Die Entwicklung einer Webanwendung oder Software ist ein komplexer Prozess, der weit über das bloße Programmieren und die Inbetriebnahme hinausgeht.
Es bedarf einer sorgfältigen Planung und Durchführung verschiedener Schritte, angefangen bei der Erfassung der Anforderungen, über das Design und die Testphase bis hin zur finalen Veröffentlichung.
Oftmals sind die Entwicklungsprozesse von Webanwendungen sehr komplex und schwer zu verstehen. Zum Glück lassen sich solche komplizierten Abläufe, Ideen und Konzepte durch eine Visualisierung leichter zugänglich machen.
User Stories sind ein wichtiger Bestandteil der Softwareentwicklung, denn sie helfen, die Funktionen aus der Sicht des Nutzers zu beschreiben und die zu entwickelnden Elemente oder Anwendungsfälle zu priorisieren. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie man User Stories in Jira erstellt.
Was ist eine User Story?
Eine User Story ist eine kurze Beschreibung einer Funktion einer Webanwendung oder Software, die aus der Perspektive des Endbenutzers geschrieben wird. Es ist wichtig zu betonen, dass User Stories keine formellen Softwareanforderungen sind. Sie sind informell und dienen dazu, zu verdeutlichen, welchen Mehrwert die jeweilige Funktion für den Endbenutzer hat.
Die grundlegende Struktur einer User Story
User Stories sind wie To-do-Listen, die helfen, die notwendigen Schritte für die Projektumsetzung zu definieren. Eine User Story soll das „Wer“, „Was“ und „Warum“ einer Produktanforderung erfassen. Sie sind kurz gehalten, wobei jedes Element nur etwa 10 bis 15 Wörter umfasst. Diese Struktur gewährleistet, dass das Produkt und der Entwicklungsprozess die gewünschten Anforderungen erfüllen.
Laut Ron Jeffries sollte jede User Story die 3 Cs beinhalten: „Card, Conversation, and Confirmation“. Im Folgenden werden diese 3 Cs im Zusammenhang mit dem Erstellen von User Stories in Jira genauer erläutert:
Karte
Ursprünglich wurden User Stories auf physischen Karten oder Haftnotizen verfasst. Heutzutage werden digitale Karten verwendet, die in Jira flexibel angepasst werden können. Diese Karten enthalten grundlegende Informationen zur Anforderung, die ausreichen, um das Problem zu verstehen.
Zusätzlich können auf der Karte wichtige Details wie Priorität und mit der Funktion verbundene Kosten vermerkt werden. Nachdem alle Informationen erfasst wurden, übergibt der Product Owner oder Projektmanager die Story Card an das Entwicklungsteam.
Gespräch
Nachdem die User Story in Form einer Karte formuliert wurde, folgt ein Gespräch zwischen den Beteiligten. Die Anforderung in der User Story muss diskutiert und präzisiert werden, bevor sie dem Entwicklerteam übergeben wird.
Durch die Gespräche zwischen Product Ownern, Scrum Mastern, Entwicklern und Stakeholdern wird die Zusammenarbeit gefördert. In diesen Diskussionen, die von der Planungsphase bis zur Auswahl der User Story für die Implementierung geführt werden, teilen die verschiedenen Stakeholder ihre Ansichten und Ideen. Diese Gespräche können mündlich oder schriftlich, begleitet von zusätzlichen Dokumenten, erfolgen.
Bestätigung
Die Gespräche können sich über Tage oder sogar Wochen erstrecken. Da es dabei immer wieder zu Unklarheiten kommen kann, ist eine Bestätigung erforderlich. Hierbei werden Kriterien definiert, die eine bestimmte Aktion als Akzeptanzkriterium auszeichnen. Diese Kriterien können in der User Story als Aufzählungsliste aufgeführt werden.
Die Bestätigung erfolgt durch Akzeptanztests. Diese Tests sollten die wichtigsten Anforderungen abdecken und helfen, das erstellte Produkt auf die Einhaltung der definierten Standards zu prüfen. Die Akzeptanzkriterien werden vom Product Owner festgelegt, während die Entwickler für deren Umsetzung verantwortlich sind.
