Früher galt es als Allheilmittel für langsame Rechner: mehr (oder schnellerer) Arbeitsspeicher. Heutzutage ist das aber nicht mehr zwangsläufig die beste Wahl für ein erstes Hardware-Upgrade.
Wann ist ein RAM-Upgrade sinnvoll?
Es gibt Situationen, in denen eine Speichererweiterung ganz klar sinnvoll ist. Ein typischer Alltags-PC, der zum Surfen, Streamen, für Office-Anwendungen und vielleicht das ein oder andere Spiel genutzt wird, sollte unserer Ansicht nach mindestens 8 GB RAM besitzen.
Das mag überraschen, da viele Einsteiger- und Mittelklasse-PCs mit nur 4 GB ausgestattet sind. Diese sind aber oft nicht sehr reaktionsfreudig und werden schnell langsamer, sobald ein paar Hintergrundprozesse aktiv sind.
Deshalb empfehlen wir mindestens 8 GB. Wer einen Laptop mit 4 GB besitzt, sollte im Handbuch nachsehen, ob ein Speicher-Upgrade möglich ist. Bei manchen Modellen ist der RAM fest mit dem Mainboard verlötet, was ein Upgrade unmöglich macht.
Gamer, die aktuelle Top-Titel spielen wollen, sind mit 16 GB RAM besser beraten. Ob man darüber hinausgehen sollte, hängt stark von den geplanten Anwendungen ab. Ein High-End-PC für beispielsweise 4K-Videobearbeitung benötigt möglicherweise 32 GB oder mehr.
Wenn keiner dieser Fälle auf Ihren PC zutrifft, sollten Sie einige Punkte beachten, bevor Sie neue RAM-Module kaufen.
Engpässe identifizieren
Wenn ein Mangel an Arbeitsspeicher die Ursache für Ihre Probleme ist, sollten Sie dies durch eine Überprüfung der Systemleistung feststellen können. Drücken Sie dazu Strg+Umschalt+Esc, um den Task-Manager von Windows 10 zu öffnen. Klicken Sie dann auf „Mehr Details“, um die erweiterte Ansicht zu sehen. Wählen Sie den Reiter „Leistung“ und dann „Speicher“ aus.
Nutzen Sie Ihren PC nun wie gewohnt, während Sie den Task-Manager im Auge behalten.
Wenn Sie eine Verlangsamung feststellen, prüfen Sie die Werte „In Verwendung“ und „Verfügbar“ unterhalb des Diagramms zur RAM-Auslastung. Wenn oft noch viel RAM verfügbar ist, ist der Arbeitsspeicher wahrscheinlich nicht das Problem. Wenn er bei Verlangsamungen aber immer voll ausgelastet ist, könnte mehr RAM die Situation verbessern.
Ist XMP aktiviert?
Selbstbauer von Desktop-PCs nutzen womöglich nicht das volle Potenzial ihres RAMs. Viele, die ihren PC selbst zusammenbauen, haben dies aber wahrscheinlich schon getan. In den BIOS-Einstellungen des Mainboards kann man ein sogenanntes eXtreme Memory Profile (XMP) aktivieren. Bei einem PC mit AMD-Prozessor wird dies möglicherweise als DOCP bezeichnet.
XMP ist eine Intel-Technologie, die eigentlich zum Übertakten gedacht ist. Wenn Sie sie aber einfach im BIOS aktivieren, ohne manuelle Einstellungen vorzunehmen, wird der RAM mit der Geschwindigkeit betrieben, für die er ausgelegt ist – und nicht mit einer langsameren Standardeinstellung.
Die Geschwindigkeiten überprüfen
Eine RAM-Aufrüstung ist nicht so einfach wie der Austausch von Festplatte oder Grafikkarte. Sie müssen den richtigen Typ wählen (für moderne Mainboards ist dies DDR4) und dessen Geschwindigkeit muss mit dem Mainboard kompatibel sein.
Wenn Sie ein vorhandenes RAM-Modul behalten und ein weiteres hinzufügen, sollten diese dieselbe Geschwindigkeit haben. Viele bevorzugen es aber, zwei identische Module zu verwenden, anstatt sie zu mischen, um sicherzugehen. Informieren Sie sich über die RAM-Geschwindigkeit Ihres Computers, um einzuschätzen, wie viel ein schnelleres RAM-Upgrade wirklich bringt.
