Kernpunkte
- Häufige Fehler am Erscheinungstag beeinträchtigen das Spielerlebnis.
- Vorbestellungen mindern den Druck auf Entwickler, qualitativ hochwertige Spiele zu liefern.
- Sonderangebote oder Abonnements bieten Sparpotenziale.
Die Vorfreude auf ein neues Videospiel ist oft mit großer Begeisterung verbunden. Mit jeder Ankündigung eines neuen Titels steigen die Erwartungen der Spieler, die von den Marketingabteilungen der Spieleentwickler geschickt genutzt werden. Vorbestellungen scheinen eine attraktive Option, um sich Vorteile wie frühzeitigen Zugang und exklusive Inhalte zu sichern. Allerdings gibt es viele Gründe, warum das Vorbestellen von Spielen problematisch sein kann. Dieser Artikel beleuchtet die Herausforderungen und Risiken von Videospiel-Vorbestellungen und bietet alternative Optionen, um Ihr Spielerlebnis zu verbessern.
Spieleentwickler sind heutzutage Meister darin, einen Hype um den Start eines Spiels zu erzeugen. Vorbestellungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Auf dem Papier klingen sie oft nach einem guten Deal: früher Zugang, exklusive Gegenstände und vielleicht sogar ein Rabatt.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Hier sind die Gründe, warum ich keine Spiele mehr vorbestelle.
1. Vermeidung von Startfehlern
Hamlin Rozario / www
Aufgrund der oft engen Zeitpläne, unter denen Spiele entwickelt werden, sind Fehler am Veröffentlichungstag fast garantiert, besonders bei vorab gekauften Spielen. Die Erfahrungen können dabei stark variieren, bestimmte Franchises sind stärker betroffen. Ein besonders prägnantes Beispiel ist der desaströse Start von Cyberpunk 2077.
Es ist nicht unüblich, dass Spiele nicht starten, Multiplayer-Server abstürzen, Grafikfehler und Glitches auftreten oder das Spiel schlichtweg unspielbar ist. Bei FPS- oder anderen kompetitiven Spielen sind Waffen und Fähigkeiten oft unausgewogen, da Entwickler Zeit und Spielerfeedback benötigen, um das Gameplay anzupassen.
Obwohl die meisten Entwickler schnell reagieren und Fehler beheben, haben Sie den vollen Preis für ein unfertiges Produkt bezahlt. Angesichts der Versprechungen und der hohen Preise für Vorbesteller-Bundles sollte man ein spielbares Spiel vom ersten Tag an erwarten können.
2. Druck auf die Herausgeber zu besseren Spielen
Vorbestellungen sind im Grunde ein Vertrauensvorschuss an das Marketing und zeigen, dass Kunden bereit sind, den vollen Preis für ein noch nicht veröffentlichtes Spiel zu zahlen. Dadurch geraten die Entwickler unter weniger Druck, ein qualitativ hochwertiges Spiel zu entwickeln, das sich nach der Veröffentlichung gut verkauft.
In Zeiten ohne Vorbestellungen waren Entwickler gezwungen, ein komplettes Spiel zu liefern, das sich vom ersten Tag an gut verkauft. Wenn man ein Spiel am Veröffentlichungstag kaufte, erhielt man somit das vollständige Produkt. Vorbestellungen geben Studios Geld für etwas, das sie noch nicht geliefert haben, und reduzieren diesen Druck.
3. Irreführende Marketingstrategien
Erinnern Sie sich an die E3-Trailer, die Monate vor der Veröffentlichung für Furore sorgten und dann in Enttäuschungen mündeten, wenn das Spiel erschien? Videospiel-Marketing kann, gelinde gesagt, irreführend sein.
Oft schaffen es in Trailern gezeigte Mechaniken oder Szenen nicht ins fertige Spiel. Das Gleiche gilt für die Grafik, da es nicht ungewöhnlich ist, dass ein Spiel von der Trailer-Version zur tatsächlichen Ausführung auf PC oder Konsole deutlich abweicht.
