Gentoo ist bekannt für sein „Selbstbau“-Konzept. Benutzer müssen hier alles, von den Softwarepaketen bis zum Linux-Kernel, aus den Quellcodes selbst kompilieren. Während dies für einige ein großer Vorteil ist, weil es eine hohe Individualisierung ermöglicht, schreckt es viele durchschnittliche Nutzer ab. Daher entstanden zahlreiche Gentoo-basierte „Spins“ oder Derivate, um das Erlebnis zugänglicher zu machen. Wir haben eine Liste der interessantesten Gentoo-Derivate zum Ausprobieren zusammengestellt.
1. Funtoo
Funtoo ist eine Distribution, die auf Gentoo aufbaut und hauptsächlich vom Gründer des Gentoo-Projekts betreut wird. Das Hauptziel von Funtoo ist es, die Kernfunktionen von Gentoo zu optimieren und gleichzeitig seine Stärken zu bewahren. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Gentoo ist die Verwendung von Git für das Softwaremanagement. Dies führt zu deutlich schnelleren Downloads im Vergleich zu Gentoos Rsync-Verfahren.
Funtoo optimiert nicht nur das Gentoo-Erlebnis, sondern modernisiert es auch durch vorkonfigurierte „Sub-Arches“, die ein direkt einsatzbereites Setup für verschiedene Computertypen bieten. Zusätzlich eliminiert die „Mix-In“-Funktion den zeitaufwendigen Umgang mit Use-Flags. Kurz gesagt, wenn Sie Gentoo lieben, sich aber eine modernere Handhabung wünschen, sollten Sie Funtoo testen. Eine Installationsanleitung finden Sie hier!
2. Sabayon
Die Technologie von Gentoo ist bemerkenswert, jedoch kann die komplexe Installation viele potenzielle Nutzer abschrecken. Hier kommt Sabayon Linux ins Spiel. Diese Distribution macht Gentoo zugänglicher, indem sie den Aufwand der Installation minimiert. Trotzdem werden weiterhin alle Programme aus dem Quellcode via Portage erstellt. Sabayon vereinfacht also die Handhabung von Gentoo, ohne die wesentlichen Vorteile zu verlieren. Wenn Sie Gentoo mögen, aber keine tagelangen Installationen wünschen, könnte Sabayon ideal sein.
3. Redcore-Linux
Redcore-Linux, eine rumänische Distribution, zielt wie Sabayon darauf ab, Gentoo benutzerfreundlicher zu gestalten. Sie möchte die Leistung von Gentoo zeigen, aber gleichzeitig eine traditionellere Linux-Erfahrung bieten. Im Unterschied zu Sabayon werden bei Redcore-Linux keine Pakete aus dem Quellcode erstellt. Stattdessen werden vorkompilierte Binärpakete von Redcore selbst verwendet. Redcore-Linux ist eine gute Wahl, wenn Sie Gentoo erkunden möchten, aber wenig Erfahrung mit fortgeschrittenen Distributionen haben. Jedoch bietet es nicht die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten wie z.B. eBuilds, die viele Gentoo-Nutzer schätzen.
4. Gentoo-Studio
Gentoo-Studio ist eine Audio-Workstation, die auf Gentoo basiert. Der Hauptfokus dieser Distribution liegt auf der umfangreichen Sammlung professioneller Audioanwendungen, die für ein voll funktionsfähiges Aufnahmestudio bereitstehen. Gentoo Studio ist benutzerfreundlich und erfordert keine Linux-Expertise. Die Installation ist zwar nicht ganz so einfach wie bei Redcore oder Sabayon, aber dennoch überschaubar. Das Ziel ist ein kostenloses und voll funktionsfähiges Audio-Betriebssystem anzubieten. Gentoo Studio enthält Software wie Ardour, MuseScore, Audacity, Cadence, FFMPEG und Frescobaldi. Weitere Details zu den enthaltenen Programmen finden Sie auf der Webseite.
Wenn Sie als Linux-Nutzer ein professionelles Aufnahmestudio einrichten möchten, ist Gentoo Studio eine sehr interessante Option.
5. Pentoo
Pentoo ist eine Distribution, die sich auf Sicherheitsaudits und Penetrationstests spezialisiert. Im Gegensatz zu den anderen Distributionen auf dieser Liste ist Pentoo nicht für die Installation gedacht, sondern wird von USB-Sticks oder CD-ROMs gebootet. Das Betriebssystem kommt mit einem gehärteten Kernel, nützlichen Patches, Unterstützung für Festplattenverschlüsselung und diversen Hacking-Tools. Pentoo hat seit einiger Zeit kein Update erhalten und wird von manchen als „eingestellt“ betrachtet. Dennoch ist es für Sicherheitsexperten, die eine Alternative zu Kali Linux suchen, immer noch einen Blick wert.