Beim Erwerb eines neuen Bildschirms wird man oft von einer Flut technischer Details übermannt. Während die Bildschirmgröße und Auflösung relativ selbsterklärend sind, existiert eine weitere, nicht minder bedeutsame Kennzahl, die sogenannte Reaktionszeit. Im Folgenden wird erläutert, was es damit auf sich hat.
Die Reaktionszeit gibt an, wie lange ein Monitor benötigt, um von einer Farbe zur anderen zu wechseln. Üblicherweise wird dies in Millisekunden (ms) gemessen, indem der Übergang von Schwarz zu Weiß und wieder zurück zu Schwarz betrachtet wird. Typischerweise weisen LCDs Reaktionszeiten unter zehn Millisekunden (10 ms) auf, einige sogar lediglich eine Millisekunde.
Die genaue Messmethode ist nicht standardisiert. Manche Hersteller geben die Zeit für einen Wechsel von Schwarz zu Weiß, andere für einen Wechsel von Schwarz zu Weiß zu Schwarz an oder – was häufiger vorkommt – den Übergang von „Grau zu Grau“. Letzteres beschreibt den gleichen Farbumfang, beginnt und endet jedoch bei feineren Graustufen. Unabhängig davon gilt: Je kürzer die Reaktionszeit, desto besser, da dadurch Bildprobleme wie Unschärfe oder Geisterbilder reduziert werden.
Ein Auszug aus den technischen Daten eines Dell-Monitors verdeutlicht den Unterschied zwischen Bildwiederholfrequenz und Reaktionszeit.
Die Reaktionszeit sollte nicht mit der Bildwiederholfrequenz verwechselt werden. Letztere gibt an, wie oft der Bildschirm pro Sekunde ein neues Bild darstellt, gemessen in Hertz (Hz). Die meisten Bildschirme arbeiten mit einer Frequenz von 60 Hz, einige auch mit höheren Werten, wobei gilt: je höher, desto besser. Im Gegensatz dazu ist eine niedrigere Reaktionszeit von Vorteil.
Warum ist eine kurze Reaktionszeit wünschenswert?
Die meisten Nutzer nehmen die Reaktionszeit ihres Monitors kaum wahr, da sie in der Regel keine Rolle spielt. Beim Surfen, Schreiben von E-Mails oder Textdokumenten oder bei der Bildbearbeitung sind Farbwechsel so schnell, dass sie unmerklich bleiben. Auch bei Videos gibt es auf modernen Monitoren und Fernsehgeräten meist keine Verzögerungen, die für den Betrachter relevant wären.
Schnelle Mehrspieler-Spiele wie Street Fighter profitieren von geringen Reaktionszeiten.
Eine Ausnahme bilden Spiele. Hier zählt jede Millisekunde: Der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage in einem Kampf, ein präziser Scharfschützenschuss oder die perfekte Linie in einem Rennspiel kann von einer einzigen Millisekunde abhängen. Für ambitionierte Gamer, die jeden Wettbewerbsvorteil nutzen wollen, ist eine niedrige Reaktionszeit zwischen 1 und 5 ms den Aufpreis für einen Gaming-Monitor wert.
Welche Monitortypen sind am schnellsten?
Bei Laptops oder Smartphones hat man oft keine Wahl in Bezug auf die Reaktionszeit, obwohl es hier ebenfalls Ausnahmen gibt. Wer jedoch einen neuen Bildschirm für einen Gaming-PC sucht, sollte auf ein möglichst schnelles Panel achten.
Aktuell dominieren drei verschiedene LCD-Panel-Typen den Markt:
- TN-Panels (Twisted Nematic): Sie sind kostengünstig, haben aber oft einen geringen Farbraum. Ihre Reaktionszeiten gehören zu den schnellsten, daher werden sie gerne in Gaming-Monitoren verbaut, auch wenn die Farben nicht so brillant sind.
- IPS-Panels (In-Plane Switching): Sie sind teurer und bieten genauere Farben. Daher werden sie von Grafikdesignern, Fotografen und Videoeditoren bevorzugt. Ihre Reaktionszeiten sind höher als bei TN-Panels, weshalb sie selten als „Gaming“-Monitore vermarktet werden.
- VA-Panels (Vertical Alignment): Ein neueres Design, das versucht, die schnelle Reaktionszeit von TN mit den genaueren und lebendigeren Farben von IPS zu kombinieren. Sie stellen einen Mittelweg dar, wobei viele Gaming-Monitore mittlerweile mit VA-Panels ausgestattet sind, die Reaktionszeiten von nur einer Millisekunde erreichen.
Wer einen Monitor für schnelle Spiele sucht, sollte zu einem TN- oder VA-Panel greifen. IPS-Gaming-Monitore sind zwar erhältlich, aber selten und teuer und immer noch nicht so schnell wie die anderen beiden Alternativen. Die Panel-Art ist in der Regel in den technischen Daten des Monitors im Online-Angebot oder auf der Verpackung angegeben.
Welche Nachteile hat eine kurze Reaktionszeit?
Um die Reaktionszeit zu reduzieren, verzichten Gaming-Monitore oft auf komplexe Bildverarbeitungsprozesse, die zwischen den Signalen des Computers liegen. Dies betrifft beispielsweise die Farbkorrektur des Monitors selbst, die Helligkeit, Blaulichtfilter zur Reduzierung der Augenbelastung und ähnliche Funktionen. Bei Verwendung eines Gaming-Monitors mit maximaler Reaktionszeit kann es daher zu einer reduzierten Helligkeit und blasseren Farben kommen.
Sollte man einen Monitor mit kurzer Reaktionszeit kaufen?
Lohnt sich das? Für viele Spiele ist das nicht unbedingt erforderlich. Wer Einzelspieler-Spiele zockt, bei denen der Computer der einzige Gegner ist, wird die gelegentliche Unschärfe oder Geisterbilder vermutlich nicht als so gravierend empfinden, dass er die Einschränkungen der Ästhetik eines Gaming-Monitors in Kauf nimmt. Gelegenheitsspiele wie Minecraft profitieren auch im Online-Modus nicht von einer extrem geringen Reaktionszeit.
Apropos Online: Wenn die Verbindung zu einem Mehrspieler-Spiel schlecht ist, ist die Zeit, die der Computer benötigt, um Informationen an den Spielserver zu senden und wieder zu empfangen, wahrscheinlich ohnehin viel länger als die Reaktionszeit des Monitors. Selbst mit einem Monitor mit einer Reaktionszeit von 10 ms sind Verzögerungsprobleme nicht entscheidend, wenn das Spiel einen Ping von 100 ms zum Server aufweist (eine Zehntelsekunde).
Gaming-Monitore haben spezielle Modi für geringe Reaktionszeiten.
Wer jedoch über eine schnelle Internetverbindung verfügt und häufig schnelle Mehrspieler-Spiele wie Fortnite, Overwatch, Rocket League oder Street Fighter spielt, möchte jede Millisekunde auf seiner Seite wissen. Gleiches gilt für Spielkonsolen und Fernseher (viele davon bieten einen „Spielmodus“ zur Reduzierung der Reaktionszeit) sowie für den Anschluss einer Konsole an einen PC-Monitor.