Russell 2000: Die Nebenwerte vor dem großen Aufschwung

Nach einer Phase der Underperformance ziehen Small-Cap-Aktien endlich die Aufmerksamkeit des Marktes auf sich und signalisieren damit einen potenziellen Dynamikwechsel. Der Russell 2000 Index, ein wichtiger Richtwert für US-Small-Cap-Unternehmen, verzeichnete im Juni einen bemerkenswerten Anstieg von über 3%, was Optimismus unter Marktanalysten weckte, die einen starken Sommer für dieses Segment erwarten.

Anzeichen einer bullischen Wiederbelebung

Marktstrategen beobachten den Russell 2000 genau, da er vielversprechende technische Indikatoren aufweist, insbesondere sein Bestreben, seinen wichtigen 200-Tage-Durchschnitt zu überwinden. Jonathan Krinsky, Head of Technical Analysis bei BTIG, deutet an, dass die aktuellen Marktdynamiken den Boden für einen ‚Small-Cap-Sommer‘ bereiten. Diesem Gefühl schloss sich JC O’Hara, Technischer Stratege bei Roth MKM, an, der feststellte, dass der Index seit Wochen ein Akkumulationsmuster gebildet hatte, wobei der jüngste Durchbruch den Weg für weitere Gewinne ebnet. Historisch gesehen führen solche Formationen oft zu anhaltenden Aufwärtstrends.

Historische Gegenwinde und Gezeitenwechsel

Der Small-Cap-Sektor stand in jüngster Vergangenheit vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere einem Rückgang von fast 10% im ersten Quartal 2025. Diese Anfälligkeit resultierte aus verstärkten Rezessionsängsten und den Auswirkungen von Handelszöllen, da kleine Unternehmen von Natur aus empfindlicher auf Konjunkturzyklen reagieren. Obwohl viele Investoren aufgrund der wirtschaftsfreundlichen Politik von Präsident Donald Trump ursprünglich eine starke Performance von Small Caps erwartet hatten, überschatteten eskalierende Handelsspannungen diese Erwartungen.

Trotz einer aktuellen Korrektur, wobei der Russell 2000 immer noch über 13% unter seinem jüngsten Höchststand liegt, scheint sich das Bild zu ändern. Da der Markt handelsbezogene Ängste scheinbar hinter sich lässt, gewinnen Small-Cap-Aktien ihre Attraktivität zurück. Julian Emanuel, Senior Managing Director bei Evercore ISI, fragte sich, ob die universell ignorierten Small Caps ‚so schlecht geworden sind, dass sie gut sind‘, und stellte fest, dass gedrückte Stimmung oft mit günstigen saisonalen Mustern im Juni zusammenfällt. Emanuel empfahl ausdrücklich den Erwerb des iShares Russell 2000 ETF (IWM) und verwies auf historische Präzedenzfälle, bei denen ähnlichen Rückgängen zwischen Januar und Mai starke Erholungen im Juni folgten.

Breitere Marktimplikationen und Zukunftsaussichten

Eine anhaltende Rallye bei Small Caps könnte die gesamte Marktbreite erheblich stärken und potenziell dem S&P 500 zugutekommen. Ari Wald, Head of Technical Analysis bei Oppenheimer, betont die Notwendigkeit, dass mehr als 60% der Russell 3000-Aktien über ihrem 200-Tage-Durchschnitt gehandelt werden müssen, ein starker Kontrast zu den derzeitigen 38%. Er konstatiert, dass ein Durchbruch des Russell 2000 über 2.180 Punkte – seinem 200-Tage-Durchschnitt – dieses ungezündete Pulver entzünden könnte. Der Index notierte zuletzt um 2.140 Punkte.

Die optimistische Perspektive ergänzend, wies Craig W. Johnson von Piper Sandler darauf hin, dass der Russell 2000 seit drei aufeinanderfolgenden Jahren kein neues Hoch erreicht hat. Er glaubt, dass Small Caps überfällig sind und Raum haben, ihre früheren Höchststände zurückzuerobern, was ein erhebliches Aufwärtspotenzial nahelegt, da sich die Marktbedingungen für einen erneuten Aufstieg angleichen.