Der Zweck von User Stories
- User Stories helfen Designern, Product Ownern und Entwicklern, sich in die Endbenutzer hineinzuversetzen. Moderne Produkte sollten stets die Interaktion der Endbenutzer mit dem Produkt berücksichtigen. Eine User Story ist ein hervorragendes Werkzeug, um die Customer Journey während des Design- und Entwicklungsprozesses zu berücksichtigen.
- User Stories zeichnen sich durch ein einfaches und flexibles Format aus. In Jira müssen User Stories nicht kompliziert sein. Das unkomplizierte Format gewährleistet, dass alle wichtigen Details mit möglichst wenigen Worten erfasst werden. Da sich die Anforderungen im Laufe der Zeit ändern, sind User Stories flexibel genug, um solche Änderungen zu berücksichtigen.
- User Stories sorgen dafür, dass alle im Team die gleiche Sprache sprechen. Ein typisches Entwicklungsteam kann Product Owner, Designer und Entwickler umfassen. User Stories dienen dazu, dass jedes Teammitglied den Bedarf und die Ziele der Entwicklung versteht.
- User Stories ermöglichen eine bessere Zusammenarbeit. Sie definieren die Endziele, sodass das Team gemeinsam entscheiden kann, wie es den Endbenutzern am besten dienen und die definierten Ziele erreichen kann.
Best Practices für das Schreiben von User Stories
#1. Der Benutzer sollte klar definiert sein
Mit der Arbeit sollte erst dann begonnen werden, wenn ein Benutzer identifiziert wurde. Der Benutzer, der eine Funktion anfordert, kann ein externer Nutzer, ein Kunde oder auch der Produktmanager sein. Manchmal kann der Benutzer auch ein Mitglied des Entwicklerteams sein, nachdem er eine Funktion erkannt hat, die benötigt wird.
Die Benutzer werden wie folgt dargestellt:
„Als [Benutzername] möchte ich …“
Zum Beispiel: „Als Mieter möchte ich …“ oder „Als Vermieter möchte ich …“.
#2. User Stories müssen den Bedarf erfassen
Einige Fragen, die in dieser Phase gestellt werden sollten, sind: Möchte der Benutzer Produktbilder mit seinen Freunden teilen oder möchte er eine Historie aller bereits gekauften Artikel einsehen? Solche Fragen helfen dem Entwicklungsteam zu verstehen, was genau entwickelt werden muss.
Ein häufiger Fehler ist die Präsentation einer Lösung anstelle des Bedürfnisses. Eine User Story sollte jedoch keine konkrete Lösung enthalten. Als Produktentwickler sollten Sie beim Schreiben von User Stories in Jira eng mit den Benutzern zusammenarbeiten, um deren Anforderungen zu erfassen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
Der Bedarf wird wie folgt dargestellt: „Als [BENUTZERNAME] möchte ich [ETWAS ERREICHEN]…“
Zum Beispiel: „Als Vermieter möchte ich eine Übersicht meiner monatlichen Mieteinnahmen einsehen…“
#3. Eine qualifizierende Aussage sollte vorhanden sein
Die qualifizierende Aussage kann mit einem einfachen Satz wie „damit“ präsentiert werden. Eine Funktion sollte nicht einfach nur einer App hinzugefügt werden, sondern sie sollte auch einen Mehrwert bieten.
Die qualifizierende Aussage kann wie folgt dargestellt werden:
„Als [BENUTZERNAME] möchte ich [ETWAS ERREICHEN], damit [WERT]…“
Zum Beispiel:
„Als Vermieter möchte ich eine Übersicht meiner monatlichen Mieteinnahmen einsehen, damit ich meine Ausgaben besser planen kann.“
Die qualifizierende Aussage begründet, warum das Produktteam die vorgeschlagene Funktion entwickeln sollte.
#4. Eine User Story sollte unabhängig sein
Jede erstellte User Story sollte einen unabhängigen und eigenständigen Geschäftswert darstellen. Dies bedeutet, dass ein inkrementeller Wert geschaffen wird, wenn die Entwickler die User Story implementieren.
