iPadOS wird Ihr iPad fast zu einem echten Computer machen

Wenn Sie ein iPad genutzt haben, werden Ihnen sicherlich einige essenzielle Funktionen fehlen, die man von Computern gewohnt ist. Die Unterstützung für Mäuse und externe Speicher, ein vollständiger Desktop-Browser sowie ein verbessertes Multitasking sind nur einige der Neuerungen, die Apple mit dem neuen iPadOS einführt.

Was ist iPadOS?

Apple präsentierte das iPadOS Betriebssystem auf der WWDC 2019. iPadOS basiert, ähnlich wie tvOS, auf iOS, genauer gesagt auf dem kommenden iOS 13. Es ist jedoch mehr als nur ein Namenswechsel, denn es beinhaltet zusätzliche Funktionen, die auf dem iPhone nicht zu finden sind.

Mausunterstützung für iPad

Obwohl Apple dies nicht explizit auf der WWDC-Bühne ankündigte, scheint es, als würden iPads (und möglicherweise auch iPhones) Mausunterstützung erhalten! Durch den Anschluss einer USB-Maus oder Bluetooth-Maus an das iPad erscheint ein Mauszeiger, mit dem man durch die Benutzeroberfläche navigieren kann.

Da iPads bereits externe Tastaturen mit Shortcuts unterstützen, wird die Bedienung dadurch noch vielseitiger und PC-ähnlicher. Ob die neue Mausunterstützung auch das Öffnen von Kontextmenüs via Rechtsklick ermöglicht, bleibt abzuwarten. Wir sind gespannt darauf, die genaue Funktionsweise zu sehen, sobald Apple die Beta-Version von iPadOS 13 veröffentlicht.

Wer ein Trackpad bevorzugt, wie man es von MacBooks kennt: Apples Magic Trackpad wird ebenfalls kompatibel sein.

Hallo Mausunterstützung auf iOS 13! Es ist eine Funktion des AssistiveTouch und funktioniert mit USB-Mäusen.
@viticci hat das bestätigt pic.twitter.com/nj6xGAKSg0

– Steve Troughton-Smith (3. Juni 2019)

Verbesserungen beim Multitasking

Das Multitasking auf dem iPad war bisher ein Kritikpunkt, doch das ändert sich nun.

Apple hat bedeutende Verbesserungen für Slide Over angekündigt. Wenn eine App am Rand des iPad-Bildschirms schwebt, kann man schnell am unteren Rand zwischen den Apps wechseln, nach oben wischen, um alle geöffneten Slide-Over-Apps zu sehen oder eine Slide-Over-App nach oben ziehen, um sie im Vollbildmodus zu nutzen.

Bei der Arbeit im Split-View-Modus stehen jetzt erweiterte Multitasking-Optionen zur Verfügung. So ist es möglich, mehrere Instanzen derselben App gleichzeitig zu öffnen – beispielsweise beim Verfassen von E-Mails in Mail oder bei der Arbeit mit zwei Notizen in Notes.

Zusätzlich lassen sich Apps in verschiedenen Arbeitsbereichen nebeneinander verwenden. Man kann beispielsweise Safari mit Notes in einem Bereich und Safari mit Mail in einem anderen Bereich nutzen.

Das Öffnen solcher App-Kombinationen ist ebenfalls unkompliziert: Links aus einer beliebigen App können in einen eigenen Bereich gezogen werden und das iPad öffnet automatisch Safari mit dem jeweiligen Link. Dies funktioniert auch mit Standorten, die Maps öffnen und E-Mail-Adressen, die Mail aufrufen.

Ein Tippen auf ein App-Icon im Dock zeigt alle Bereiche an, die mit dieser App geöffnet sind, ähnlich wie das App Exposé auf dem Mac.

Startbildschirm und Widgets

Der Startbildschirm des iPads war bisher auf App-Symbole beschränkt, was besonders auf größeren Geräten wie dem 12,9-Zoll iPad Pro nicht optimal war.

Apple ermöglicht nun eine bessere Nutzung des gesamten Bildschirmplatzes. Widgets aus der Heute-Ansicht lassen sich an den Startbildschirm anheften. Diese Widgets werden nun direkt neben den App-Symbolen angezeigt. Alle Funktionen, die über Widgets möglich sind, stehen nun auf dem Startbildschirm zur Verfügung, von Live-Daten über Shortcuts bis hin zu spezifischen Aktionen in Apps.

Auch das Layout des Startbildschirms wurde optimiert. Es können mehr App-Symbole gleichzeitig angezeigt werden, so dass weniger Wischbewegungen notwendig sind, um alles zu erreichen.

USB-Speicher und Netzwerkdateifreigabe

Eine Neuerung in iOS 13 ermöglicht es, externe Laufwerke – USB-Sticks, Festplatten oder SD-Karten über Adapter – direkt an das iPad anzuschließen. Die Dateien auf dem Laufwerk werden dann in der Dateien-App des iPads angezeigt.

