Öltransport: Nahost-Spannungen vervielfachen Tanker-Charterkosten in der Hormuz-Straße

Geopolitische Spannungen im Nahen Osten haben eine deutliche Eskalation der Kosten für den Öltransport durch die Straße von Hormus ausgelöst, einem kritischen globalen Nadelöhr. Nach einem israelischen Angriff auf den Iran haben die wahrgenommenen Risiken, die mit der Navigation durch diese lebenswichtige Wasserstraße verbunden sind, zu einem dramatischen Anstieg der Tankercharterraten geführt, was weitreichende Auswirkungen auf die globalen Energielieferketten und Betriebskosten signalisiert.

Daten von Clarksons Research veranschaulichen diese signifikante Marktverschiebung. Die Tagesrate für die Charter eines Very Large Crude Carrier (VLCC) auf der Route vom Golf nach China stieg von ungefähr 19.998 US-Dollar am vergangenen Mittwoch auf 47.609 US-Dollar an diesem Mittwoch, was einer mehr als zweifachen Erhöhung entspricht. Ähnlich stiegen die Raten für Long Range 2 (LR2)-Tanker, die raffinierte Ölprodukte transportieren, auf derselben Route von 21.097 US-Dollar auf 51.879 US-Dollar pro Tag. Dieser regionale Anstieg steht in starkem Kontrast zu dem moderateren globalen Anstieg von 12 Prozent, der im breiteren Baltic Dirty Tanker Index im gleichen Zeitraum zu beobachten war, und unterstreicht die lokalisierte Auswirkung der erhöhten Spannungen.

Erhöhte Risikoprämien und Zurückhaltung der Reeder

Branchenanalysten führen diese rasche Eskalation hauptsächlich auf die erhöhte Zurückhaltung der Reeder zurück, in einer als zunehmend volatil empfundenen Region zu operieren. Joakim Hannisdahl, Gründer von Gersemi Asset Management, bemerkt, dass Reeder Kapazitäten zurückhalten und noch höhere zukünftige Gewinne erwarten, da die Nachfrage nach regelkonformen Schiffen in einem eingeschränkten Risikoumfeld intensiver wird. Dies spiegelt eine erhebliche Risikoprämie wider, die in die Betriebskosten einkalkuliert wird.

Die Rolle der „Schattenflotte“ und Marktverschiebungen

Die Marktdynamik wird zusätzlich dadurch erschwert, dass der Iran für seine Ölexporte auf eine „Schattenflotte“ angewiesen ist, die aufgrund von Sanktionen außerhalb der internationalen Schifffahrtsvorschriften operiert. Richard Fulford-Smith von der Investmentfirma Eden Ocean hebt die Marktspekulation hervor, dass einige Kunden zunehmend Öl von anderen Produzenten beziehen, die konventionelle, regelkonforme Schiffe nutzen. Diese Verschiebung verknappt das Angebot an regulären Tankern und führt somit zu einer Erhöhung der Charterraten. Lars Barstad, CEO von Frontline, einem prominenten börsennotierten Öltankerbetreiber, hatte bereits zuvor eine potenzielle Marktverschiebung hin zu alternativen Golfexporteuren angedeutet, wodurch die Abhängigkeit von der Schattenflotte reduziert würde.

Auswirkungen auf den Ölexport und anhaltende Risiken

Dennoch stellt Stephen Gordon, Geschäftsführer von Clarksons Research, fest, dass trotz des starken Anstiegs der Frachtraten, der durch Reeder ausgelöst wurde, die die Region meiden oder höhere Prämien verlangen, derzeit keine Anzeichen dafür vorliegen, dass israelische Aktionen die gesamte Ölexportkapazität des Irans signifikant beeinträchtigt haben, wobei die regionalen Ölströme weitgehend aufrechterhalten blieben. Die inhärenten Navigationsrisiken in der Straße von Hormus wurden jedoch kürzlich durch eine Kollision zwischen der „Front Eagle“ von Frontline und einem Tanker der Schattenflotte nahe der strategischen Wasserstraße unterstrichen, glücklicherweise ohne Opfer. Die anhaltende Volatilität an diesem kritischen Transitpunkt für einen erheblichen Teil der weltweiten Ölversorgung unterstreicht eine fortwährende Herausforderung für die globale Logistik und Energiepreisgestaltung, die eine genaue Überwachung durch Marktteilnehmer erfordert.