Cyber-Spionage stellt ein zunehmendes Risiko für Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen dar. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie sich vor Cyber-Spionage schützen können.
Mit dem Fortschritt der Informationstechnologie hat auch die Cyberkriminalität zugenommen. Cyber-Spionage ist eine besonders gefährliche Form der Cyberkriminalität, bei der niemand vor Kriminellen sicher ist.
Cyber-Spionage betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch einzelne Internetnutzer. Es ist daher wichtig, sich zu schützen, da Ihre Daten sonst schnell im Dark Web zum Verkauf angeboten werden könnten.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Cyberspionage?
Cyberspionage ist eine Form von Cyberkriminalität, bei der sich Hacker unbemerkt Zugriff auf digitale Systeme verschaffen, die stets mit dem Internet verbunden sind.
Durch verdeckte Methoden erbeuten Angreifer meist persönliche und geschäftliche Daten, um diese im Darknet zu verkaufen, sich Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten zu sichern oder den Ruf politischer Gegner zu schädigen.
Diese Aktivität ist unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt, wie Cyber-Spionage, Cyber-Intelligence, Cyber-Abhören oder Cyber-Tailing. Unabhängig von den Namen ist das Hauptziel, geheime oder private Informationen von Unternehmen oder Einzelpersonen zu stehlen.
Anschließend werden die erbeuteten Daten an Wettbewerber des Opfers verkauft, zur Erlangung von Geld oder gewinnbringenden Vermögenswerten verwendet oder um Regierungen und militärische Strukturen zu destabilisieren.
Das Ziel solcher Cyberangriffe ist es, so lange wie möglich unentdeckt zu bleiben und alle Online-Aktivitäten des Opfers oder des Unternehmens zu überwachen. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist oder wertvolle geheime Informationen entdeckt wurden, werden diese gestohlen und im Datenspeicher des Cyber-Spionageteams gesichert.
Experten für Cyberkriminalität bezeichnen solche Hacking-Angriffe oft als Advanced Persistent Threats (APTs).
Wie der Name schon sagt, erhalten Hackergruppen mit fortschrittlichen Algorithmen und elektronischen Überwachungssystemen über Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte unentdeckten Zugriff auf Geräte von Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen. Wenn der passende Moment kommt, schlagen sie zu und versuchen, folgende Aktionen auszulösen:
- Störung der Kommunikations- und Versorgungsnetze in einer Region oder einem Gebiet.
- Unterbrechung von Geschäftsabläufen und Produktionseinheiten sowie Beschädigung von Maschinen.
- Deaktivierung von Bankkonten, Kreditkarten und anderen finanziellen Mitteln, um finanzielle Schwierigkeiten zu verursachen.
- Unbemerktes Abheben von Geld von Geschäfts- oder Privatkonten.
Der Unterschied zwischen Cyber-Spionage und Cyber-Kriegsführung
Sowohl Cyber-Spionage als auch Cyber-Kriegsführung sind kriminelle Aktivitäten, die über das Internet und Computergeräte stattfinden. Die zentralen Unterschiede sind:
- Cyber-Spionage kann sich gegen Einzelpersonen, Organisationen, Regierungen oder ein ganzes Land richten. Cyber-Kriegsführung zielt jedoch immer auf das gesamte Land ab.
- Cyber-Spionage wird oft durch persönliche, geschäftliche oder staatliche Rivalitäten motiviert. Cyber-Kriegsführung ist hingegen meist die Folge von Konflikten zwischen zwei oder mehr Staaten.
- Die Finanzierung von Cyber-Spionage kann von Einzelpersonen bis zu Regierungen reichen. Cyber-Kriegsführung wird meist von einer rivalisierenden Regierung gegen einen gegnerischen Staat finanziert.
- Cyber-Spionage erfolgt heimlich und unauffällig. Cyber-Kriegsführung hingegen ist oft lautstark und zielt auf die Zerstörung von Infrastruktur, Telekommunikation, Verteidigungssystemen, Wirtschaft und mehr des Ziellandes ab.
Ziele der Cyber-Spionage
#1. Einzelpersonen
Cyber-Spione können verschiedene Motive haben, um einzelne Internetnutzer ins Visier zu nehmen. Ein häufiges Motiv ist persönliche Rivalität. So kann beispielsweise eine Person eine Hackergruppe beauftragen, den Ruf und die Finanzen einer anderen Person zu schädigen.
Manchmal zielen konkurrierende ausländische Staaten auf Intellektuelle eines anderen Staates ab, um Forschungs- oder Beratungsdokumente zu stehlen und Schaden anzurichten.
