Der Startbildschirm des iPhones hat seit seiner erstmaligen Präsentation durch Steve Jobs im Jahr 2007 keine wesentlichen Änderungen erfahren. Mit iOS 14, das im Herbst 2020 eingeführt wird, wird sich dies jedoch grundlegend ändern. Es werden Funktionen eingeführt, die Nutzern von Android-Geräten der letzten Jahre bereits vertraut sind.
Diese Neuerung ist keineswegs negativ. Die neuen Funktionen des Homescreens unter iOS 14 werden für die meisten Anwender eine willkommene Abwechslung darstellen. Die gleichen Änderungen werden mit iPadOS 14 auch auf das iPad übertragen.
iOS erhält Inline-Widgets
In iOS 14 können nun Widgets direkt neben den App-Symbolen und Ordnern auf dem Startbildschirm platziert werden. Diese Widgets sind in unterschiedlichen Formaten und Größen verfügbar und orientieren sich am aktuellen Rasterlayout des Startbildschirms. Je größer ein Widget ist, desto mehr Informationen kann es anzeigen.
Durch langes Antippen eines App-Symbols und Auswahl von „Startbildschirm bearbeiten“ sowie anschließendem Tippen auf die „+“-Schaltfläche am oberen Rand wird der Widget-Browser geöffnet. Die verfügbaren Widgets sind durchsuchbar, wobei empfohlene Widgets ganz oben in der Liste erscheinen. Eine Kategorienübersicht gibt Aufschluss darüber, wofür Apple die Widgets vorsieht.
Es gibt Widgets für Akkuinformationen, Fitness-Widgets, die Daten von der Apple Watch anzeigen, und „Nächste Termine“-Planer, die auf dem Kalender basieren. Es lassen sich auch ein Widget für die Medienwiedergabe, Schlagzeilen-Widgets oder Karten-Widgets für Umgebungsdaten hinzufügen.
Diese Widgets können wie in iOS 13 App-Symbole auf dem Startbildschirm angeordnet und verschoben werden. Es ist sogar möglich, einen ganzen Startbildschirm mit Widgets zu füllen, wobei eine ausgewogene Mischung aus nützlichen Informationen und oft genutzten Apps vermutlich die beste Lösung darstellt.
Um Platz zu sparen, können mehrere Widgets übereinander gestapelt und per Scrollen durchgeschaltet werden, eine Funktion, die Apple als Widget-Stacks bezeichnet. Es ist auch möglich, mehrere Widgets gleichzeitig auf einem Startbildschirm zu platzieren, um beispielsweise verschiedene Kalender oder Posteingänge parallel zu sehen.
Ein spezielles Smart Stack-Widget funktioniert ähnlich wie Siri-Vorschläge in iOS 13 und ändert sich je nach Nutzung und Tageszeit.
Für viele Nutzer ist das iPhone etwas zu groß, um bequem die oberste Reihe der Symbole mit einer Hand zu erreichen. In iOS 14 können stattdessen einige 2×2-Widgets oder ein einzelnes 4×2-Widget in diesem schwer zugänglichen Bereich platziert werden. Dadurch werden die restlichen App-Symbole um zwei Reihen nach unten verschoben, ohne dass Bildschirmfläche unnötig ungenutzt bleibt.
Widgets, Widget-Stacks und Smart-Stacks sind bereits in der ersten Entwickler-Betaversion von iOS 14 integriert. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Apple zwischen dieser Version und der finalen Veröffentlichung Änderungen vornehmen kann, wodurch sich einige Details noch ändern könnten.
Einfachere Software-Suche dank der App-Bibliothek
Ist es nicht frustrierend, die Apps auf dem iPhone zu organisieren? Mit iOS 14 gehört dies der Vergangenheit an. Die neue App-Bibliothek sortiert Apps nach verschiedenen Kriterien, darunter Siri-Vorschläge, kürzlich hinzugefügte Apps sowie Kategorien wie soziale Netzwerke, Unterhaltung und Apple Arcade.
