Die X11-Weiterleitung unter Linux: Eine detaillierte Anleitung
X11, oft auch als Xorg Server bezeichnet, stellt das grundlegende Anzeigesystem für Linux dar. Diese Technologie, die ihre Wurzeln in den 1980er Jahren hat, etablierte sich zu einer Zeit, als PCs immer mehr in den Alltag Einzug hielten.
Ohne uns zu sehr in die Vergangenheit zu vertiefen, lässt sich festhalten, dass X11 für jeden Linux-Anwender bis heute eine entscheidende Rolle spielt. Es gewährleistet das reibungslose Funktionieren der grafischen Benutzeroberfläche und ist für viele alltägliche Aufgaben unverzichtbar.
Neben seiner Fähigkeit, Grafikkarten zu verwalten und den Desktop unter Linux darzustellen, zeichnet sich X11 besonders durch seine Möglichkeit aus, eine grafische Oberfläche über ein Netzwerk mithilfe der X11-Weiterleitung zu visualisieren. In dieser Anleitung wird erläutert, wie Sie die X11-Weiterleitung unter Linux über SSH einrichten.
Voraussetzungen
Um die X11-Weiterleitung unter Linux nutzen zu können, ist eine SSH-Verbindung erforderlich. Der Grund dafür liegt darin, dass die X11-Weiterleitung eine Funktion von Secure Shell ist und derzeit keine Möglichkeit existiert, diese Funktion außerhalb von SSH zu verwenden.
Die Einrichtung eines SSH-Servers ist relativ unkompliziert und in den meisten Linux-Distributionen in wenigen Schritten erledigt. Installieren Sie dazu auf dem Computer, von dem aus die Verbindung hergestellt werden soll, den SSH-Client. Nach der Installation des Clients wechseln Sie zum Remote-Computer oder -Server, installieren das SSH-Serverpaket und aktivieren die systemd-Dienste für den Betrieb.
Benötigen Sie Unterstützung bei der Installation und Nutzung des Secure Shell Servers unter Linux? Kein Problem! Werfen Sie einen Blick in unsere Anleitung zur SSH-Einrichtung. Dort wird nicht nur die Verbindungsherstellung erklärt, sondern es werden auch einige gängige Befehlsbeispiele gezeigt!
X11-Weiterleitung aktivieren
Die Aktivierung der X11-Weiterleitung in SSH erfolgt über die SSH-Konfigurationsdatei. Die Konfigurationsdatei finden Sie unter /etc/ssh/ssh_config und sie muss mit Root- oder sudo-Rechten bearbeitet werden. Öffnen Sie ein Terminalfenster und melden Sie sich als Superuser an. Falls su auf Ihrem System deaktiviert ist, nutzen Sie stattdessen sudo -s, um sich beim Root-Konto anzumelden.
su -
oder
sudo -s
Nachdem Sie Root-Zugriff haben, können Sie die Datei ssh_config mit dem Nano-Texteditor bearbeiten. Öffnen Sie hierzu in einem Terminal die Datei ssh_config mit dem Nano-Editor.
nano -w /etc/ssh/ssh_config
Scrollen Sie im Nano-Editor mit den Pfeiltasten nach oben und unten, suchen Sie die Zeile mit „ForwardX11“ und entfernen Sie das Kommentarzeichen (#) vor dem Code.
Hinweis: Sollten Sie die Zeile zur X11-Weiterleitung in der ssh_config-Datei nicht finden können, rufen Sie die Suchfunktion in Nano mit Strg+W auf. Geben Sie „ForwardX11“ ein und bestätigen Sie mit der Eingabetaste, um direkt zur entsprechenden Codezeile in der Konfigurationsdatei zu springen.
Nachdem Sie die Änderungen an der SSH-Serverkonfiguration vorgenommen haben, speichern Sie diese mit Strg+O und beenden Nano mit Strg+X.
SSH-Server neu starten
Nachdem die Zeile X11Forward in der SSH-Server-Konfigurationsdatei aktiviert wurde, muss der SSH-Server neu gestartet werden, da Änderungen nicht sofort übernommen werden. Bei den meisten Linux-Distributionen erfolgt der Neustart von SSH über den Befehl systemctl restart.
Hinweis: Linux-Distributionen, die systemd nicht verwenden, haben einen eigenen Mechanismus zum Neustarten von SSH. Wenn Sie den Befehl zum Neustarten Ihrer Secure Shell-Serversoftware nicht finden können, ist es am einfachsten, den Computer neu zu starten. Die Konfigurationsänderungen werden nach dem Hochfahren wirksam.
systemctl restart sshd.service
Sobald der SSHD-Daemon wieder aktiv ist, ist Ihr SSH-Server bereit, X11-Fenster über das Netzwerk weiterzuleiten.
X11-Weiterleitung verwenden
Die X11-Weiterleitung ist eine Funktion von SSH und keine separate Anwendung. Um sie zu verwenden, geben Sie einen SSH-Verbindungsbefehl wie den folgenden ein.
Hinweis: Ersetzen Sie remoteuser und remote-hostname durch den Benutzernamen und den Hostnamen (oder die IP-Adresse) des Remote-Rechners.
ssh [email protected] -X
Wenn Ihr SSH-Server auf einem anderen Port als dem Standardport 22 läuft, müssen Sie diesen im Verbindungsbefehl angeben. Nutzen Sie das folgende Befehlsbeispiel, um eine erfolgreiche Verbindung herzustellen.
ssh [email protected] -X -p portnumber
Sobald eine SSH-Verbindung zum Remote-Computer besteht, können Sie dort installierte Anwendungen remote auf Ihren Desktop weiterleiten, indem Sie das entsprechende Programm im Terminal ausführen.
Um beispielsweise die auf dem SSH-Server installierte Version von Gedit zu starten, geben Sie den Befehl gedit ein.
gedit
Für den Dateimanager Nautilus können Sie den Befehl nautilus verwenden.
nautilus
Möchten Sie mehr als eine Anwendung über SSH und X11-Weiterleitung starten? Dann müssen Sie mehrere SSH-Verbindungen öffnen und von jeder aus arbeiten.
Weitergeleitete Programme schließen
Um eine über SSH weitergeleitete Anwendung zu schließen, können Sie entweder Strg+C drücken oder wie jedes andere Programm auf Ihrem Computer die „Schließen“-Schaltfläche anklicken.