#2. Unternehmen
Cyber-Spionage im Unternehmensbereich ist weit verbreitet. Konkurrenten beauftragen Hacker aus dem Dark Web, um vertrauliche Informationen von anderen Unternehmen zu stehlen. Die Hauptziele sind:
- Interne Unternehmenskennzahlen wie Hierarchie, E-Mail des CEOs usw.
- Geschäftsgeheimnisse, Patente, Börsengänge, Geschäftsabschlüsse, Angebote usw.
- Dokumente, Dateien, Multimedia und andere Daten über den Kundenstamm eines Unternehmens, Kundenpreise, neue Produktideen usw.
- Marktforschungsberichte, ob intern erstellt oder gekauft, sind ebenfalls ein lukratives Ziel für Wettbewerber
- Rechner in Laboren und Datenbanken, auf denen Forschungs- und Entwicklungsdaten gespeichert werden.
- Gehaltsstrukturen von Konkurrenten, um Talente abzuwerben.
- Ermittlung politischer und gesellschaftlicher Zugehörigkeiten von Unternehmen.
- Zugriff auf den Quellcode geschützter Software von Mitbewerbern.
#3. Regierungen
Regierungen sind oft das Hauptziel von Cyber-Spionage. Länder wie die USA, Großbritannien, Israel, Iran, Russland, China, Südkorea und Nordkorea sind in diesem Bereich besonders aktiv.
Auf nationaler Ebene sind die Hauptziele von Cyber-Spionage:
- Operative Einheiten von Regierungen wie Ministerien, Verwaltung, Justiz usw.
- Knotenpunkte für öffentliche Versorgungsdienste wie Kraftwerke, Gaspipelines, Kernreaktoren, Satellitenstationen, Wetterstationen, Verkehrsleitsysteme usw.
- Staatsgeheimnisse, die zu Destabilisierung führen könnten.
- Wahlverfahren.
#4. Gemeinnützige Organisationen (NGOs)
Da NGOs oft im öffentlichen Bereich tätig sind, sind sie ein beliebtes Ziel für Cyber-Spionage, um öffentliche Daten zu stehlen. Da solche Organisationen oft wenig in Cybersicherheit investieren, werden sie zu leichten Zielen für langfristigen Datendiebstahl.
Beispiele für Cyber-Spionage
SEABORGIUM
Im Jahr 2022 berichtete Microsoft, dass die Cyber-Spionagegruppe SEABORGIUM nach dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine Spionageaktionen gegen NATO-Staaten durchgeführt hat. Die Gruppe versuchte, Verteidigungsinformationen, militärische Operationen und zwischenstaatliche Aktivitäten in NATO-Ländern zu stehlen, um Russland zu unterstützen.
Titan-Regen
Von 2003 bis 2007 führten Hacker des chinesischen Militärs Spionageangriffe auf Einrichtungen der US-amerikanischen und britischen Regierungen, wie Außenministerien, Verteidigungsministerien und Bundesbehörden durch.
GhostNet-Ops
Die Spionagegruppe GhostNet fand 2009 eine Sicherheitslücke in vernetzten Computern von Büros des Dalai Lama. Diesen Zugang nutzten sie, um ausländische Botschaften auszuspionieren, die mit den infizierten Computern in Kontakt standen. Ein kanadisches Forschungsteam berichtete, dass GhostNet Computer in 103 Ländern infiziert hat.
COVID-19-Forschung
Eine Gruppe chinesischer Hacker führte Cyber-Spionage in mehreren spanischen Labors durch, die an Covid-19-Impfstoffen forschten. Die Gruppe verwendete einen SQL-Injection-Angriff, um in die Datenbank des Labors einzudringen. Die Malware übermittelte dann die Forschungsdaten über eine spezielle Web-Shell an die Gruppe.
Vorfall bei General Electric (GE)
Das US-Justizministerium beschuldigte chinesische Unternehmen, nämlich Nanjing Tianyi Avi Tech Co. Ltd., Liaoning Tianyi Aviation Technology Co. Ltd. und eine chinesische Person namens Xiaoqing Zheng, Technologiegeheimnisse von General Electric in den USA gestohlen zu haben.
Wie wirkt sich Cyber-Spionage auf Datenschutz und -sicherheit aus?
