Eurozone Wirtschaft startet stark ins 3. Quartal: PMI Juli auf Jahreshoch.

Die Wirtschaft der Eurozone zeigte im Juli eine unerwartete Widerstandsfähigkeit, was auf einen stärkeren Start ins dritte Quartal hindeutet und frühere Bedenken, dass anhaltende Handelsspannungen die Erholung der Region behindern würden, zerstreute. Wichtige Indikatoren deuten auf einen robusten Aufschwung hin, der primär vom Dienstleistungssektor getragen wird, während das verarbeitende Gewerbe deutliche Stabilisierungsanzeichen aufweist, was auf einen breiteren Wirtschaftsaufschwung hindeutet.

  • Der Flash Composite PMI der Eurozone erreichte im Juli 51,0, den höchsten Stand seit fast einem Jahr.
  • Der Dienstleistungssektor verzeichnete mit einem PMI von 51,2 die schnellste Expansion seit Januar.
  • Der PMI des verarbeitenden Gewerbes verbesserte sich auf 49,8 und näherte sich der Expansionsschwelle von 50 Punkten.
  • Unternehmen erhöhten die Neueinstellungen; der Inflationsdruck sank auf ein Neunmonatstief.
  • Deutschlands Produktion stieg leicht an, während Frankreichs Kontraktion sich verlangsamte.
  • Europäische Aktien legten aufgrund von Handelsabkommenshoffnungen zu, z.B. STOXX 50 +1%.

Der Flash Composite Purchasing Managers’ Index (PMI), ein entscheidender Indikator für die Geschäftslage in der Eurozone, stieg im Juli auf 51,0 von 50,6, übertraf damit die Markterwartungen von 50,8 und erreichte den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Diese positive Entwicklung wurde maßgeblich vom Dienstleistungssektor angetrieben, dessen PMI von 50,5 auf 51,2 kletterte, die Prognosen übertraf und die schnellste Expansion seit Januar markierte. Obwohl das verarbeitende Gewerbe weiterhin eine Kontraktion verzeichnete, verbesserte sich sein PMI von 49,5 auf 49,8. Dies stellt den optimistischsten Wert seit drei Jahren dar und nähert sich der entscheidenden 50-Punkte-Schwelle, die Expansion von Kontraktion trennt. Obwohl die Auftragseingänge in den Fabriken zurückgingen, verlangsamte sich das Tempo des Rückgangs, und die Gesamtproduktion näherte sich dem Gleichgewicht.

Die verbesserte Wirtschaftstätigkeit und stabilere Auftragsbücher veranlassten Unternehmen zu Neueinstellungen. Gleichzeitig erfuhr die Region eine Entspannung des Kostendrucks, wobei die Inflationsrate auf ein Neunmonatstief fiel und unter dem historischen Durchschnitt blieb. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank (HCOB), äußerte sich verhalten optimistisch. Er stellte fest, dass die Wirtschaft der Eurozone stetig an Schwung zu gewinnen scheint, wobei die Rezession im verarbeitenden Gewerbe ihrem Ende zugeht und das Wachstum im Dienstleistungssektor sich beschleunigt. Der GDP Nowcast der HCOB, der PMI-Daten berücksichtigt, deutet auf ein robustes Wirtschaftswachstum für das dritte Quartal hin.

Dieser Trend einer sich verlangsamenden Inflation im Dienstleistungssektor ist für die Europäische Zentralbank (EZB) besonders günstig, auch wenn ein breiterer Preisdruck bestehen bleiben könnte. De la Rubia hob hervor, dass sich der Desinflationstrend im genau beobachteten Dienstleistungssektor fortgesetzt habe. Darüber hinaus wird erwartet, dass ein stärkerer Euro und die potenziellen Auswirkungen von US-Zöllen in den kommenden Monaten zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Preise ausüben und den politischen Entscheidungsträgern weitere Entlastung verschaffen werden.

Regionale Divergenz und Marktreaktion

Regionale Wirtschaftsdaten zeigen weiterhin unterschiedliche Entwicklungen. Deutschland verzeichnete den zweiten Monat in Folge einen leichten Produktionsanstieg, was die Hoffnungen auf eine breitere nationale Erholung stärkt. De la Rubia führte dies auf zunehmende Anzeichen einer Erholung im verarbeitenden Gewerbe zurück, unterstützt durch politische Maßnahmen wie die von Berlin am 1. Juli eingeführten günstigeren Abschreibungsregeln. Im Gegensatz dazu erlebte Frankreich einen weiteren Monat der wirtschaftlichen Kontraktion, wenn auch im langsamsten Tempo des anhaltenden elfmonatigen Abschwungs. Jonas Feldhusen, Junior Economist bei der Hamburg Commercial Bank, stellte fest, dass Frankreichs Dynamik seit Jahresbeginn zwar aufwärts tendiert, sein Index jedoch weiterhin unter der 50-Punkte-Expansionsschwelle verbleibt.

Die Anlegerstimmung in ganz Europa wurde durch den Optimismus bezüglich eines potenziellen Handelsabkommens zwischen den USA und der EU beflügelt, das einen 15-prozentigen Zoll auf europäische Exporte in die USA einführen könnte. Diese Aussicht half den Märkten, Ängste vor schwerwiegenderen Handelshemmnissen zu überwinden, und führte zu einer Rallye bei europäischen Aktien. Der STOXX 50 legte um fast 1 % zu, während der breitere STOXX 600 um 0,7 % stieg, was ein erneuertes Vertrauen widerspiegelt. Unter den bemerkenswerten Unternehmensleistungen stiegen die Aktien der Deutschen Bank um über 6 % nachdem ein besser als erwarteter Gewinn im zweiten Quartal den Verlust des Vorjahres umgekehrt hatte. Auch BNP Paribas meldete positive Ergebnisse und stieg um 3 %, nachdem sie die Umsatz- und Gewinnprognosen übertroffen hatte. Umgekehrt sank LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton um fast 2 %, da sich Anleger angesichts anhaltender Gegenwinde im Luxussektor auf einen möglichen Rückgang der Quartalsumsätze einstellten.

An den Devisenmärkten hielt sich der Euro stabil bei 1,1765 gegenüber dem US-Dollar, während die Marktteilnehmer mit Spannung die jüngste geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank im Laufe des Tages erwarteten. Es wird weithin davon ausgegangen, dass die EZB ihren Einlagensatz unverändert bei 2,00 % belassen wird.