Das iPad Pro als Computer-Alternative

Das iPad Pro: Ein vollwertiger Computerersatz?

Wie alle Produkte aus dem Hause Apple, ist auch das iPad Pro im oberen Preissegment angesiedelt. Es richtet sich primär an professionelle Designer, verfügt aber auch über Merkmale, die es von einem regulären iPad abgrenzen, wie beispielsweise der Apple Pencil. Angesichts der hohen Anschaffungskosten stellt sich die Frage, ob man sich für ein iPad Pro entscheiden oder doch lieber in einen leistungsfähigeren PC oder Mac investieren sollte. Die grafischen Fähigkeiten des iPad Pro sind unbestritten, doch ist es wirklich ein adäquater Ersatz für einen herkömmlichen Computer? Kann man damit nicht nur Designprojekte realisieren, sondern auch problemlos E-Mails versenden, Dateien verwalten und komfortabel tippen? Wir haben genauer untersucht, wie gut sich das iPad Pro als Computer schlägt.

Um die Tauglichkeit des iPad Pro als eigenständiger Computer zu testen, haben wir diesen Artikel auf einem 9,7-Zoll iPad Pro mit einem via Bluetooth verbundenen Apple Magic Keyboard verfasst.

Schreibkomfort

Das iPad mit seiner virtuellen Touchscreen-Tastatur ist für Vielschreiber nicht ideal. Das fehlende haptische Feedback macht das längere Schreiben zu einer wenig angenehmen Erfahrung. Man ist oft unsicher, ob eine Taste korrekt gedrückt wurde, da die gewohnte Hand-Augen-Koordination hier nicht wie gewohnt funktioniert.

Wir haben verschiedene Drittanbieter-Tastatur-Apps unter iOS getestet, konnten aber keine signifikante Verbesserung des Schreiberlebnisses feststellen. Der Bildschirm des iPads ist, trotz seiner Größe, nicht optimal zum längeren Schreiben geeignet. Einige Apps, wie GBoard oder SwiftKey, mit ihrer Swipe-Funktion, beschleunigen zwar das Schreiben gängiger Wörter, doch bei ungewöhnlicheren Ausdrücken muss man stets nachkorrigieren. Bei anderen Anwendungen, wie Chrome oder MS Word, ruckelt der Bildschirm beim Wechsel zwischen den Bedienelementen, was auf Dauer sehr anstrengend ist. Die gleichzeitige Bedienung von iPad und Tastatur ist somit eine Herausforderung.

Apropos beweglicher Bildschirm: Ein Ständer ist unerlässlich. Das kann eine Hülle mit integriertem Ständer oder auch ein improvisierter Gegenstand wie ein Briefbeschwerer sein. Wichtig ist, dass das iPad beim Schreiben stabil steht. Eine Bluetooth-Tastatur macht die Bedienung über den Bildschirm überflüssig. Für ein komfortables Tipperlebnis ist eine solche Tastatur also Pflicht. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil des iPads, da man auch für Mac oder PC eine physische Tastatur benötigt. Es zeigt jedoch, dass die Touch-Eingabe für längeres Schreiben ungeeignet ist.

Bearbeitungsfunktionen

Das iPad Pro ist besonders effizient bei Bearbeitungsaufgaben, da hier weniger Tipparbeit anfällt. Diverse Notiz-Apps unterstützen das Anfertigen von umfangreichen und kleinen Änderungen. Insbesondere mit dem Apple Pencil gestaltet sich die Bearbeitung sehr intuitiv.

Multitasking

Die Arbeitsgeschwindigkeit auf dem iPad Pro wird durch die eingeschränkten Multitasking-Fähigkeiten ohne Maus beeinträchtigt. Das einfache Kopieren eines Satzes über den Touchscreen erweist sich als recht umständlich. Für kleine Textfragmente mag das noch akzeptabel sein, doch bei größeren Bearbeitungen wird es schnell mühsam.

iPads sind nicht als Ersatz für Schreibgeräte konzipiert, auch wenn Apple mit seinen größeren Modellen in diese Richtung zielt. Tablets fehlt die Multitasking-Flexibilität, die PCs/Macs so attraktiv macht. Beispielsweise kann man auf einem iPad nicht mehrere DOCX-Dateien gleichzeitig öffnen, was auf einem PC oder Mac eine Selbstverständlichkeit ist.

