Es existieren zahlreiche Methoden, um virtuelle Maschinen unter Linux zu betreiben. Eine besonders einfache und populäre Variante ist die Nutzung von Oracle VM VirtualBox. Dieses Tool zeichnet sich durch seine Benutzerfreundlichkeit und vielfältigen Funktionen aus, die die Virtualisierung auf der Linux-Plattform vereinfachen. Für die effektive Verwendung von VirtualBox unter Linux ist es wichtig, einige Aspekte zu berücksichtigen. Der VirtualBox VM Manager ist ein weitverbreitetes Werkzeug, was die Installation in den meisten Fällen unkompliziert gestaltet. Viele Linux-Distributionen bieten die Software bereits in ihren Repositorien an.
ACHTUNG SPOILER: Ein Video-Tutorial am Ende dieses Artikels bietet zusätzliche Informationen.
Ein Kernelmodul ist für den Betrieb von VirtualBox unerlässlich. Bei einigen Linux-Systemen wird dieses Modul automatisch mittels DKMS (Dynamic Kernel Module Support) installiert. DKMS ermöglicht die automatische Kompilierung der Kernel-Software bei Systemaktualisierungen. In anderen Fällen ist eine manuelle Aktivierung der Kernelmodule erforderlich, was zu Problemen führen kann.
Die Nutzung erfolgt auf eigene Verantwortung.
Ubuntu
sudo apt install virtualbox
Debian
sudo apt-get install virtualbox
Arch Linux
sudo pacman -S virtualbox
Während der Installation haben Sie die Wahl zwischen zwei Optionen. Standardmäßig ist DKMS ausgewählt, was die Kernelmodule automatisch neu kompiliert. Die alternative Option ermöglicht die manuelle Handhabung.
Für eine reibungslose Installation empfiehlt es sich, die Standardoption mit DKMS durch Drücken der Eingabetaste zu bestätigen.
Fedora
sudo dnf install virtualbox
OpenSUSE
sudo zypper install virtualbox
Installation auf anderen Linux-Distributionen
Neben der Installation über die Softwarequellen der Distributionen, können Benutzer auch eine eigenständige .RUN-Datei herunterladen und VirtualBox manuell installieren. Dies ist besonders nützlich, wenn Ihre Linux-Distribution VirtualBox nicht anbietet oder wenn Sie eine neuere Version verwenden möchten, die noch nicht über die Repositorien verfügbar ist.
Vor der Installation sind zwei Schritte erforderlich: die Installation der Kernel-Header und die Systemaktualisierung. Die Kernel-Header sind essentiell für die Kompilierung der Kernelmodule. Suchen Sie in Ihrem Paketmanager nach „Kernel-Header“ und installieren Sie diese entsprechend.
Wichtiger Hinweis: Verwenden Sie einen LTS-Kernel? Dann müssen Sie die LTS-Header installieren.
Zudem sollten Sie die folgenden Pakete installieren, da sie für die Kompilierung benötigt werden: „gcc, make, autoconf, binutils, xorg-server-devel“. Die genauen Namen dieser Pakete können je nach Linux-Distribution variieren. Konsultieren Sie am besten die Wiki-Seite Ihrer Distribution für Informationen zu Kernelmodulen.
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, besuchen Sie die VirtualBox-Webseite und laden Sie das .RUN-Paket herunter. Der passende Download-Link befindet sich unter „Alle Distributionen (basieren auf EL5 und benötigen daher keine aktuellen Systembibliotheken)“. Wählen Sie i386 für 32-Bit-Systeme oder AMD64 für 64-Bit-Systeme.
Nach dem Download öffnen Sie ein Terminal und navigieren mit dem Befehl `cd` zum Downloadordner.
cd ~/Downloads
Ändern Sie die Berechtigungen der .RUN-Datei mit dem `chmod`-Befehl:
sudo chmod +x VirtualBox-*.run
Starten Sie die Installation, indem Sie die .RUN-Datei direkt ausführen. Dies kann entweder im Dateimanager oder (bevorzugt) über das Terminal geschehen.
