Wie kann mein ISP erkennen, dass ich BitTorrent verwende?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Nutzer nach dem Bezug von Dateien über Torrents Mitteilungen von ihrem Internetanbieter erhalten. Die Frage ist, woher der Provider das weiß? Die Antwort liegt in der Funktionsweise von BitTorrent, die weniger anonym ist, als man vielleicht annehmen würde.

Wie funktionieren Torrents?

Beim herkömmlichen Download bezieht man Daten von einem entfernten Server. Abgesehen von der initialen Anfrage zum Abruf der Datei, ist der Prozess meist einseitig: Die Daten kommen vom Server zum Nutzer. So funktioniert das Laden von Webseiten, das Streamen von Videos oder das Herunterladen von Spielen auf Plattformen wie Steam.

Problematisch wird es, wenn viele IP-Adressen gleichzeitig von ein und demselben Server Dateien beziehen, was zu Überlastungen und reduzierten Downloadgeschwindigkeiten führen kann.

Torrents hingegen basieren auf einem Peer-to-Peer-Protokoll. Ein Torrent-„Schwarm“ ist eine Gruppe von IP-Adressen, die simultan eine Datei herunter- und hochladen. Anstatt eine Datei nur von einem Server zu beziehen, werden Teile davon auch an andere Nutzer weitergegeben. Dieser stetige Austausch führt oft zu schnelleren Downloadgeschwindigkeiten als bei herkömmlichen Downloads.

Obwohl BitTorrent häufig für illegale Downloads missbraucht wird, gibt es zahlreiche legitime Anwendungen. Die Möglichkeit, Downloads anzuhalten, fortzusetzen und in kleinere Teile aufzuteilen, macht Torrents ideal für große Dateien wie Spiele, Software, Plugin-Pakete und Updates. Sie sind auch eine übliche Methode zur Verbreitung von kostenloser Musik und Videos.

Was Ihr ISP sehen kann

Ihr Internetanbieter kann nicht sofort feststellen, ob Sie BitTorrent nutzen oder was Sie konkret herunterladen. Die meisten Torrent-Clients verschlüsseln Daten, wodurch es für ISPs (und Heimrouter) schwieriger wird, BitTorrent-Datenverkehr zu erkennen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, wie der ISP die Nutzung von BitTorrent feststellen kann.

Torrent-Downloads haben bestimmte Nutzungsmuster, wie z.B. viele simultane Upload-Streams und diverse TCP-Verbindungen (Transmission Control Protocol), da mit vielen IPs gleichzeitig kommuniziert wird. Wenn der ISP aktiv nach Torrent-Nutzung sucht, wird er diese Muster sehr wahrscheinlich erkennen.

Eine andere Methode ist die Beauftragung Dritter, die Torrent-Gruppen überwachen und überprüfen, ob eine bestimmte IP-Adresse in der Nutzerliste auftaucht.

Die meisten ISPs sind jedoch nicht direkt daran interessiert, die Nutzung von Torrents zu unterbinden. Ein Hauptgrund für ihre Aufmerksamkeit ist der hohe Bandbreitenverbrauch von Torrents. Mit dem Aufkommen von schnellen Kabelverbindungen ist dies jedoch weniger problematisch als früher. Einige Anbieter, wie WLAN-ISPs und Mobilfunknetze, können jedoch Ihre Verbindung drosseln, wenn Sie große Dateien über Torrents beziehen.

Medienunternehmen und urheberrechtlich geschützte Dateien

Wenn ISPs die Nutzung von Torrents nicht stört, warum erhalten dann manche Nutzer Abmahnungen?

Beim Download mit einem Torrent kann man alle verbundenen IP-Adressen sehen. Aus diesem Grund treten viele Medienunternehmen und Urheberrechtsinhaber beliebten Torrents ihrer illegal kopierten Inhalte bei. Sie extrahieren die IP-Adressen, die die Dateien herunterladen, und sortieren die Listen nach Internetanbietern.

Sie benachrichtigen die Internetanbieter über diese IP-Adressen, die illegal herunterladen. Der ISP sendet dann eine Mitteilung an den Nutzer, dass er über die Torrent-Nutzung informiert ist und fordert ihn auf, die Piraterie zu beenden. Wiederholtes Vergehen kann zur Drosselung der Internetverbindung oder schlimmeren Konsequenzen führen, inklusive Klagen durch Urheberrechtsinhaber. Dies gilt besonders, wenn Ihr ISP zu einem Medienunternehmen gehört.

Es besteht kaum ein Risiko, solche Mitteilungen zu erhalten, wenn die über Torrents heruntergeladenen Inhalte legal sind. Viele Software-Launcher nutzen das Torrent-Protokoll, um Software-Updates schneller zu verbreiten.

Verstecken VPNs meine Torrent-Nutzung?

VPNs (Virtual Private Networks) ermöglichen es, sich von einem externen Standort aus mit einem anderen Netzwerk zu verbinden. Beim Verwenden eines VPNs werden die eigene IP-Adresse und der Standort hinter dem VPN-Netzwerk verborgen. Viele Nutzer verwenden VPNs, um sicherer zu surfen oder um auf regionale Inhalte zuzugreifen.

Wenn man über ein VPN einen Torrent herunterlädt, erscheint die IP-Adresse des VPN-Servers als Peer. Nicht alle VPNs sind gleichwertig. Kostenlose VPNs sind meist sehr langsam und haben instabile Verbindungen, was sie beim Download großer Dateien unzuverlässig macht. Ein kostenpflichtiges VPN bietet deutlich bessere Sicherheit und Geschwindigkeiten, die oft mit der Leistung des tatsächlichen Internetanschlusses vergleichbar sind.

Man sollte auch beachten, dass Torrent-Clients auch nach dem Download das Hochladen der Datei fortsetzen (sog. Seeding). Wenn die VPN-Verbindung vor dem Stoppen des Seeding-Prozesses getrennt wird, kann die tatsächliche IP-Adresse in der Peer-Liste erscheinen.