Was verbirgt sich hinter einem Namen? Im Falle von Intel-Prozessoren tatsächlich eine ganze Menge. Intel verwendet interne Codenamen, die dazu dienen, die laufenden Entwicklungen des Unternehmens bis zur offiziellen Veröffentlichung zu verbergen. Es überrascht daher nicht, dass diese Bezeichnungen für Außenstehende oft wenig aussagekräftig sind.
Die Bedeutung von Intel-Codenamen
Diese Codenamen werden früher oder später bekannt (Intel veröffentlicht sie selbst), und wer ein wenig recherchiert, wird feststellen, dass sie von großer Bedeutung sind.
In der Tat vermitteln die Codenamen von Intel oft ein klareres Bild der CPUs als die offiziellen Marketingbezeichnungen auf den Verpackungen. Nehmen wir zum Beispiel die neuesten Laptop-Prozessoren der 10. Generation von Intel. Diese CPUs basieren auf verschiedenen CPU-Mikroarchitekturen. Ohne Kenntnis ihrer Codenamen können die offiziellen Bezeichnungen leicht verwirren.
Betrachten wir etwa den Core i7-1065G7 und den Core i7-10510U. Beide sind mobile CPUs für Laptops und andere Geräte, und beide werden als Chips der 10. Generation klassifiziert (erkennbar an der „10“ nach dem Bindestrich). Der G7 basiert jedoch auf der Ice Lake-Architektur, während der andere ein Comet Lake-Chip ist.
Viele würden den 10510U als „besser“ einstufen, da er eine höhere Taktfrequenz aufweist. Jedoch behauptet Intel, dass Comet Lake-Laptop-Chips besser für Produktivität und Multithread-Aufgaben geeignet sind, während Ice Lake in den Bereichen KI und Grafik besser abschneidet.
Daher ist es hilfreich, sich vor dem Kauf eines neuen PCs oder Laptops zumindest oberflächlich mit den verschiedenen Chipgenerationen von Intel vertraut zu machen. Es ist kein Thema, das man übermäßig vertiefen muss, aber das Verständnis der Codenamen hilft, Online-Tests sowie Marketingmaterialien in Geschäften und auf Verpackungen besser zu interpretieren.
Intels Entwicklungsansatz
Eine Intel Coffee Lake-CPU.
Wir können nicht über Codenamen sprechen, ohne die Entwicklungsprozesse von Intel-CPUs zu erwähnen. Etwa ein Jahrzehnt lang setzte Intel auf das bekannte Tick-Tock-Modell. Jedes Jahr führte Intel eine neue Mikroarchitektur („Tock“) ein, gefolgt von einer Verkleinerung der Chipgröße („Tick“) im nächsten Jahr. (Ja, eigentlich ist es „Tock-Tick“, aber dies ist die einfachste Art der Darstellung.)
Um 2016 wurde Tick-Tock durch das Prozess-Architektur-Optimierungsmodell (PAO) abgelöst. Zunächst wird der Chip-Die entwickelt, dann folgt die Einführung einer neuen Architektur, wie beim Tick-Tock-Modell. Danach gibt es jedoch eine Optimierungsphase, in der die Architektur verbessert wird, ohne dass eine Anpassung des Herstellungsprozesses erforderlich ist.
PAO ist aber nicht unbedingt ein 3-Jahres-Modell. Die Optimierungsphase kann, wie wir es seit 2015 im Desktop-Bereich sehen, beliebig fortgesetzt werden. Es scheint auch, dass das PAO-Modell keine feste Regel ist, da laut Gerüchten kommende Desktop-CPUs ein neues Design („A“) vor einer Die-Verkleinerung („P“) aufweisen werden.
Was sind Mikroarchitektur und Die-Shrink eigentlich? Vereinfacht gesagt ist die Mikroarchitektur das Design eines Chips. Jede neue CPU verfügt entweder über ein komplett überarbeitetes Design oder eine verbesserte Version eines bestehenden. Eine neue Mikroarchitektur kann neue Funktionen sowie Verbesserungen der Anweisungen pro Zyklus/Takt (IPC) mit sich bringen, was zu einer Leistungssteigerung führt.
Außerdem wird jede CPU in einem bestimmten Herstellungsprozess wie 14 nm, 10 nm oder 7 nm gefertigt. (Das „nm“ steht für „Nanometer“). Vereinfacht gesagt, betrachten wir jeden Prozess als Marketingbegriff, um zu erkennen, ob eine neue CPU einen großen Sprung in der Chipherstellung darstellt oder ob es sich lediglich um eine Verbesserung einer bestehenden Technologie handelt.
Im Allgemeinen bedeutet ein Wechsel von einem größeren zu einem kleineren nm-Prozess (auch Die-Shrink genannt) bessere Leistung und eine effizientere Stromnutzung.