Diese App-Bibliothek befindet sich am Ende der Startbildschirm-Liste und kann durch Wischen von rechts nach links aufgerufen werden. Ordner werden als 2×2-Quadrate angezeigt, und ein Suchfeld am oberen Rand ermöglicht einen schnellen App-Start.
In iOS 14 müssen nicht mehr alle Apps auf dem Startbildschirm angezeigt werden. Auf Wunsch können alle Apps ausgeblendet und ausschließlich die App-Bibliothek verwendet werden. Durch langes Antippen einer App wird jetzt die Option zum Entfernen der App angezeigt, anstatt sie, wie in iOS 13, komplett zu löschen.
Es gibt sogar die Möglichkeit, zu verhindern, dass neu installierte Apps überhaupt auf dem Startbildschirm erscheinen. Stattdessen werden alle Neuzugänge direkt in die App-Bibliothek verschoben. Dies ist ideal für Nutzer, die die neuen Widgets lieben oder einen minimalistischen iOS-Startbildschirm bevorzugen.
Die App-Bibliothek listet auch eine weitere neue iOS 14-Funktion namens App-Clips in der Kategorie „Zuletzt hinzugefügt“ auf.
App-Clips funktionieren ähnlich wie Instant Apps unter Android. Sie werden über QR-Codes, NFC-Tags, andere Apps und App-Clip-Codes bereitgestellt. Diese Mini-Apps sind mit Apple Pay kompatibel und erlauben die Anmeldung mit Apple. Sie ermöglichen beispielsweise die Bezahlung eines Dienstes oder eine Reservierung, ohne den App Store durchsuchen, eine App herunterladen und sich anmelden zu müssen.
Mehr erledigen, ohne den Startbildschirm zu verlassen
Ein Hauptmerkmal von iOS 14 ist die verbesserte Nutzung des verfügbaren Platzes. Neben einem praktischeren Startbildschirm hat Apple auch andere Elemente der Benutzeroberfläche so gestaltet, dass sie weniger störend sind.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Handhabung von Anrufen in iOS 14. Während in iOS 13 ein eingehender Anruf den gesamten Bildschirm einnahm, wird in iOS 14 wie jede andere Benachrichtigung einfach ein Hinweisfeld am oberen Bildschirmrand angezeigt. Dies bedeutet, dass Anrufe angenommen oder ignoriert werden können, ohne die aktuelle Tätigkeit unterbrechen zu müssen. Die Wahrscheinlichkeit eines versehentlichen Anrufannehmens wird geringer, da man zum Annehmen oder Ablehnen den oberen Bildschirmrand berühren muss.
Ein neuer Bild-in-Bild-Modus ermöglicht es, Videos anzusehen oder FaceTime-Anrufe zu führen, ohne den gesamten Bildschirm dafür aufzuwenden. Das Fenster kann verschoben, verkleinert oder vergrößert werden, während man sich auf dem Startbildschirm befindet oder im Webbrowser arbeitet.
Auch Siri ist nun weniger aufdringlich. Am unteren Bildschirmrand erscheint die gewohnte Siri-Animation, während alle relevanten Informationen in einem Fenster am oberen Rand angezeigt werden. Was auch immer der Nutzer getan hat, bevor er Siri aufgerufen hat, bleibt weiterhin sichtbar, was eigentlich immer hätte der Fall sein sollen.
Obwohl diese neuen Funktionen nicht direkt den Startbildschirm betreffen, ermöglichen sie dennoch, Anrufe anzunehmen, Videos anzuschauen und mit Apples virtuellem Assistenten zu interagieren, ohne den Startbildschirm zu verlassen.
iOS 14 erscheint im Herbst 2020
Die neueste Version von Apples mobilem Betriebssystem (zusammen mit einer auf Tablets angepassten Version namens iPadOS) wird im Herbst veröffentlicht, üblicherweise direkt nach der Vorstellung der neuesten iPhones.
Interessierte können sich in der Zwischenzeit für die öffentliche Betaversion von iOS 14 anmelden, die voraussichtlich im Juli erscheinen wird.