Hinweis: Wenn Sie die Installation über den Dateimanager durchführen, stellen Sie sicher, dass Sie diesen mit Root-Rechten öffnen.
Beginnen Sie den Installationsprozess, indem Sie zuerst Root-Rechte erlangen:
sudo -s
Führen Sie dann die Datei aus:
./VirtualBox-*.run
Im Laufe der Installation werden die Kernelmodule erstellt und die Software installiert. Nach Abschluss starten Sie Ihren Linux-PC neu. VirtualBox ist nun einsatzbereit.
Erstellung einer virtuellen Maschine
Um eine neue virtuelle Maschine zu erstellen, starten Sie VirtualBox und klicken Sie auf „Neu“. Geben Sie im folgenden Fenster den Namen des zu virtualisierenden Betriebssystems ein. Dies ist wichtig, da das Programm auf Basis dieses Namens Standardeinstellungen für das Betriebssystem vornimmt.
Sollte das Betriebssystem nicht automatisch erkannt werden, wählen Sie den korrekten „Typ“ und die zutreffende „Version“ aus den Dropdown-Menüs.
Klicken Sie auf „Weiter“, um den Arbeitsspeicher (RAM) festzulegen. Wenn die Software das Betriebssystem richtig erkannt hat, wurde in der Regel bereits ausreichend RAM zugewiesen. Sie können die Menge jedoch nach Bedarf mit dem Schieberegler anpassen. Bestätigen Sie mit „Weiter“, um zur nächsten Seite zu gelangen.
Die dritte Seite ist die Festplattenkonfiguration. Wenn VirtualBox das Betriebssystem automatisch erkannt hat, können Sie diesen Schritt einfach mit „Weiter“ überspringen und die Standardoptionen beibehalten. Falls das nicht der Fall ist, müssen Sie die Größe manuell angeben.
Hinweis: Stellen Sie sicher, dass Sie während der Festplattenkonfiguration „VDI“ auswählen, sofern Sie nicht genau wissen, was Sie tun.
VirtualBox wählt standardmäßig „dynamisch alloziert“ für die Festplatte. Dies bedeutet, dass der virtuelle Speicherplatz nur dann erweitert wird, wenn die darin enthaltenen Daten wachsen. Das ist besonders für Benutzer mit wenig Speicherplatz von Vorteil.
Nach der Konfiguration der Festplatte ist der Assistent abgeschlossen. Klicken Sie auf „Fertig stellen“, um zur Hauptoberfläche von VirtualBox zurückzukehren. Starten Sie die VM, indem Sie sie auswählen und auf „Start“ klicken.
Beim Start der VM werden Sie aufgefordert, die Installationsdatei (ISO) des Betriebssystems anzugeben. Wählen Sie die ISO-Datei aus und öffnen Sie diese in VirtualBox. Führen Sie anschließend den Installationsprozess des Gastbetriebssystems durch. Nach Abschluss ist die VM einsatzbereit.
Netzwerkadapter überbrücken
Es kann erforderlich sein, einer virtuellen Maschine direkten Netzwerkzugriff zu gewähren. Im Folgenden wird beschrieben, wie dies in VirtualBox realisiert werden kann. Wählen Sie die VM im Verwaltungsbereich aus und klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf. Wählen Sie „Einstellungen“, um den Konfigurationsbereich zu öffnen. Ignorieren Sie alle Optionen außer „Netzwerk“.
Standardmäßig wird der Netzwerkzugriff der VM über NAT (Network Address Translation) geregelt. Für die meisten Anwendungsfälle ist diese Einstellung ausreichend. Wenn die VM jedoch direkt mit anderen Computern im Netzwerk interagieren soll, empfiehlt es sich, dies zu ändern. Der einfachste Weg für direkten Zugriff ist die Verwendung eines „Bridged“ Adapters.
Wählen Sie im Dropdown-Menü neben „Angeschlossen an“ die Option „Netzwerkbrücke“. Bestätigen Sie die Änderungen mit „OK“. Nach dem Neustart der VM ist diese im Netzwerk sichtbar und kann mit anderen Maschinen interagieren.