Vor genau drei Jahrzehnten erblickte Microsoft Windows 3.0 das Licht der Welt. Diese grafische Benutzeroberfläche markierte einen enormen Fortschritt in Sachen Leistungsfähigkeit und Beliebtheit im Vergleich zu ihren Vorgängern. Doch was machte Windows 3.0 so besonders?
Der Durchbruch für Windows
In den frühen Tagen der IBM-kompatiblen PCs war MS-DOS von Microsoft das dominierende Betriebssystem. Es war befehlszeilenbasiert und konnte in der Regel nur ein Programm gleichzeitig ausführen. Mit zunehmender Leistungsstärke der Computer in den 1980er Jahren wurde Multitasking zu einem zentralen Thema. Fachzeitschriften berichteten begeistert über Produktivitätssteigerungen, die durch die gleichzeitige Nutzung mehrerer Anwendungen möglich wären.
In dieser Zeit entstanden auch Ideen für grafische und mausgesteuerte Oberflächen, inspiriert unter anderem von der Xerox Alto. Microsoft hatte bereits einige frühe Anläufe mit GUI-basierten Betriebssystemen unternommen, bevor 1985 Windows 1.0 erschien. Diese grafische, mausgesteuerte Oberfläche lief auf MS-DOS und bot eine Bitmap-Anzeige mit nicht überlappenden Anwendungsfenstern.
Weder Windows 1.0 noch Windows 2.0 konnten sich auf dem Markt durchsetzen. Doch 1990 kam mit Windows 3.0 eine weitere GUI-Shell, die ebenfalls auf MS-DOS aufbaute. Sie ermöglichte das Multitasking von MS-DOS-Programmen und speziell entwickelten Windows-Anwendungen. Im Gegensatz zu den früheren Versionen wurde Windows 3.0 zu einem echten Erfolg und verkaufte sich über 10 Millionen Mal. Dies führte zu einer breiten Unterstützung durch Dritthersteller und festigte Microsofts Vorherrschaft im Bereich der PC-Betriebssysteme.
Hier sind einige der Schlüsselelemente, die Windows 3.0 zu einem so einzigartigen und erfolgreichen Produkt machten:
Der neuartige Programm-Manager
In modernen Windows-Versionen ermöglicht das Startmenü die übersichtliche Organisation und den schnellen Start installierter Anwendungen. In Windows 3.0 übernahm diese Funktion der Programm-Manager, der gleichzeitig als Hauptschnittstelle (Shell) für Windows diente.
Windows 2.0 nutzte als Shell noch den MS-DOS Executive, im Grunde eine einfache Liste von Dateien ohne Unterstützung für Anwendungssymbole. Die „großen“ 16-Farben-Symbole in Windows 3.0 wirkten dagegen revolutionär und brachten Symboldetails, die an teure Macintosh-Rechner erinnerten, auf vergleichsweise kostengünstige PCs.
Der Programm-Manager war zudem sehr benutzerfreundlich. Im Vergleich zu MS-DOS oder der MS-DOS Executive Shell von Windows 2.0 bot er eine intuitive Oberfläche. Benutzer konnten Anwendungen einfach finden und starten, ohne dabei die Dateistruktur durcheinanderzubringen.
Wer in Windows 3.0 Dateien verwalten wollte, musste eine separate Anwendung namens Datei-Manager aufrufen. Heutzutage vereint der Datei-Explorer von Windows 10 sowohl die Hauptschnittstelle als auch die Dateiverwaltungsfunktionen.
Die Premiere von Microsoft Solitaire
Solitaire ist heute so untrennbar mit Windows verbunden, dass es schwerfällt, sich das eine ohne das andere vorzustellen. Diese berühmte Verbindung entstand 1990, als Microsoft die erste Version von Solitaire in Windows 3.0 integrierte. Mit seinen detaillierten Karten und unterhaltsamen Kartenrückseiten war Solitaire ein anschauliches Beispiel für die grafischen Fähigkeiten von Windows. Und natürlich war es auch eine willkommene Ablenkung während der Arbeitszeit.
Die von Susan Kare entworfenen Kartenmotive, die zuvor auch viele grafische Elemente und Schriftarten für den Macintosh gestaltet hatte, verliehen dem Spiel eine besondere Note. Sie war ebenfalls für viele der Symbole in Windows 3.0 verantwortlich. Microsoft nutzte Kares Kartengrafiken bis Windows XP, bevor sie in Vista ersetzt wurden.