Grafikleistung

Das iPad Pro wird oft als Heilsbringer für Künstler beworben, da es mit einer Vielzahl von Apps die Bildbearbeitung ermöglicht. Dennoch stößt man auch hier auf Einschränkungen. Obwohl Anwendungen wie ProCreate sehr leistungsfähig sind, kann man mit dem iPad Pro nicht alles realisieren, was möglich wäre.

Selbst wenn die Kunst-Community mit dem iPad Pro beeindruckende Ergebnisse erzielt, kann es sich nicht mit Adobe Photoshop auf PC/Mac messen. Man kann keine mehreren PSD-Dateien gleichzeitig bearbeiten oder nicht so bequem auf Speicherorte für Texturen, Bilder usw. zugreifen. Ein weiterer Nachteil des Apple-Zubehör-Ökosystems ist, dass es nicht allumfassend ist. Die Smart Cover für 150 Dollar (mit Tastatur) bieten beispielsweise keine Möglichkeit, den Apple Pencil zu befestigen, während der Verschluss für den Surface Stift am Surface Book durchaus praktikabler ist.

Videobearbeitung

Die Videobearbeitung ist selbst auf einem Computer alles andere als einfach. Es gibt viele Aspekte zu berücksichtigen und die Anwendungen sind sehr komplex. Während einige Bearbeitungsschritte wie das Kürzen eines Clips unproblematisch sind, erfordert die Umwandlung von simplen Clips in professionelle Videos deutlich mehr Aufwand. Für einfache Aufgaben wie das Trimmen von Videos oder das Hinzufügen von Übergängen sind iMovie und ähnliche iOS-Tools ausreichend, für komplexere Bearbeitungen stößt man jedoch schnell an Grenzen. Hier bleiben professionelle Programme wie Adobe Premiere oder Final Cut Pro die beste Wahl.

Apple Pencil

Ein günstigerer Stift kann für viele Aufgaben, wie Notizen, einfache Bearbeitungen oder einige Zeichenspiele, ausreichen. Für anspruchsvollere Aufgaben wie professionelles Zeichnen, das Kommentieren umfangreicher Texte oder handschriftliche Notizen ist der Apple Pencil jedoch deutlich effizienter. Das ist jedoch eine persönliche Entscheidung und hängt davon ab, wofür man das Gerät hauptsächlich verwendet. Wenn man sich fragt, ob man den Apple Pencil beim iPad Pro weglassen kann, sollte man sich noch einmal bewusst machen, wofür man das Gerät überhaupt kauft. Ein reguläres iPad würde in vielen Fällen genauso gut funktionieren. Es lohnt sich auch zu überdenken, ob ein Tablet überhaupt die richtige Wahl ist.

Mobilität

Das iPad Pro ist, wie alle anderen iPads auch, entweder mit oder ohne Mobilfunkverbindung erhältlich. Ein reines WiFi-Modell spart zwar Geld, schränkt aber die Mobilität ein. Eine LTE-Verbindung ermöglicht eine flexiblere Nutzung unterwegs, ohne auf WLAN-Hotspots angewiesen zu sein. Dank der kompakten Bauweise lässt sich das iPad fast überall einsetzen. Da Apple-Datenkabel weit verbreitet sind, muss man sich keine Sorgen machen, schnell einen Ersatz zu finden, falls das Kabel einmal kaputt geht. Ein Steckdosenadapter sollte jedoch stets dabei sein.

Das iPad Pro als Computerersatz funktioniert nur dann optimal, wenn ein WLAN-Netzwerk zur Verfügung steht. Die Alternative ist ein teureres LTE-Modell oder die Nutzung eines Hotspots. Die Nutzung eines Hotspots auf dem iPhone führt jedoch zu einem erhöhten Akkuverbrauch.

Fazit

Das iPad Pro eignet sich primär für Aufgaben, die keine intensive Schreibarbeit erfordern. Journalisten, die eine kompaktere Hardware als kleine Laptops bevorzugen, profitieren vom 9,7-Zoll Modell aufgrund seiner geringen Größe. Insgesamt ist das iPad Pro ein leistungsstarkes Tablet, dessen 12,9-Zoll Modell in Bezug auf Größe und Preis mit einem 13,3-Zoll Macbook Pro/Air vergleichbar ist. Für professionelle Autoren ist es keine gute Option als alleiniger Computerersatz, da es nicht die volle Funktionalität eines Laptops bieten kann. Es kann jedoch ein praktisches Zweitgerät zum Schreiben sein, sofern man über die entsprechende Zusatzhardware verfügt.