Die Entscheidung für Fedora bringt mit sich, dass bestimmte, oft genutzte Software von Drittanbietern unter Linux nicht standardmäßig enthalten ist. Dies mag unpraktisch erscheinen, stellt aber kein unüberwindbares Hindernis dar. Dank einer Vielzahl von Diensten und Ressourcen können Fedora-Nutzer problemlos zusätzliche Repositories und RPM-Pakete einbinden, um die benötigte Software zu erhalten.
Fedora Copr
Ein zentraler Anlaufpunkt ist Fedora Copr. Copr ist zwar eine relativ junge Technologie, hat sich aber schnell als beliebte Anlaufstelle für Software etabliert, die nicht zum Standardumfang von Fedora gehört. Copr kann man sich als eine Art „PPA“-System für Fedora vorstellen, vergleichbar mit dem OpenSUSE Build-Service. Benutzer und Entwickler können hier auf einfache Weise eigene Software-Repositories erstellen und ihre Programme an Fedora-Anwender verteilen.
Copr ist oft die erste Wahl für Software von Drittanbietern. Die Nutzung erfolgt über das Terminal, da Copr mit dem DNF-Paketmanager (ebenfalls ein Terminalprogramm) interagiert. Nehmen wir als Beispiel die Installation von Steam. Da es sich um proprietäre Software handelt, wird es von Red Hat, den Entwicklern hinter Fedora, nicht in den offiziellen Repositories angeboten. Um Steam zu installieren, suchen Sie es über die Suchleiste von Copr.
Oftmals gibt es mehrere Einträge für dieselbe Software. Es empfiehlt sich, die jeweiligen Seiten sorgfältig zu prüfen und das aktivste Repository auszuwählen. Im Falle von Steam wäre dies beispielsweise: alunux/linux-steam-integration.
Auf der jeweiligen Repository-Seite finden sich in der Regel Anweisungen des Betreuers. Im Fall des Alunux Steam Repos ist es notwendig, zunächst das negative17 Repo zu aktivieren:
sudo dnf config-manager --add-repo=https://negativo17.org/repos/fedora-steam.repo
Anschließend muss das Copr-Repo selbst aktiviert werden:
sudo dnf copr enable alunux/linux-steam-integration
Danach kann Steam wie jede andere Software unter Fedora installiert werden. Dies kann entweder über die Gnome-Software erfolgen, indem man nach „Steam“ sucht und auf „Installieren“ klickt, oder über das Terminal:
sudo dnf install steam
Zusätzlich empfiehlt sich die Installation der Steam Linux Integration:
sudo dnf install linux-steam-integration
RPM Fusion
Eine weitere wichtige Ressource ist RPM Fusion. Dieser etablierte Dienst bietet Software von Drittanbietern an, wie beispielsweise proprietäre Nvidia-Treiber oder nicht-freie Programme wie Skype oder Discord. RPM Fusion ist eine verlässliche Quelle, die seit Jahren besteht und auch bei neuen Fedora-Versionen schnell Aktualisierungen bereitstellt.
Um RPM Fusion zu aktivieren, muss man für die jeweilige Fedora-Version das entsprechende Paket herunterladen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist dies Fedora 26. Für aktuelle Versionen suchen Sie die passende Konfiguration hier. Für Fedora 26 wird folgendes Terminalkommando benötigt:
sudo dnf install https://download1.rpmfusion.org/nonfree/fedora/rpmfusion-nonfree-release-26.noarch.rpm -y
Nach der Installation stehen in der Gnome-Software deutlich mehr Programme zur Verfügung. Alternativ kann man die Suche im Terminal nutzen:
dnf search programname
RPM Pbone
RPM Pbone ist eine Suchmaschine, die das Internet nach RPM-Paketen durchsucht. Es ist wichtig zu wissen, dass andere Linux-Distributionen das Redhat RPM-Format verwenden und man daher möglicherweise auch Pakete von OpenSUSE oder CentOS findet.
Da die Paketformate ähnlich sind, ist die Installation von OpenSUSE-Paketen unter Fedora in der Regel unproblematisch.
Pkgs.org und der OpenSUSE Build Service
Neben RPM Pbone gibt es noch weitere RPM-Ressourcen, wie Pkgs.org und den SUSE Build Service. Pkgs.org ist eine besonders nützliche Anlaufstelle für Fedora-Benutzer, da es viele Linux-Distributionen, einschließlich Fedora, nach RPMs und anderen Paketen durchsucht. Diese Seite kann helfen, Programme zu finden, die in früheren Fedora-Versionen vorhanden waren, aber in neueren Versionen fehlen. Sie bietet eine umfassende Suche über verschiedene Quellen hinweg.
Der OBS (OpenSUSE Build Service) ist primär für SUSE-Benutzer gedacht, funktioniert aber auch gut mit Fedora. Dies liegt daran, dass sowohl Suse als auch Fedora das RPM-Dateiformat verwenden. Fedora-Benutzer können daher Suse-RPMs problemlos installieren, auch wenn dies nicht immer empfohlen wird. Da Fedora und Suse ein gemeinsames Paketformat nutzen, wird Fedora oft vom OBS unterstützt. Bei der Suche nach Programmen auf der OBS-Website findet man häufig einen Download-Button für Fedora.
Fazit
Fedora ist ein fortschrittliches Betriebssystem, das oft Vorreiter bei neuen Technologien in der Linux-Welt ist. Es hat sich jedoch einen Ruf erarbeitet, „nicht-freie Software“ zu vermeiden. Dies mag für Verfechter freier Software ein Vorteil sein, kann aber für normale Benutzer, die einfach bestimmte Anwendungen wie Discord nutzen möchten, eine Herausforderung darstellen. Daher ist es essenziell, die verschiedenen Möglichkeiten und Ressourcen zu kennen, die Fedora-Nutzern zur Verfügung stehen, um Software von Drittanbietern zu installieren.