Die Entwicklung des Smart Homes hat den Smart Hub lange Zeit als zentrales Steuerelement betrachtet. Doch dank der Fortschritte von Google und Amazon verlieren Hubs an Bedeutung und könnten bald überflüssig werden.
Die Rolle von Hubs als Schaltzentrale
In der Vergangenheit waren Smart Home Hubs unverzichtbar, wenn man alle seine vernetzten Geräte zentral über eine einzige App steuern wollte. Sie ermöglichten die Verbindung unterschiedlichster Geräte, von WLAN-Steckdosen bis hin zu Z-Wave-basierten Türschlössern. Hubs erlaubten die Erstellung von Routinen, Automatisierungen und boten eine zentrale Steuerungsplattform. Geräte verschiedener Hersteller konnten so problemlos zusammenarbeiten. Man war nicht mehr an eine einzige Marke gebunden oder von der Verfügbarkeit bestimmter Gerätetypen abhängig.
Smart Home Hubs machten Z-Wave- und Zigbee-Geräte wirklich intelligent. Ohne sie war die Fernsteuerung von Smart Locks schwierig und die Verwaltung von Zugangscodes umständlich. Zwar konnten diese Geräte über herstellerspezifische Apps lokal überwacht und verwaltet werden, aber ein Hub eröffnete erweiterte Funktionalitäten.
Die Schattenseiten der Hubs
Leider erwies sich das Geschäft mit Smart Home Hubs als nicht besonders stabil. Lowes stellte seine Iris-Plattform komplett ein, und viele weitere Hubs sind nicht mehr empfehlenswert. Die zwei größten Anbieter, Wink und SmartThings, haben Übernahmen erlebt, die nicht immer von Erfolg gekrönt waren.
SmartThings erfordert aktuell die Nutzung von zwei verschiedenen Apps, was die einst versprochene einfache Steuerung über eine einzige App konterkariert.
Die Geschichte von Wink ist noch turbulenter: Nach der Insolvenz des ursprünglichen Betreibers Quirky wurde Wink an Flex verkauft, die es wiederum an iam+ weiterveräußerten, ein Unternehmen von Will.iam.
Wink hat seit September 2017 keine neuen Integrationen von Drittanbietern angekündigt und das letzte Produkt (Lookout) wurde im Oktober 2017 vorgestellt. Zudem sind die Hubs oft schwer erhältlich, wie verschiedene Reddit Diskussionen zeigen.
Google und Amazon: Eine neue Ära ohne Hubs
Glücklicherweise haben Google und Amazon Alternativen zu Hubs etabliert. Google Assistant und Alexa bieten nicht nur Sprachsteuerung, sondern replizieren auch viele Funktionen, die zuvor den Hubs vorbehalten waren. Routinen können in den entsprechenden Apps erstellt und Geräte unterschiedlicher Hersteller verbunden werden. Automatisierungen und andere Steuerungsabläufe sind problemlos möglich.
Die Sprachassistenten sind per WLAN oder über Integrationen mit Drittanbieter-Apps mit einer Vielzahl von Geräten kompatibel. Nutzer von Echo Show oder Echo Plus können sogar Zigbee-Geräte anbinden. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das Google Home oder Amazon Alexa Gerät mit den meisten Smart Home Geräten kompatibel, abgesehen von Z-Wave-Geräten und Zigbee-Geräten, die nicht von den oben genannten Voice-Assistant-Geräten unterstützt werden.
Die Vorteile einer zentralen Steuerung und Automatisierung bleiben bestehen, ergänzt durch die komfortable Sprachsteuerung. Die Marktdominanz von Google und Amazon minimiert die Sorge vor einer Einstellung des Services. Das wurde auch auf der CES 2019 deutlich, wo fast alle Hersteller die Kompatibilität ihrer Geräte mit den beiden Plattformen ankündigten. Was fehlte? Z-Wave, ZigBee (außerhalb von Philips Hue), Wink und Smartthings.
Das größte Problem in einer Zukunft ohne Hubs ist jedoch das WLAN und dessen Einschränkungen.
WLAN: Eine Herausforderung, die gemeistert wird
Wenn jedes Smart Device über WLAN mit dem Netzwerk verbunden ist, stößt man schnell an Grenzen. Die Reichweite von WLAN ist geringer als die von Zigbee- oder Z-Wave-basierten Mesh-Netzwerken. WLAN ist auch weniger energieeffizient und die Anzahl der Geräte kann das Netzwerk überlasten.
Der kommende Wi-Fi 6 Standard soll diese Probleme lösen, indem er den Energieverbrauch senkt, die Geschwindigkeit im 2,4-GHz-Band verbessert und Überlastungsprobleme minimiert.
Doch Wi-Fi 6 ist ein Standard der Zukunft und löst nicht alle Herausforderungen. Google und Amazon haben sich mit der Investition in Mesh-Netzwerke auf diese Entwicklung eingestellt. Google hatte bereits ein eigenes Mesh-System und Amazon übernahm Eero, ein Pionier in diesem Bereich.
Mit Mesh-Routern wird die benötigte Reichweite bereitgestellt und Netzwerkstaus gehören der Vergangenheit an. Zudem muss man sich keine Gedanken mehr über die Nutzung von 2,4 GHz- oder 5 GHz-Netzwerken machen, da die Mesh-Systeme dies nahtlos übernehmen. Das ist besonders hilfreich, da viele Smart Devices nur im 2,4-GHz-Band funktionieren.
Hubs scheinen langsam aber sicher zu verschwinden, während Sprachassistenten bereitstehen, ihren Platz einzunehmen. Das ist insgesamt eine positive Entwicklung, da Google und Amazon über die nötige Größe verfügen, um auch schwierige Zeiten zu überstehen und die Akzeptanz von Smart Home Geräten voranzutreiben und Preise zu senken. Sie haben die wichtigsten Funktionen der Hubs bereits integriert und mit ihren eigenen Vorteilen ergänzt, sei es ein Display zur Anzeige der besten Fotos oder eine Gegensprechanlage ohne umständliche Verkabelung.
Die Entwicklung von Smart Homes ist im ständigen Wandel und die Zukunft der Hubs ist ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Dinge ändern. Die Mühe, die man als Early Adopter auf sich nimmt, um jetzt ein Smart Home zu haben, ist oft größer als zu warten, bis die Standards wirklich Standards sind und nicht nur leere Versprechen.