Neuseeland: Arbeitslosigkeit erreicht Fünfjahreshoch – RBNZ Zinssenkung erwartet

Neuseelands Wirtschaftslandschaft zeigt zunehmend Anzeichen von Belastung, da die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal 2025 auf ein Fünfjahreshoch gestiegen ist. Diese jüngsten Daten unterstreichen eine breitere Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität und erhöhen den Druck auf die politischen Entscheidungsträger, ihre geldpolitische Strategie angesichts der abkühlenden Arbeitsmarktbedingungen neu zu kalibrieren.

  • Die Arbeitslosenquote in Neuseeland erreichte im zweiten Quartal 2025 einen Höchststand von 5,2%, den höchsten Wert seit Q3 2020.
  • Die Gesamtbeschäftigung verzeichnete einen Rückgang von 0,1% im Quartalsvergleich und 0,9% im Jahresvergleich.
  • Die Erwerbsbeteiligungsquote sank auf 70,5% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Anfang 2021.
  • Das Lohnwachstum für gewöhnliche Arbeitszeiten bei Nicht-Regierungsangestellten verlangsamte sich auf 2,2% im Jahresvergleich.
  • Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) wird voraussichtlich den Leitzins am 20. August um 25 Basispunkte auf 3% senken.

Die Arbeitslosenquote in Neuseeland stieg im zweiten Quartal 2025 auf 5,2%, nach 5,1% im Vorquartal. Dies ist der höchste Wert seit dem dritten Quartal 2020 und signalisiert eine deutliche Entspannung der Arbeitsnachfrage. Gleichzeitig ging die Gesamtbeschäftigung im Quartalsvergleich um 0,1% und im Jahresvergleich um 0,9% zurück. Dieser Trend eines sich abschwächenden Arbeitsmarktes tritt neben weiteren besorgniserregenden Indikatoren auf, darunter eine träge Konsumausgabenentwicklung, Kontraktionen im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor sowie ein gedämpfter Wohnungsmarkt, die zusammen ein Bild einer sich verlangsamenden Wirtschaft zeichnen. Abhijit Surya, Senior Economist bei Capital Economics, hob die zugrunde liegende Schwäche des Arbeitsmarktes hervor und deutete an, dass die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) diese tieferen strukturellen Probleme kaum übersehen wird.

Arbeitsmarktdynamik unter Druck

Eine weitere Analyse der Arbeitsmarktdaten zeigt eine bemerkenswerte Reduzierung der Erwerbsbeteiligung. Die Erwerbsbeteiligungsquote, die den Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung erfasst, die entweder beschäftigt ist oder aktiv eine Arbeit sucht, sank auf 70,5%, von 70,7% im ersten Quartal. Dies stellt den niedrigsten Beteiligungsgrad seit Anfang 2021 dar. Die Auswirkungen dieses Wirtschaftsabschwungs scheinen jüngere Kohorten, insbesondere Jugendliche und junge Arbeitnehmer, überproportional zu treffen. Viele aus diesen Gruppen entscheiden sich Berichten zufolge für eine Rückkehr zur Bildung oder zum Studium, anstatt in einem herausfordernden Arbeitsmarkt zu verbleiben, wie Michael Gordon, Senior Economist bei Westpac in Auckland, feststellte. Dieser Trend trägt zum beobachteten Beschäftigungsrückgang bei und deutet auf eine Neubewertung der Dynamik der Arbeitsmarktpartizipation nach der Pandemie hin.

Lohnentwicklung und Auswirkungen auf Haushalte

Zusätzlich zu den Komplexitäten für die Haushalte setzt sich die Verlangsamung der Lohninflation fort und markiert das neunte Quartal in Folge mit abnehmendem jährlichem Wachstum. Die Löhne für gewöhnliche Arbeitszeiten bei Nicht-Regierungsangestellten stiegen im Jahresvergleich lediglich um 2,2%, ein Rückgang von 2,5% im Vorquartal. Diese Entwicklung deutet auf eine Verringerung der Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer hin, selbst während die Haushalte mit anhaltend hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. Innerhalb der Lohndaten gibt es jedoch einige Nuancen: Das vierteljährliche Lohnwachstum verzeichnete einen leichten Anstieg von 0,6%, und die durchschnittlichen Stundenverdienste für gewöhnliche Arbeitszeiten bei Nicht-Regierungsangestellten stiegen im Vergleich zum Vorquartal robust um 1,9%. Während diese vierteljährliche Beschleunigung ermutigend erscheinen mag, warnen Analysten, dass sie vorübergehend sein könnte oder eine Verschiebung in der Beschäftigungszusammensetzung widerspiegelt und nicht eine breite Lohninflation. Unternehmen könnten die Bindung von Fachkräften mit höherer Vergütung priorisieren, während sie gleichzeitig die Gesamtzahl der Mitarbeiter anpassen.

Implikationen für die Geldpolitik

Die jüngsten Arbeitsmarktstatistiken verstärken die Markterwartungen an eine bevorstehende Zinssenkung durch die Reserve Bank of New Zealand erheblich. Die RBNZ hatte zuvor für diesen Zeitraum eine Arbeitslosenquote von 5,2% prognostiziert, aber auch ein Beschäftigungswachstum von 0,2%, ein Ziel, das durch die aktuellen Daten deutlich verfehlt wurde. Angesichts der Anzeichen einer Inflationsmoderation und des stockenden Wirtschaftswachstums sieht sich die Zentralbank zunehmend unter Druck, wirtschaftliche Impulse zu setzen. Der Konsens unter den meisten Analysten deutet nun darauf hin, dass die RBNZ ihren Leitzins (Official Cash Rate, OCR) bei ihrer bevorstehenden Sitzung am 20. August um 25 Basispunkte auf 3% senken wird, insbesondere nach ihrer Entscheidung, die Zinsanpassungen im Juli zu pausieren.