Linux-Distributionen sehr präzise arbeiten, wird diese Software nicht in den Haupt-Repositorys geführt. Stattdessen muss man sich auf den Open SUSE Build Service verlassen:
Dort lassen sich die aktuellen Pakete für Debian 7/8 oder Ubuntu herunterladen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass auch wenn nur die Versionen 14.04 und 16.04 von Ubuntu offiziell unterstützt werden, es in der Praxis auch mit neueren Versionen funktionieren sollte, da es sich lediglich um Konfigurationsdateien handelt.
Arch Linux
Für Arch-Nutzer gibt es auch hier ein AUR-Paket.
Fedora
Auch Fedora hat sich gegen die Aufnahme von Infinality in die eigenen Softwarequellen entschieden. Benutzer müssen ein Copr-Repository hinzufügen:
dnf copr enable caoli5288/infinality-ultimate sudo dnf install fontconfig-infinality-ultimate
Open SUSE
Wie auch bei anderer Software von Drittanbietern finden Suse-Nutzer das Infinality-Paket im Open SUSE Build Service. Dort gibt es den 1-Klick-Installationsbutton für die jeweilige Version.
Andere Linux-Systeme
Für Nutzer anderer Linux-Systeme gibt es den Quellcode von Infinality auf GitHub. Dort lassen sich alle nötigen Informationen zum Erstellen und Installieren des Pakets finden.
Feinabstimmung der Schriftarten in der Desktop-Umgebung
Um Schriftarten wirklich optimal aussehen zu lassen, empfiehlt es sich, die Einstellungen in der jeweiligen Desktop-Umgebung anzupassen. Jede Linux-Desktopumgebung bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Optimierung der Schriftwiedergabe. Diese Einstellungen sind zwar nicht immer perfekt, aber einen Blick sind sie auf jeden Fall wert.
Für detaillierte Anweisungen für jede Desktop-Umgebung empfiehlt sich dieser Link.
Fazit
Die Darstellung von Schriftarten war auf Open-Source-Plattformen aufgrund der proprietären Technologien der großen Unternehmen immer eine Herausforderung. Die Linux-Community leistet aber hervorragende Arbeit, um diese Einschränkungen zu minimieren und die Darstellung so gut wie möglich zu gestalten.
Für die meisten Nutzer sehen Schriftarten unter Linux schon gut aus. Mit diesen Tipps lassen sie sich aber noch ein Stück weiter verbessern.