Die Mehrheit der Streaming-Anbieter offeriert SD- und HD-Videos zu verschiedenen Preisen. Doch ist diese Preisdifferenzierung angesichts der Verbreitung von 4K angemessen? Sollten Streaming-Dienste unterschiedliche Videoauflösungen als separate Produkte behandeln?
HD wird bei den meisten Streaming-Diensten extra berechnet
Trotz des Vormarschs von 4K-Videos und schnellen Internetverbindungen halten Streaming-Dienste weiterhin an der Unterscheidung zwischen Standard Definition (SD) und High Definition (HD) fest – von 4K ganz zu schweigen! Viele Anbieter wie Amazon, YouTube und Vudu behandeln SD- und HD-Videos tatsächlich als unterschiedliche Produkte und veräußern digitale SD- und HD-Kopien derselben Filme zu variierenden Preisen. Selbst Netflix unterscheidet bei den Auflösungen – das „Basic“-Abo von Netflix inkludiert kein 1080p-Streaming. 4K ist noch kostspieliger!
Diese Praxis ist jedoch leicht zu übersehen. Sie existiert schon lange, und viele sind bereit, ein oder zwei Euro zu „sparen“, indem sie SD-Inhalte kaufen. Doch tun Streaming-Dienste den Konsumenten einen Gefallen, indem sie Videos in geringerer Auflösung zu einem niedrigeren Preis anbieten? Entstehen diesen Unternehmen tatsächlich zusätzliche Kosten für die Lagerung und Bereitstellung von SD-Kopien? Und sollten wir angesichts der zunehmenden Popularität von 4K nicht HD als Basis für die Streaming-Qualität und 4K als kostenpflichtiges Upgrade betrachten?
Kein Vergleich zu DVD und Blu-ray
Wenn ein Händler wie beispielsweise MediaMarkt seine Regale mit DVD- und Blu-ray-Versionen von „Toy Story 3“ füllt, ist es nachvollziehbar, dass er diese zu unterschiedlichen Preisen verkauft. Blu-ray-Discs sind in der Herstellung teurer als DVDs. Zudem beanspruchen beide Produkte Regalplatz, wobei der Platz für Blu-ray-Discs (zu diesem Zeitpunkt) wertvoller ist als der für DVDs.
Man versucht, diese Logik auf digitale Streaming-Dienste zu übertragen, was jedoch nicht stichhaltig ist. Zwar könnten die Rechenzentren der Streaming-Anbieter als eine Art Regalplatz betrachtet werden, doch die Anbieter speichern SD- und HD-Kopien von Videos nicht als separate Produkte. Selbst wenn man für HD bezahlt, kann es vorkommen, dass man SD erhält, um Videopufferung zu verhindern.
Die berüchtigte Videopufferung? Sie kommt heutzutage deutlich seltener vor. Das liegt daran, dass jeder Streaming-Dienst SD- und HD-Kopien seiner Bibliothek vorhält, sodass man bei einer instabilen Internetverbindung nahtlos zu einer schlechteren Videoqualität wechseln kann, ohne den Pufferbildschirm zu sehen.
YouTube hat keine Speicherprobleme
Vergleichen wir YouTube (ein kostenloser Streaming-Dienst mit 4K-Videos) mit unseren bevorzugten Premium-Streaming-Websites. Pro Minute werden etwa 500 Stunden Videomaterial auf YouTube hochgeladen. Auf everysecond.io können Sie dies in Echtzeit verfolgen. Hochgerechnet sind das ungefähr 30.000 Stunden neue YouTube-Inhalte pro Stunde. Im Vergleich dazu umfasste die gesamte Bibliothek von Prime Video im Jahr 2017 lediglich 19.200 Stunden.
YouTube benötigt offensichtlich enormen Speicherplatz. Bemerkenswert ist jedoch, dass in einem informativen Video von Computerphile aus dem Jahr 2013 Mitarbeiter von YouTube erklären, wie jedes einzelne Video auf YouTube in „mehr als ein paar Dutzend“ Dateiformate und Videoauflösungen (1080p, 720p usw.) kopiert wird. So soll gewährleistet werden, dass die Website mit jedem Gerät und jeder Verbindungsgeschwindigkeit funktioniert. In Anbetracht der riesigen Bibliothek von YouTube ist dafür eine erhebliche Speicherkapazität erforderlich.
Erstellen Premium-Streamingdienste in diesem Umfang Dateikopien? Bei Weitem nicht. Alle modernen Browser unterstützen gängige (und stark komprimierte) Videocodierungsverfahren wie HTML5, H.264 und WebM VP8. Die meisten (wenn nicht alle) Premium-Streaming-Dienste setzen auf diese üblichen Formate.
Speicherplatz ist keine stichhaltige Begründung für die Preisdifferenzen zwischen SD- und HD-Videos bei Streaming-Diensten. Wenn YouTube trotz seines enormen Speicherbedarfs 4K-Videos kostenlos anbieten kann, warum verlangt Amazon dann einen Aufpreis für das Ansehen von „Toy Story 3“ in 1080p? Warum bietet Netflix unterschiedliche Preise für SD- und HD-Inhalte an? Wenn man ein 4K-Unboxing-Video auf YouTube kostenlos ansehen kann, warum muss man für das Ansehen von Filmen in HD auf kostenpflichtigen Streaming-Diensten extra bezahlen?
Content Delivery ist nicht viel kostspieliger
Premium-Streaming-Anbieter können Speicher und Webhosting nicht als Entschuldigung für die unterschiedlichen Preise von SD- und HD-Videos nutzen. Vielleicht ist die Bereitstellung von HD-Videos für Kunden teurer, weshalb SD-Videos zu einem reduzierten Preis angeboten werden. Das wäre doch plausibel, oder?
Das ist natürlich nicht der Fall. Streaming-Dienste nutzen Content Delivery Networks (CDNs) und Open Connect Appliances (OCAs), die die Kosten und Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von HD-Inhalten erheblich reduzieren. Diese Begriffe klingen komplex, sind jedoch recht einfach zu verstehen.
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