Auch das Spiel Reversi war in jeder Kopie von Windows 3.0 enthalten. Während Microsoft Reversi in Windows 3.1 (zugunsten von Minesweeper) entfernte, wurde Solitaire bis Windows 7 mitgeliefert. (Heutzutage ist es eine seltsame Pay-to-Play-Variante, aber das ist ein anderes Thema.)
Verbessertes Speichermanagement und echtes Multitasking
Windows 3.0 zeichnete sich durch ein verbessertes Speichermanagement aus, das die Nutzung großer RAM-Mengen ermöglichte und erstmals kooperatives Multitasking realisierte. Bei der gleichzeitigen Ausführung von MS-DOS-Programmen (die damals noch weit verbreitet waren) dienten Windows 1.0 und 2.0 im Wesentlichen als grafische Anwendungsstarter. Mit Windows 3.0 konnten Benutzer mehrere MS-DOS-Anwendungen gleichzeitig nutzen, was sich zu dieser Zeit wie Zauberei anfühlte.
Welche MS-DOS-Anwendungen liefen 1990? Dank Abwärtskompatibilität war von Lotus 1-2-3 bis Captain Comic alles möglich. Windows war auch ein Segen für BBS (Bulletin Board Systeme), da mehrere Instanzen von DOS-basierter BBS-Software problemlos auf einem Computer laufen konnten.
Ein neuartiges „3D“-Design
Heutzutage mag es erstaunlich erscheinen, aber die Buttons von Windows 3.0 waren damals ein echter Hingucker für eine PC-Benutzeroberfläche. Sie nutzten simulierte Lichter und Schatten, um eine Illusion von Tiefe zu erzeugen, weshalb viele die Schaltflächen als „3D“ bezeichneten.
Die gesamte Benutzeroberfläche von Windows 3.0 wirkte klar und professionell, mit detaillierten Symbolen, durchdacht angeordneten Fenstern und ansprechenden Schriftarten. Zum ersten Mal erreichte Windows (und übertraf es vielleicht sogar) die visuelle Qualität von Mac OS, das von den meisten als Benchmark-GUI der damaligen Zeit angesehen wurde. Dieser optische Reiz trug maßgeblich zur Popularität von Windows 3.0 bei.
Ein Wendepunkt im Wettstreit der PCs gegen Macs
Windows 3.0 markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung von PC-kompatiblen Geräten, da Maschinen mit einer hochwertigen grafischen Benutzeroberfläche (und der entsprechenden Peripherie) für den breiten Markt erschwinglich wurden. Im Jahr 1990 konnte man einen einfachen PC mit Windows 3.0 für weniger als 1000 US-Dollar erwerben, während der günstigste Farb-Macintosh etwa 2400 US-Dollar kostete. Mit einem PC, einer Maus und einer Windows-Lizenz für 149 US-Dollar konnte man kostengünstig eine Maschine bauen, die fast wie ein Mac funktionierte.
Je mehr Menschen eine Plattform nutzen, desto mehr Unternehmen wollen für diese entwickeln, und genau das geschah mit Windows 3.0. Während die Unterstützung von Drittherstellern in der Windows 1.0- und 2.0-Ära noch begrenzt war, entwickelten viele Softwareunternehmen nun Anwendungen für Windows 3.0, darunter Aldus mit seiner beliebten Desktop-Publishing-Software Aldus PageMaker. Für den Produktivitätsbereich veröffentlichte Microsoft selbst hervorragende Versionen von PowerPoint, Word und Excel für Windows 3.0. Mit Windows 3.0 konnte man tatsächlich produktiv arbeiten.
Und schließlich: CHESS.BMP
Wenn wir unsere Erinnerung an Windows 3.0 Revue passieren lassen, darf das beeindruckende 16-Farben-Hintergrundbild (640×480!) nicht fehlen, das jeder Kopie beilag.
Zu einer Zeit, als VGA-Karten sich endgültig durchsetzten, nutzten viele Anwender die Umgebung mit höheren Auflösungen, wie 640 × 480. Passenderweise integrierte Microsoft CHESS.BMP, eine Grafikdemonstration, die einige Schachfiguren zeigte, die über ein scheinbar endloses Schachbrett flogen. Bis Windows 3.1 im Jahr 1992 eine integrierte Bildschirmschoner-Unterstützung bot, nahmen wir die kleinen Freuden, die wir bekommen konnten. CHESS.BMP war dafür perfekt geeignet.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Windows 3.0!
Für einen nostalgischen Trip in die Vergangenheit zeigen wir, wie man Windows 3.1 in DOSBox installiert und auf einem modernen PC ausführt. Windows 3.1 wurde einige Jahre nach Windows 3.0 veröffentlicht und verfügte über eine ähnliche Benutzeroberfläche.