Ein wesentlicher Nachteil bei der Nutzung ressourcenschonender Desktop-Umgebungen liegt oft im Verzicht auf moderne Grafikfunktionen. Ein typisches Beispiel: Beim Betrachten eines Videos im Vollbildmodus über einen Webbrowser in XFCE4 kann es leicht zu störenden Bildschirmrissen kommen. Das Problem rührt daher, dass leichtgewichtige Desktops aus Performancegründen meist keinen leistungsfähigen Compositor besitzen. Das Fehlen eines solchen Compositors führt zu sichtbaren Bildfehlern und lässt die Desktop-Umgebung weniger zeitgemäß erscheinen. Während manche Nutzer dies tolerieren, ist es für andere ein Hauptgrund, wieder zu umfangreicheren Umgebungen wie KDE oder Gnome zurückzukehren.
ACHTUNG SPOILER: Scrollen Sie bitte nach unten zum Video-Tutorial am Ende dieses Artikels.
Erfreulicherweise gibt es eine Möglichkeit, auch schlanke Desktop-Umgebungen mit einem hochwertigen Window-Compositing zu versehen. Hier kommt der Compton Window Compositor ins Spiel. Nach der Aktivierung von Compton gehören Bildschirmrisse der Vergangenheit an und die gesamte Darstellung wirkt deutlich flüssiger.
Installation von Compton
Ubuntu
sudo apt install compton compton-conf
Debian
sudo apt-get install compton compton-conf
Arch-Linux
sudo pacman -S compton
Für Arch-Linux ist es ratsam, auch das Compton-conf Konfigurationstool aus dem AUR zu installieren.
Fedora
sudo dnf copr enable dschubert/compton -y sudo dnf install compton -y
Zusätzlich sollte man compton-conf wie folgt installieren:
sudo dnf install https://download.opensuse.org/repositories/home:/AndnoVember:/LXQt/Fedora_26/x86_64/compton-conf-0.3.0.11~git.ae2c110-18.1.x86_64.rpm
OpenSUSE
Compton steht allen OpenSUSE-Nutzern über das OBS zur Verfügung. Auf der Download-Seite kann die gewünschte SUSE-Version ausgewählt und mit der „Installieren“-Schaltfläche heruntergeladen werden.
Andere Linux-Distributionen
Ihre Linux-Distribution ist hier nicht aufgelistet? Keine Sorge, Compton ist weit verbreitet und wird von den meisten Distributionen unterstützt. Öffnen Sie ein Terminal und suchen Sie mithilfe Ihres Paketmanagers nach „compton“. Alternativ können Sie den Quellcode direkt von GitHub beziehen und selbst kompilieren.
Compton unter XFCE4 aktivieren
Nach der Installation ist Compton in XFCE4 noch nicht aktiv. Starten Sie zuerst die XFCE-Einstellungen und suchen Sie dort nach „Window Manager Tweaks“. Im Bereich des Fenstermanagers wechseln Sie zum Reiter „Compositor“.
Deaktivieren Sie hier die integrierte XFCE-Compositing-Software, da Compton sonst nicht korrekt funktioniert.
Öffnen Sie nach der Deaktivierung des Standard-Compositors ein Terminal und erstellen Sie mit dem Nano-Editor eine neue Datei:
nano ~/.config/autostart/compton.desktop
Fügen Sie folgenden Code in die Datei ein, damit der Compositor beim Anmelden automatisch startet:
[Desktop Entry] Encoding=UTF-8 Version=0.9.4 Type=Application Name=Compton Comment=X11 compositor Exec=compton -b OnlyShowIn=XFCE; StartupNotify=false Terminal=false Hidden=false
Vergessen Sie nicht, die Dateiberechtigungen anzupassen:
chmod +x ~/.config/autostart/compton.desktop
Compton in XFCE4 konfigurieren
Der automatische Start ist eingerichtet, aber Compton ist noch nicht einsatzbereit. Generieren Sie zunächst eine Konfigurationsdatei. Das geht zwar auch im Terminal, einfacher ist es aber mit Compton-conf. Drücken Sie ALT + F2, geben Sie „compton-conf“ ein und starten Sie die Anwendung mit Enter.
Compton-conf erstellt eine Standardkonfiguration. Passen Sie die Optionen nach Bedarf an und klicken Sie anschließend auf „Übernehmen“. Melden Sie sich dann ab und wieder an, um die Änderungen wirksam zu machen.
Compton unter LXDE/LXQT aktivieren
Die Vorgehensweise unter LXDE und LXQT ähnelt der unter XFCE4. Da LXDE/LXQT keinen eigenen Compositor haben, müssen Sie lediglich eine Desktop-Datei für den Autostart erstellen:
nano ~/.config/autostart/compton.desktop
Fügen Sie diesen Code in die Datei ein:
[Desktop Entry] Encoding=UTF-8 Version=0.9.4 Type=Application Name=Compton Comment=X11 compositor Exec=compton -b OnlyShowIn=XFCE; StartupNotify=false Terminal=false Hidden=false
Passen Sie die Berechtigungen der Desktop-Datei an:
chmod +x ~/.config/autostart/compton.desktop
Öffnen Sie danach Compton-conf und verwenden Sie die Standardeinstellungen oder passen Sie diese nach Ihren Wünschen an. Klicken Sie anschließend auf „Übernehmen“ und melden Sie sich ab. Nach der erneuten Anmeldung sollte Compton in LXDE/LXQT aktiv sein.
Compton in MATE aktivieren
Das Aktivieren von Compton in der MATE-Desktopumgebung ist durch das „MATE Tweak“-Tool einfacher als in anderen leichtgewichtigen Desktops. Installieren Sie es über den Paketmanager oder kompilieren Sie es selbst, oder laden Sie ein Paket von pkgs.org.
Starten Sie „MATE Tweak“ über „Einstellungen“ -> „Aussehen und Verhalten“ -> „Mate Tweak“.
Wählen Sie in der Seitenleiste „Fenster“, um die Einstellungen für Compositing anzupassen.
Wählen Sie unter „Fensterverwaltung“ im Dropdown-Menü „Marco (Compton GPU Compositor)“, um Compton zu aktivieren. Das Compositing sollte sofort aktiv sein, ansonsten starten Sie den PC neu. Nach der Anmeldung sollte alles wie gewünscht funktionieren.
Da MATE Tweak Compton konfiguriert, ist die Verwendung von compton-conf in diesem Fall nicht zwingend notwendig, aber weiterhin möglich, falls Sie weitere Anpassungen wünschen.