Dies ist besonders für Fotografen nützlich, die so Fotos direkt von der Kamera in Apps wie Adobe Lightroom importieren können. Aber auch jeder andere kann profitieren: Dateien von einem USB-Stick können ohne einen „richtigen PC“ eingesehen werden. Die neuesten iPad Pro Modelle mit USB-C-Anschluss sind nativ mit USB-C-Sticks und -Adaptern kompatibel.

Auch das iPhone erhält mit iOS 13 Zugriff auf USB-Speicher. Allerdings ist diese Funktion auf dem iPad besonders nützlich.

Apple kündigte auch die Unterstützung für SMB-Dateifreigaben an, ein Protokoll, das Windows für die Dateifreigabe im lokalen Netzwerk verwendet. Auf Netzwerkdateifreigaben kann direkt über die Dateien-App des iPads zugegriffen werden.

Zusätzlich gibt es „zahlreiche neue Tastenkombinationen“ zur Navigation in der Dateien-App über eine externe Tastatur.

Safari wird zum Desktop-Browser

Safari auf dem iPad war bisher stark an die Version für das iPhone angelehnt. Viele Webseiten lieferten für Safari auf dem iPad eine schlechte „mobile“ Version aus, die zwar auf dem großen Bildschirm angezeigt, aber nicht für diesen optimiert war. Häufig fehlten Funktionen und Features, die in der Desktop-Version der Webseite vorhanden sind.

Es gibt zwar die Option, die Desktop-Version einer Webseite anzufordern, jedoch musste diese manuell ausgewählt werden. Safari konnte nicht einfach standardmäßig jede Webseite in der Desktop-Version anzeigen.

In iPadOS entfällt dieser manuelle Schritt. Safari fungiert als Desktop-Browser und zeigt die Desktop-Version der Webseite an, so wie sie auf macOS zu sehen wäre. Vermutlich ändert Apple den User-Agent von Safari auf dem iPad, um zu signalisieren, dass es sich um einen Desktop-Browser und nicht um einen mobilen Browser handelt.

Dies macht das iPad leistungsfähiger – man erhält das vollwertige Web anstatt einer oft eingeschränkten mobilen Version.

Safari verfügt nun auch über einen Download-Manager. In der Symbolleiste gibt es eine Download-Schaltfläche. Heruntergeladene Dateien werden im Download-Ordner in der Dateien-App gespeichert.

Apple gibt an, dass der neue Safari für die Navigation im Desktop-Stil über 30 neue Tastenkombinationen unterstützt, wenn eine externe Tastatur verwendet wird.

Unterstützung für Konsolen-Gamecontroller

Apple fügt Unterstützung für den Dualshock 4-Controller der PlayStation 4 und den Xbox One S-Controller von Microsoft hinzu, beide arbeiten mit Bluetooth. Diese Funktion wurde für tvOS angekündigt, aber auch das iPad und das iPhone werden die Unterstützung für diese Controller erhalten.

Für iPad-Nutzer, die ihr Gerät zum Spielen nutzen – sei es mit kommenden Apple-Originalen in Apple Arcade oder mit Streaming-Diensten wie Google Stadia oder Microsoft xCloud – wird so ein PC-ähnlicheres Erlebnis geschaffen.

Bisher wurden MFi-Controller benötigt. Die Unterstützung von gängigen Konsolencontrollern ist daher eine willkommene Funktion.

…Oder verwandeln Sie Ihr iPad in ein externes Display

iPadOS bietet eine weitere Funktion für den Arbeitsalltag: Mit der neuen Sidecar-Funktion kann das iPad als externes Display für einen Mac genutzt werden. Es wird einfach angeschlossen und kann als zweiter Monitor oder gespiegeltes Display verwendet werden. Die Verbindung kann auch drahtlos über eine Distanz von bis zu 10 Metern erfolgen.

Diese Funktion war zuvor schon durch Drittanbieter-Apps wie Duet Display und Luna Display möglich, ist nun aber in iPadOS und macOS Catalina ohne zusätzliche Software integriert.

Künstler können das iPad nun auch als Wacom-Tablett verwenden. Mit Sidecar kann man mit dem Apple Pencil auf dem iPad-Display zeichnen und in Apps wie Photoshop arbeiten.

Zwar macht dies das iPad nicht zu einem eigenständigen Computer, aber in Kombination mit einem Mac wird es so zu einem praktischen Zweitdisplay für ein verbessertes Desktop-Erlebnis.

Zusammen mit iOS 13 wird die finale Version von iPadOS im Herbst verfügbar sein. Sie sollte das iPad noch leistungsfähiger machen. Wer das iPad lieber als einfaches Tablet nutzen möchte, muss diese neuen Funktionen natürlich nicht verwenden.

Weitere Informationen gibt es in Apples Übersicht über die neuen iPadOS-Funktionen.