Aufgrund ihrer vielfältigen und verdeckten Methoden ist es schwierig, die Funktionsweise von Cyber-Spionage genau zu beschreiben. Es kann sich um ein Multi-Millionen-Dollar-Projekt handeln, das von konkurrierenden Unternehmen oder Regierungen durchgeführt wird, um eine einzelne Person, eine kleine Gruppe von Fachleuten oder eine ganze Region anzugreifen.
Die Hauptauswirkungen von Cyber-Spionage auf Datenschutz und -sicherheit sind:
#1. Verdeckte Hacking-Methoden
Cyber-Spionage zielt darauf ab, Schwachstellen im Zielsystem zu finden, um unbefugten Zugriff zu erlangen. Die Hacker unternehmen dabei alles, um ihre Aktivitäten vor dem infizierten Gerät zu verbergen.
Selbst nach Abschluss des Angriffs entfernt das Hacking-Team seine Spuren bis auf die Ebene von Bytes und Datenbits, um zu verhindern, dass die Datenforensik den Angriff erkennen kann.
Um dies zu erreichen, verwenden Cyber-Spionagegruppen spezielle Malware und Apps, die beliebte Software wie Bankportale, Grafikdesign-Anwendungen und Textverarbeitungsprogramme imitieren. Sie nutzen auch Zero-Day-Angriffstools, die von Antivirenprogrammen nicht erkannt werden können.
#2. Unbefugter Zugriff auf persönliche oder geschäftliche Identitäten
Cyber-Spionage zielt auf heimlichen Zugriff auf Computersysteme und Datenbanken ab. Diese digitalen Systeme enthalten oft kritische Daten, wie:
- Persönliche Identifikationsdokumente, Bank-KYC-Dokumente und Kontopasswörter.
- Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens, Patente, Forschungs- und Entwicklungsberichte, geplante Produkte, Geschäftsbuchhaltungsdaten usw.
- Regierungspläne für militärische Operationen und Infrastruktur.
#3. Stehlen vertraulicher und wertvoller digitaler Assets
Cyber-Spionage stiehlt kontinuierlich Daten von Zielrechnern. Angreifer können diese Daten nutzen, um sich kurzfristige Vorteile zu verschaffen, wie z. B. Geld zu stehlen oder Produktionsstätten des Konkurrenten zu schließen.
Es kann auch langfristige Pläne geben, wie z. B. den Ruf einer Person in der Öffentlichkeit zu schädigen, ein Unternehmen nachhaltig zu korrumpieren oder rivalisierende Regierungen zu stürzen.
#4. Motivierte Aktionen
Solche Angriffe haben oft starke Beweggründe, wie:
- Konflikte zwischen zwei Personen, oft VIPs.
- Rivalität zwischen Unternehmen.
- Konflikte zwischen Ländern.
Cyber-Spionagegruppen verwenden die oben genannten Methoden, um auf Ihre persönlichen oder geschäftlichen Geheimnisse zuzugreifen. Die Daten werden dann im Darknet zum Verkauf angeboten oder von der Gruppe selbst genutzt, um das Leben, die Finanzen oder das Vermögen der Opfer zu schädigen. Dies gilt für Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen.
Wie erkennt man, ob man Opfer von Cyber-Spionage ist?
Es ist fast unmöglich, Cyber-Spionage innerhalb Ihres Unternehmens zu erkennen, ohne einen Experten zu beauftragen. So sollten Sie die Erkennung von Cyber-Spionage planen:
- Installieren Sie softwarebasierte Sensoranwendungen, die Anomalien in den von Ihrem Computer verwendeten Programmen erkennen. Überprüfen Sie die Anomalien, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
- Erstellen Sie eine Datenbank mit Indikatoren für Kompromittierungen (IOCs) und scannen Sie Ihre Arbeitsstationen anhand dieser Indikatoren.
- Implementieren Sie eine SEIM-Anwendung (Security Information and Event Management) auf allen Arbeitsstationen des Unternehmens.
- Sammeln Sie Berichte über Bedrohungsdaten von verschiedenen Antivirenherstellern und scannen Sie Ihre Systeme auf diese Bedrohungen.
- Stellen Sie freiberufliche oder interne Cyber-Spionage-Experten ein, die die Computer Ihres Unternehmens regelmäßig auf Malware- und Spyware-Infektionen scannen.
- Nutzen Sie Webseiten wie „Have I been pwned“, um Ihre E-Mails zu scannen.