#5. Die User Story sollte verhandelbar sein
Das Endziel einer User Story sollte zwar klar definiert sein, jedoch sollte der Prozess zur Erreichung dieses Ziels verhandelbar sein. Die User Story sollte dem Product Owner und dem Entwicklungsteam die Möglichkeit geben, über unrealistische Einschränkungen der Funktionalität oder des Features zu verhandeln.
#6. User Stories sollten einfach und klein sein
Ihre User Stories in Jira sollten klein gehalten werden, um die Ziele innerhalb des vorgegebenen Sprint-Zyklus zu erreichen. Wenn eine Story zu komplex ist, ist dies ein Hinweis darauf, dass sie weiter aufgeteilt werden muss.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Erstellen einer User Story in Jira
Jira ist eines der führenden Projektmanagement-Tools. Ursprünglich für die Fehlerverfolgung entwickelt, hat sich Jira zu einem vielseitigen agilen Softwareentwicklungstool für Entwicklungsteams entwickelt.
Die umfangreiche Funktionalität und die einfache Integration mit anderen Apps sind nur einige Gründe, warum es sich anbietet, User Stories in Jira zu verfassen. Folgen Sie diesen Schritten, um Ihre erste User Story zu erstellen:
#1. Melden Sie sich bei Ihrem Jira-Konto an oder erstellen Sie ein neues
Wenn Sie bereits über ein Jira-Konto verfügen, melden Sie sich an und fahren Sie mit Schritt 2 fort. Falls nicht, können Sie kostenlos ein Konto erstellen. Füllen Sie die erforderlichen Felder aus und folgen Sie den Anleitungen, um Ihr erstes Projekt einzurichten. Sobald Ihr Konto bereit ist, können Sie mit Schritt 2 fortfahren.
#2. Erstellen Sie einen Vorgang (Issue)
Vorgänge (Issues) werden verwendet, um einzelne Arbeitsschritte zu verfolgen, die abgeschlossen werden müssen. Klicken Sie auf das Symbol „Erstellen“ in der oberen Navigationsleiste Ihres Jira-Dashboards.
#3. Formulieren Sie Ihre User Story
Beschreiben Sie Ihr Anliegen im Beschreibungsabschnitt. In diesem Beispiel lautet unsere Beschreibung: „Als Benutzer möchte ich wichtige Angebote teilen, damit meine Freunde und Familie davon profitieren können.“
#4. Hängen Sie zugehörige Dateien an
Für einige Aufgaben können Dateien erforderlich sein. Da unsere User Story jedoch kein Bild beinhaltet, können wir diesen Schritt überspringen.
#5. Fügen Sie eine Beschreibung hinzu
In diesem Abschnitt wird die Funktion im Detail beschrieben. In unserem Fall könnten wir beispielsweise die Social-Media-Plattformen auflisten, auf denen Produkte geteilt werden können.
#6. Weisen Sie die Aufgabe zu
Standardmäßig wird die Aufgabe dem Ersteller der Story zugewiesen. Sie können das Problem jedoch auch einer anderen Person im Team zuweisen.
#7. Priorität der Aufgabe festlegen
Beim Verfassen von User Stories in Jira können Sie die Priorität auf „Höchste“, „Hoch“, „Niedrig“ oder „Niedrigste“ setzen. Für unsere Social-Media-Sharing-Funktion haben wir „Hoch“ ausgewählt.
#8. Veröffentlichen Sie die User Story
Da Sie Ihre erste User Story erstellen, stehen Ihnen noch nicht alle Funktionen zur Verfügung. Sie können auf die Schaltfläche „Erstellen“ klicken, um die User Story zu veröffentlichen.
Zusammenfassung
Das Schreiben von User Stories in Jira ist nicht kompliziert, wenn Sie die oben beschriebenen Schritte befolgen. Jira stellt zudem umfangreiche Anleitungen und Tutorials zur Verfügung, auf die Sie jederzeit zurückgreifen können, wenn Sie nicht weiterkommen.
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