Bei der Fotografie spielen Kameraobjektive eine entscheidendere Rolle als die Kameras selbst, an die sie angebracht werden, zumindest in den meisten Aufnahmesituationen. Eine einfache DSLR, kombiniert mit einem hochwertigen Objektiv, ermöglicht erstklassige Aufnahmen, während eine High-End-Kamera im Wert von 10.000 Euro mit einem minderwertigen Objektiv enttäuschende Resultate liefert. Warum ist das so?
Kameras sind heutzutage von hoher Qualität
Ein Hauptgrund, weshalb die Kameratechnik selbst nicht mehr den größten Einfluss hat, liegt in der beeindruckenden Qualität selbst von Einsteigermodellen. Man denke nur an die Entwicklung der Smartphone-Kameras in den letzten zehn Jahren. Bei DSLRs und spiegellosen Kameras mit ihren wesentlich größeren Sensoren ist der Unterschied sogar noch deutlicher.
Hier ist ein Foto, das ich mit meiner Einsteiger-Canon 650D (die schon fünf Jahre alt ist) und einem 50-mm-f/1.8-Objektiv aufgenommen habe:
Und hier ist eine Aufnahme mit meiner professionellen, neueren Canon 5D III, jedoch mit demselben Objektiv:
Bei guten Lichtverhältnissen und der Online-Präsentation von Fotos ist der Qualitätsunterschied zwischen den Bildern beider Kameras kaum zu erkennen. Teurere Kameras bieten zwar andere Vorteile, aber die reine Bildqualität ist nicht mehr der ausschlaggebende Faktor.
Die Bedeutung des Weges des Lichts
Kommen wir zum Kern der Sache: Alles, was zwischen dem aufzunehmenden Motiv und dem Kamerasensor liegt, beeinflusst die Qualität des Bildes. Das können Sie leicht selbst ausprobieren, indem Sie ein Foto durch eine Fensterscheibe machen. Obwohl Sie hindurchsehen können, wird die Bildqualität erheblich beeinträchtigt.
Betrachten Sie zum Beispiel dieses Foto, das ich aus einem Flugzeug heraus aufgenommen habe. Es ist an sich ein gutes Bild, aber man erkennt deutlich, wie die zusätzlichen Glasschichten die Klarheit etwas mindern.
Jedes Objektiv besteht aus mehreren Linsenelementen. Jedes dieser Elemente beeinflusst das Licht beim Durchgang. Bei hochwertigen Objektiven setzen die Hersteller auf aufwändige Verfahren und Materialien, um chromatische Aberration, Verzeichnungen oder Vignettierungen durch die Lichtinteraktion beim Durchgang durch die Elemente zu minimieren. Aus diesem Grund sind teure Objektive im gesamten Bildbereich schärfer. Bei preisgünstigeren Objektiven können es sich die Hersteller nicht leisten, so viel Geld in Material und Entwicklung zu investieren. Sie tun zwar ihr Bestes, müssen aber Kompromisse eingehen, und die Bildqualität leidet darunter.
Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt auch sehr gute, preisgünstige Objektive – lesen Sie unsere Artikel über empfehlenswerte Objektive für Canon- und Nikon-Kameras – diese kosten aber immer noch zwischen 150 und 600 Euro. Alles, was günstiger ist, ist höchstwahrscheinlich schlecht verarbeitet und beeinträchtigt die Qualität Ihrer Bilder erheblich.
Objektive bestimmen, was Sie aufnehmen können
Ihre Kamera ist nur ein Baustein, der Bilder aufzeichnet. Ohne Objektiv können Sie nur Selfies wie diese machen:
Ich bin so sexy.
Es sind die verschiedenen Objektive, die es Ihnen ermöglichen, unterschiedliche Situationen und Motive festzuhalten. Für Nachtaufnahmen benötigen Sie eine hohe Lichtstärke. Für Sport- oder Tieraufnahmen ist ein Teleobjektiv ideal. Die besten Porträts und Landschaftsaufnahmen werden mit unterschiedlichen Objektiven gemacht.
Es ist zwar möglich, verschiedene Motive auch ohne das „richtige“ Objektiv aufzunehmen – ich mache z.B. viele Sportaufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv –, aber es wird dadurch deutlich schwieriger. Die Auswahl des richtigen Objektivs mit der passenden Brennweite für das jeweilige Motiv ist ein entscheidender Aspekt der Fotografie.
Objektive sind langfristige Investitionen
Kameragehäuse werden alle paar Jahre durch neuere Modelle ersetzt, die mit neuen Technologien und Entwicklungen einhergehen. Objektive hingegen werden seltener aktualisiert. Bei guter Pflege halten Objektive oft mehrere Kameragenerationen, solange die Kompatibilität gewahrt ist. Aus diesem Grund raten wir dazu, den Kauf von Objektiven für Crop-Sensoren genau zu überdenken.
Der Kauf guter Objektive ist eine Investition. Es ist sinnvoller, 500 Euro in eine Kamera und 1000 Euro in hochwertige Objektive zu investieren, als umgekehrt. Sie haben einen größeren Einfluss auf die Bildqualität, bestimmen, welche Aufnahmen möglich sind, und sind eine lohnenswerte langfristige Investition.