Skylake ist das Herzstück der aktuellen Entwicklungen
Um über aktuelle Intel-CPUs zu sprechen, müssen wir mit Skylake beginnen. Wer in den letzten fünf Jahren CPU-Tests verfolgt hat, ist sicherlich auf diesen Namen gestoßen.
Skylake-Prozessoren wurden 2015 als Nachfolger von Broadwell eingeführt – ein 14-nm-Die-Shrink („Tick“) von Haswell (Intels vor-Skylake „Tock“) mit 22 nm. Skylake war die letzte komplett neue Mikroarchitektur („Tock“) für Desktop-CPUs.
Seitdem basieren alle Desktop-CPUs von Intel auf einer Optimierung von Skylake oder dessen Nachfolgearchitekturen. Dies hat zu besseren Prozessoren geführt, die mehr Kerne und höhere Taktfrequenzen bieten. Diese haben die Leistung gesteigert, grundlegende Verbesserungen und neue Funktionen waren jedoch seltener.
Nach Skylake kam Kaby Lake, das entwickelt wurde, um die Zeit zu überbrücken, in der Intels nächster „Tick“ (oder Die-Shrink) von 14 nm auf 10 nm nicht funktionierte. Stattdessen wurde Kaby Lake als 14-nm+-Verbesserung von Skylake eingeführt.
Die Einführung von Coffee Lake für Desktops begann 2017 mit dem sogenannten 14nm++-Prozess von Intel. Dann kamen Cascade Lake-CPUs für Server und High-End-Desktops. Im Jahr 2020 folgte schließlich Comet Lake, wiederum basierend auf einem 14-nm++-Prozess. Dies sind derzeit die neuesten Desktop-Prozessoren, die einige sehr beachtliche Leistungsverbesserungen gegenüber ihren Vorgängern aufweisen. Die Top-CPUs dieser Generation verfügen über mehr Kerne und erreichen Taktfrequenzen von über 5 GHz.
All diese Verbesserungen im Desktop- und Laptop-Bereich lassen sich aber direkt auf Skylake zurückführen, was, wie bereits erwähnt, nicht unbedingt schlecht ist. Ein neuer Comet Lake-S-Chip für Desktops ist definitiv die bessere Wahl als eine originale Skylake-CPU.
Dennoch warten Intel-Fans und Desktop-PC-Hersteller gespannt auf den nächsten großen Schritt im CPU-Design von Intel, der möglicherweise mit den neuen Rocket Lake-Prozessoren Ende 2020 oder Anfang 2021 kommen wird.
Wenn die aktuellen Berichte stimmen, wird Rocket Lake die größte Veränderung bei Intel-Desktop-CPUs seit fünf Jahren darstellen. Es wird angeblich eine neue Mikroarchitektur aufweisen, die sich von Skylake unterscheidet, aber wie seine unmittelbaren Vorgänger auf einem 14-nm++-Prozess basiert.
Doppelte Namensgebung
Ähnlich wie Intels Desktop-CPUs soll auch die Namensgebung überarbeitet werden. Wenn man beispielsweise Intels Ark-Seite besucht, wird man keine Produkte mit der Bezeichnung „Palm Cove“ finden. Dies liegt daran, dass sich dieser Name zwar auf das CPU-Kerndesign bezieht, aber die wenigen mobilen CPUs, die Palm Cove-Kerne verwenden, als Cannon Lake bezeichnet werden.
Intel hat dies auch 2019 mit Sunny Cove-Kernen in seinen Ice Lake-CPUs für Laptops getan, was uns zu den zukünftigen Entwicklungen im Desktop-Bereich führt: Rocket Lake. Diese neuen Desktop-CPUs, die Ende 2020 oder Anfang 2021 erwartet werden, sollen auf Willow Cove-Kernen basieren. Willow Cove ist auch die Basis für 10nm++ Tiger Lake Laptop-CPUs, die Mitte 2020 erwartet werden.
Aktuell gibt es also zwei aktive Codenamen für Intel-Prozessoren: einen für das Kerndesign und einen für die neue CPU-Generation. Das derzeitige Schema sieht vor, dass Kerndesigns eine „Cove“-Bezeichnung erhalten, während CPUs einen „Lake“-Namen bekommen. Dieses Schema ist zwar nicht in Stein gemeißelt, aber es ist derzeit eine hilfreiche Orientierungshilfe.
Auch hier gilt: Codenamen sind an sich nicht aussagekräftig. Wenn man jedoch die Hintergründe der Namen kennt, kann man besser verstehen, welche CPUs Intel gerade auf dem Markt hat.
Selbst wenn man nicht alle Namen von Kernen und CPUs kennt, reicht es zu wissen, dass es Kerndesigns mit Codenamen gibt, die dann zu CPUs mit unterschiedlichen Codenamen führen. Mit ein paar grundlegenden Informationen kann man die meisten CPU-Reviews besser verstehen und fundiertere Entscheidungen beim PC-Kauf treffen.