Obwohl es nicht die gängigste Abkürzung im Netz ist, findet man IANAL gelegentlich auf Plattformen wie Twitter, Quora und Reddit. Aber was verbirgt sich hinter IANAL und warum verwenden es manche Leute?
„Ich bin kein Jurist“ – Die Bedeutung von IANAL
IANAL ist ein Akronym aus dem Internet und steht für „Ich bin kein Anwalt“ oder „Ich bin kein Jurist“. Es wird normalerweise von Personen genutzt, die keine Juristen sind, um deutlich zu machen, dass ihre rechtlichen Einschätzungen keine professionelle Rechtsberatung darstellen. Diese Art der Klarstellung ist im Internet wichtig, da man sich sonst mit Klagen oder strafrechtlicher Verfolgung konfrontiert sehen könnte, wenn man unbefugt Rechtsberatung gibt (oder sich als Anwalt ausgibt) ohne eine entsprechende Lizenz. In der Realität ist es jedoch selten, dass Nicht-Juristen tatsächlich Konsequenzen tragen, wenn sie gelegentlich rechtliche Einschätzungen abgeben.
In manchen Fällen verwenden auch praktizierende Rechtsanwälte IANAL, wenn sie unentgeltlich Rechtsgutachten abgeben wollen, ohne ein Anwalts-Mandanten-Verhältnis einzugehen. Ein solches Verhältnis im Netz zu begründen, kann nicht nur umständlich sein, sondern auch illegal, da ein Anwalt unter Umständen nicht befugt ist, außerhalb seines Zulassungsbereichs rechtlich tätig zu sein.
IANYL und TINLA: Weitere Abkürzungen
Ähnlich verhält es sich mit „IANYL“, was „Ich bin nicht Ihr Anwalt“ bedeutet. Diese Abkürzung wird genutzt, um zu verdeutlichen, dass man zwar Jurist ist, aber keine professionelle Rechtsberatung anbietet und auch kein Mandatsverhältnis eingehen möchte.
Auch „TINLA“, also „Dies ist keine Rechtsberatung“, wird verwendet, um klarzustellen, dass man online keine fachliche Rechtsberatung gibt.
Wie verbreitet ist die Verwendung von IANAL?
IANAL ist ein eher unpopulärer Begriff im Netz. Viele Menschen haben noch nie davon gehört und es ist hauptsächlich in spezialisierten Foren wie Quora oder dem Reddit-Bereich /r/rechtliche Hinweise anzutreffen. Warum hat sich IANAL überhaupt etabliert?
Überraschenderweise existiert IANAL bereits seit den späten 1980er Jahren. Es war ein gebräuchlicher Ausdruck im Usenet und im ARPANET, zwei Vorläufern des heutigen Internets. Der Geschichte nach nutzten Anwälte IANAL schon vor der Zeit des Internets, um zu betonen, dass sie, obwohl sie online rechtliche Einschätzungen teilten, kein Mandatsverhältnis begründeten oder außerhalb ihrer jeweiligen Gerichtsbarkeit agierten. Man könnte auch von einer Anspielung auf das Proto-Mem „Ich bin kein Arzt, aber ich spiele einen im Fernsehen“ sprechen (Ich bin kein Arzt, aber ich spiele einen im Fernsehen).
Im Laufe der Zeit übernahmen Nicht-Juristen im Usenet und ARPANET die Abkürzung IANAL. Sie erwies sich als nützliche Phrase in kontroversen Diskussionen über Mietverhältnisse, Autounfälle oder politische Themen. IANAL kann verwendet werden, um eine Diskussion anzustoßen („IANAL, aber sollte Homöopathie nicht illegal sein?“) oder um die eigene Meinung zu einem Rechtsstreit zu äußern („IANAL, aber Sie sollten wegen Verleumdung klagen“).
Es ist schwer vorstellbar, dass IANAL eine wirklich nützliche Abkürzung sein könnte. Schließlich dauert es nur wenige Sekunden, um „Ich bin kein Anwalt“ auszuschreiben. Sollte man sich also überhaupt die Mühe machen, IANAL zu verwenden? Und wenn ja, wird überhaupt jemand wissen, was man damit meint?
Sollte man IANAL verwenden?
Es ist ratsam, stets zu betonen, dass man kein Jurist ist, wenn man online rechtliche Einschätzungen gibt. Menschen sind im Internet oft leicht zu beeinflussen (oder unaufmerksam), und es wäre unglücklich, wenn sie Ihre lockeren Aussagen zum Thema Scheidung als professionelle Rechtsberatung missverstehen würden. Schließlich ist es illegal, sich fälschlicherweise als Anwalt auszugeben.
Aber sollte man stattdessen IANAL verwenden? Werden die Menschen verstehen, was gemeint ist und sich die Mühe machen, diese eigentümliche Internetsprache bei Google nachzuschlagen?
In den meisten Situationen ist es sinnvoller, den eigenen Status als Nicht-Jurist in klaren Worten auszudrücken.