Wann die Aufnahme im RAW-Format nicht zwingend notwendig ist
RAW-Bilddateien enthalten deutlich mehr Bildinformationen als JPEG-Dateien. Für Fotografen, die mit einer DSLR- oder spiegellosen Kamera arbeiten, ist das RAW-Format oft die erste Wahl, um die bestmögliche Bildqualität zu erzielen. Sogar Smartphone-Fotografen können heutzutage RAW-Aufnahmen machen. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Nutzung des RAW-Formats nicht erforderlich oder sogar unvorteilhaft ist.
Gelegenheitsaufnahmen und schnelle Weitergabe
Es kommt vor, dass ich auf Feiern oder Familienfesten fotografiere. Diese Bilder sind meistens Schnappschüsse von Leuten, die gerade eine gute Zeit haben, und keine hochwertigen Porträts. Ich werde meistens gebeten zu fotografieren, weil man weiß, dass ich eine gute Kamera besitze. Wer sich als Fotograf einen Namen gemacht hat, kennt solche Anfragen.
Wenn ich in solchen Situationen fotografiere, wähle ich den Blendenprioritätsmodus, setze bei Bedarf einen Blitz auf die Kamera und mache einfach meine Bilder. In diesen Fällen fotografiere ich bewusst im JPEG-Format. So kann ich am Ende des Abends alle Fotos direkt in einen Dropbox-Ordner (oder ähnliches) laden und an den Organisator weiterleiten, ohne mich lange mit der Bearbeitung beschäftigen zu müssen.
Serienaufnahmen in hoher Frequenz
Wenn man eine Serie von Fotos schießt, werden diese zunächst in einem Zwischenspeicher (Puffer) der Kamera gespeichert, bevor sie auf die Speicherkarte geschrieben werden. Die Größe dieses Puffers ist entscheidend für die Länge der möglichen Serienaufnahme. Da JPEG-Dateien deutlich kleiner sind als RAW-Dateien, kann der Puffer in der Regel mehr JPEG-Aufnahmen speichern, wodurch längere Serienaufnahmen möglich sind.
Meine Canon 5DIII zum Beispiel kann sechs RAW- oder JPEG-Aufnahmen pro Sekunde machen. Im Puffer lassen sich aber nur 18 RAW-Fotos speichern, sodass ich bei maximaler Geschwindigkeit nur drei Sekunden lang fotografieren kann, bevor die Kamera langsamer wird. Im JPEG-Format kann ich hingegen 64 Bilder speichern, also über zehn Sekunden lang.
Bei Sportveranstaltungen oder anderen Situationen, in denen ich viele schnelle Aufnahmen benötige, wechsle ich daher zum JPEG-Format. Es ist manchmal wichtiger, überhaupt ein Bild zu haben, als ein perfektes Bild von nichts zu haben.
Zeitraffer-Aufnahmen
Zeitraffer-Videos, die lange Zeiträume auf wenige Minuten komprimieren, erfordern eine enorme Anzahl von Einzelbildern. Das Standardformat sind 24 Bilder pro Sekunde, was bedeutet, dass man für jede Sekunde Video 24 Fotos benötigt. Ein zweieinhalbminütiges Zeitraffervideo besteht somit aus 3.600 Bildern.
Zwar gibt es Fotografen, die auch Zeitraffer im RAW-Format aufnehmen, doch dies bedeutet einen erheblichen Arbeitsaufwand und erfordert vor allem einen leistungsstarken Computer. Die meisten Laptops sind mit dieser Datenmenge überfordert. Bei einer RAW-Dateigröße von 25 MB würde dieser kurze Zeitraffer über 80 GB an Daten umfassen.
Insbesondere für Anfänger ist es einfacher, die Belichtung direkt einzustellen und im JPEG-Format zu fotografieren. Der Computer wird es Ihnen danken.
Früher war der limitierte Speicherplatz ein weiterer Grund, nicht im RAW-Format zu fotografieren, doch dies spielt heute kaum noch eine Rolle. Günstige SD-Karten sind heutzutage weit verbreitet und erschwinglich. Abgesehen von den oben genannten Situationen sollte die Aufnahme im RAW-Format die Standardeinstellung sein.