Zwar findet sich meist ein „In Entwicklung“-Hinweis, aber Videospiel-Trailer erwecken oft einen Eindruck, der nicht der Realität entspricht.
Ein aktuelles Beispiel ist Assassin’s Creed Mirage. Ubisoft weckte die Erwartung, dass die Reihe nach RPG-lastigen Titeln zu ihren Wurzeln zurückkehrt, doch das Endprodukt war bestenfalls ein halbherziger Versuch.
4. Mangel an Inhalten zum Start
Ein weiteres Problem bei Vorbestellungen ist der Mangel an Inhalten bei der Veröffentlichung. Wer 70 Dollar für ein Spiel Monate im Voraus bezahlt, erwartet Inhalte, die länger als nur ein paar Stunden beschäftigen.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist The Day Before. Das Spiel wurde nicht nur des Plagiats beschuldigt, sondern bot bei der Veröffentlichung absurd wenig Inhalt, zu viele Fehler und war über die ersten paar Stunden hinaus unspielbar. Ein weiteres Beispiel ist No Man’s Sky, das trotz späterer Verbesserungen zum Start nicht genügend Inhalte hatte, um den Vorbesteller-Preis zu rechtfertigen.
5. Häufige Preisreduzierungen
Spiele, die sich nicht gut verkaufen, werden oft im Preis gesenkt – das ist eine grundlegende Marktdynamik. Wenn Sie Plattformen wie Steam oder Epic nutzen, besteht eine gute Chance, dass Sie das Spiel später, wenn Fehler behoben und genügend Inhalte vorhanden sind, zu einem besseren Preis erwerben können.
Nehmen wir die FC-Spiele von EA (ehemals FIFA) als Beispiel. Ich habe jede FC-Version seit 2021 gekauft, aber nie zum Vollpreis. Einige Monate nach der Veröffentlichung gibt es meist einen Steam-Sale, der mir 30 bis 50 Prozent des Basispreises spart.
Angesichts des fehlerhaften Zustands der EA FC-Reihe ist das ein guter Deal für ein Spiel, das ich gerne spiele, für das ich aber nicht den vollen Preis zahlen würde. Der Markt ist auch besser entwickelt und das Spiel erhält mehrere Updates, die die anfänglichen Fehler beheben.
Eine weitere Möglichkeit, hier zu sparen, sind Dienste wie Xbox Game Pass, EA Play oder andere Gaming-Abonnementdienste. Diese bieten entweder sofortigen Zugang zum Spiel oder einen Rabatt.
Da man den Xbox Game Pass sogar kostenlos erhalten kann, ist eine Vorbestellung oft sinnlos. Und wenn die Auswahl an Gaming-Abonnements überfordernd erscheint, kann eine Hilfestellung bei der Auswahl des passenden Abos nützlich sein.
6. Spiele sind nicht ausverkauft
In dieser digitalen Ära sind Spiele in der Regel immer verfügbar. Die Zeiten, in denen man sich beeilen musste, um physische Kopien zu ergattern, sind vorbei.
Selbst wenn Sie bis zum Veröffentlichungstag warten, können Sie eine fundiertere Entscheidung treffen, als wenn Sie aufgrund eines Trailers und unhaltbarer Versprechungen viel Geld ausgeben.
Längeres Warten bringt nicht nur bessere Angebote, sondern verbessert auch das Spielerlebnis, da Entwickler Updates veröffentlichen, Fehler beheben und zusätzliche Inhalte hinzufügen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Vorbestellung von Videospielen ist nicht mehr der sichere Hafen, der sie einmal war. Angesichts der Häufigkeit von Fehlern, irreführendem Marketing und der Verfügbarkeit zu reduzierten Preisen ist es oft klüger, abzuwarten. Informierte Käufer, die Angebote nutzen oder Abonnements abschließen, können eine bessere Spielerfahrung erzielen, ohne dabei die Freude am Kauf neuer Spiele zu schmälern.