So verhindern Sie Cyber-Spionage
Setzen Sie auf eine Zero-Trust-Richtlinie
Implementieren Sie unternehmensweit eine Zero-Trust-Richtlinie für alle Geschäftsdaten. Das Cybersicherheitsteam sollte davon ausgehen, dass jedes interne und externe Gerät, das mit dem Unternehmen verbunden ist, kompromittiert wurde. Es sollte in der Verantwortung jedes Mitarbeiters liegen, nachzuweisen, dass sein Gerät nicht mit Malware, Spyware, Trojanern oder ähnlichem infiziert ist.
Schulungen für sich selbst und Ihre Mitarbeiter
Sie und Ihr Team müssen sich regelmäßig in Cybersicherheit schulen. Der IT-Sektor entwickelt sich ständig weiter, daher müssen Sie über die neuesten Methoden der Cyber-Spionage auf dem Laufenden bleiben.
Schaffen Sie eine Kultur der Sicherheit
In Unternehmen oder Behörden müssen alle Mitarbeiter eine Kultur der digitalen Datensicherheit fördern. Mitarbeiter sollten ihre Passwörter nicht weitergeben, Firmene-Mails nicht privat nutzen, ihre Computer nicht entsperrt lassen oder Sicherheitsupdates für ihre Geräte nicht pausieren.
Gewähren Sie minimale Zugriffsrechte
Gewähren Sie nur die minimal notwendigen Zugriffsrechte auf Ihre Geschäftsdaten. Nutzen Sie ausgereifte Cloud-Speicherplattformen, um den erforderlichen Zugriff auf Geschäftsdaten zu gewähren und ihn wieder zu entziehen, sobald die Arbeit erledigt ist.
Implementieren Sie die Multi-Faktor-Authentifizierung
Verwenden Sie im gesamten Unternehmen Multi-Faktor-Authentifizierungsprotokolle für jeden Zugriff auf Systeme und Einrichtungen. Dies hilft, die Verantwortlichkeit und den Ursprung von Sicherheitsverletzungen zu verfolgen.
Ändern Sie Ihre Passwörter regelmäßig
Stellen Sie sicher, dass Sie die Passwörter für Online-Konten wöchentlich, alle zwei Wochen oder monatlich ändern. Setzen Sie außerdem eine Unternehmensrichtlinie durch, die sicherstellt, dass die Mitarbeiter diese Regeln ebenfalls befolgen.
Stoppen Sie Phishing und Spam per E-Mail
Verwenden Sie erweiterte E-Mail-Sicherheitsprotokolle wie DKIM-Einträge, um eingehende E-Mails zu authentifizieren. Wenn eingehende E-Mails die DKIM-Authentifizierung nicht bestehen, speichern Sie diese E-Mails in einer Sandbox auf Ihrem E-Mail-Server.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, überprüfen Sie E-Mails manuell, bevor Sie sie an Mitarbeiter weiterleiten, oder blockieren Sie einfach alle E-Mails, die nicht durch DKIM-Signaturen authentifiziert wurden.
Überprüfen Sie den Quellcode von Software
Bevor Sie Software installieren, beauftragen Sie einen Softwareentwickler, den Quellcode von Anfang bis Ende zu prüfen. Dadurch wird sichergestellt, dass kein Konkurrent die Softwarelieferungen manipuliert hat, um Ihre Arbeitsstationen oder Maschinen zu beschädigen.
Verzichten Sie auf Raubkopien
Raubkopierte Software enthält modifizierte Quellcodes, die bei der Installation keine Codevalidierung erfordern. Dies ist die einfachste Methode, um Malware, Spyware und Trojaner zu verbreiten. Vermeiden Sie solche Programme sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld.
Sichern Sie Ihre Datenbanken
Sichern Sie Ihre Unternehmensdatenbanken in mehreren Rechenzentren in verschiedenen Ländern. Dies hilft Ihnen, Ihre Geschäftsdaten aus einer Backup-Quelle wiederherzustellen, falls Sie Opfer von Cyber-Spionage gefolgt von Cyber-Kriegsführung werden.
Fazit
Erfahrene Hacker und Insider sind stets bestrebt, Regierungsbehörden, Unternehmen und auch Einzelpersonen durch Cyber-Spionage zu schaden. Online-Kriminelle tun dies aus Geldgier oder um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Wenn Sie sich im privaten oder beruflichen Umfeld schützen wollen, müssen Sie sich mit den Grundlagen der Cyber-Spionage vertraut machen. Außerdem können Sie die oben genannten Tipps zur Erkennung und Prävention von Cyber-Spionage nutzen, um sich vor zukünftigen Cyber-Sicherheitsbedrohungen, insbesondere dem Diebstahl von Geschäfts- oder persönlichen Daten, zu schützen.