Bei den tatsächlichen Geschwindigkeiten kann ein Upgrade auf 3.000 MHz oder mehr zu spürbaren Verbesserungen führen, wenn Ihr RAM zuvor langsamer war (z. B. 2.400 MHz). Wenn Sie aber bereits 3.000 MHz nutzen, ist der Leistungsschub durch schnelleren RAM möglicherweise nicht mehr so deutlich. Das hängt aber auch von Ihrem spezifischen System und der Art der Nutzung ab.
Besser eine SSD verwenden
Wenn der RAM nicht der Engpass ist, gibt es noch andere Möglichkeiten. Die erste Option ist der Umstieg auf eine Solid State Drive (SSD), falls Ihr PC noch eine herkömmliche Festplatte verwendet. Selbst ein RAM-Upgrade bringt keine so deutliche Leistungsverbesserung wie der Wechsel von einer HDD zu einer SSD.
Selbst eine ältere SATA-III-SSD wie die Samsung 860 Evo sorgt für deutlich schnellere Reaktionszeiten und eine allgemein bessere Leistung. Wenn das Mainboard NVMe-Laufwerke unterstützt, ist der Unterschied noch größer.
Werfen Sie Ihre alte Festplatte nicht weg – Sie können diese als sekundären Speicher verwenden, falls Ihr PC noch Platz dafür bietet. Sie können sie auch in ein externes Festplattengehäuse einbauen und nutzen (natürlich nach dem Sichern Ihrer Daten und dem Formatieren).
CPU und GPU überprüfen
Wenn RAM nicht das Problem ist und ein SSD-Upgrade bereits durchgeführt wurde, ist es möglicherweise an der Zeit, die CPU oder GPU aufzurüsten oder ein neues System zu kaufen oder zu bauen.
Um die Leistung Ihrer CPU einzuschätzen, können Sie die gleichen Schritte wie oben bei der Identifizierung von Engpässen durchführen. Schauen Sie sich diesmal die CPU-Auslastung im Task-Manager an.
Ist die CPU häufig ausgelastet, wenn Sie mehrere Programme geöffnet haben oder während bestimmter Spiele? Probieren Sie ein paar verschiedene Spiele aus, um zu sehen, ob dies konsistent ist, bevor Sie der CPU die Schuld geben, da einige Spiele anfangs stärker auf den Prozessor angewiesen sind.
Wenn Sie kein Geld für ein Upgrade haben, sollten Sie sich vorerst der Einschränkungen Ihres Systems bewusst sein. Verwenden Sie zum Beispiel nicht zu viele Programme gleichzeitig – beenden Sie vor dem Spielen alle Hintergrundprozesse, die möglich sind. Dies sind zwar nur Notlösungen, können aber helfen.
Wenn die CPU nicht der limitierende Faktor ist, sollten Sie sich die GPU anschauen, vor allem, wenn diese sich an der unteren Grenze der Mindestanforderungen eines Spiels befindet. Eine neue GPU kann aber wiederum zu einem CPU-Engpass führen, was bedeutet, dass Sie erneut testen müssen.
Eine weitere Möglichkeit für Sparfüchse ist das Übertakten der Komponenten, um mehr Leistung herauszuholen. Dies birgt aber Risiken, wie den Verlust der Garantie, höheren Stromverbrauch und möglicherweise eine kürzere Lebensdauer von CPU und GPU.
Für ältere PCs, bei denen man entweder übertakten oder etwas Neues kaufen müsste, was aber zu teuer ist, ist Übertakten eine Art „eingebautes“ Upgrade und möglicherweise die beste Wahl.
Mehr Informationen finden Sie in unseren Tutorials zum Übertakten Ihrer GPU oder Intel-CPU.
RAM ja oder nein?
RAM ist eine spezielle Komponente in modernen PCs. Wenn Sie zu wenig davon haben, kann das Hinzufügen von mehr einen enormen Unterschied in der Leistung bewirken. Wenn Ihr System aber nicht regelmäßig den gesamten Arbeitsspeicher nutzt, wird eine Aufrüstung nicht den gewünschten Effekt haben.
Für Nutzer, die kein RAM-Upgrade benötigen, ist es unter Umständen sinnvoller, eine SSD zu kaufen, auf eine neue CPU aufzurüsten oder eine neue Grafikkarte einzubauen.