Wenn ein YouTube-Clip als „für Kinder geeignet“ eingestuft wird, sind nun bestimmte Funktionen eingeschränkt, selbst für erwachsene Nutzer. Es ist beispielsweise nicht möglich, solche Videos im Miniplayer abzuspielen, sie zu Playlists hinzuzufügen oder in YouTube Music zu bewerten. Dies hat einen konkreten Hintergrund.
Warum YouTube diese Maßnahmen ergreift – Die COPPA-Regelung
Diese Änderungen sind eine Folge des US-amerikanischen Gesetzes zum Schutz der Online-Privatsphäre von Kindern, kurz COPPA. Obwohl dieses Gesetz bereits 1998 in Kraft trat, musste Google im Jahr 2019 eine Strafe von 170 Millionen US-Dollar an die FTC zahlen, da dem Unternehmen vorgeworfen wurde, nicht ausreichend für die Einhaltung von COPPA gesorgt zu haben.
Google hat daraufhin seine Compliance-Bemühungen intensiviert. Wenn YouTube ein Video oder einen Kanal als „für Kinder gemacht“ einstuft, werden zahlreiche Funktionen eingeschränkt. Auch erwachsene Nutzer können dann bestimmte Features bei der Wiedergabe solcher Videos nicht mehr nutzen.
Diese Änderungen dienen primär dem Schutz von Kindern unter 13 Jahren. So hat Google beispielsweise die Kommentarfunktion und die Möglichkeit, Spenden bei als kindgerecht markierten Videos entfernt.
Was bedeutet „Für Kinder gemacht“?
Die FTC definiert, welche Videos als „für Kinder gemacht“ gelten. Laut Google ist dies der Fall, wenn:
- Kinder die Hauptzielgruppe des Videos sind.
- Kinder zwar nicht die Hauptzielgruppe sind, das Video aber durch Faktoren wie Inhalt, verwendete Charaktere, Themen, Spielzeug oder Spiele dennoch gezielt Kinder anspricht.
YouTube erwartet von den Videoproduzenten, dass sie ihre Inhalte selbst als „für Kinder gemacht“ kennzeichnen, wenn dies zutrifft. YouTube greift aber auch auf Nutzermeldungen und Algorithmen des maschinellen Lernens zurück, um solche Videos zu identifizieren.
Kurz gesagt: Einige Videos werden von den Erstellern beim Hochladen als „für Kinder gemacht“ markiert. Andere werden automatisch von YouTube entsprechend eingestuft. Die Entscheidung liegt also nicht allein bei den Content-Erstellern.
Welche Funktionen sind eingeschränkt?
Während einige Einschränkungen, wie das Deaktivieren von Kommentaren unter Kindervideos, einleuchtend sind, wirken andere Einschränkungen befremdlich, da sie alle Nutzer betreffen. Wie Android Police anmerkt, berücksichtigen diese Regeln nicht, dass „für Kinder gemachte“ Videos oft sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen. Dies verschlechtert die Nutzererfahrung für Erwachsene bei solchen Videos.
Dies wird besonders deutlich, wenn man versucht, ein Kindervideo im Miniplayer abzuspielen. Es erscheint dann der Hinweis „Miniplayer ist für Videos speziell für Kinder deaktiviert“. Um das Video anzusehen, muss es im Vollbildmodus geöffnet bleiben. Eine Rückkehr zu den Suchergebnissen oder zum üblichen Browsen auf YouTube ist währenddessen nicht möglich.
Ebenso ist es nicht möglich, Videos zu Playlists hinzuzufügen oder zum späteren Ansehen zu speichern. Der „Speichern“-Button ist in solchen Fällen ausgegraut, und beim Antippen erscheint der Hinweis „Diese Aktion ist für Videos speziell für Kinder deaktiviert“. YouTube Premium-Nutzer können Videos zwar herunterladen, aber nicht in Playlists speichern.
In YouTube Music ist es nicht möglich, Songs zu bewerten, wenn diese als „für Kinder gemacht“ eingestuft sind. Auch ein Verlassen des „Aktuelle Wiedergabe“-Bildschirms ist während der Wiedergabe nicht möglich, was bei anderen Musik-Streaming-Diensten wie Spotify und Apple Music üblich ist. Android Central warf Google vor, YouTube Music mit diesen Einschränkungen für viele Nutzer „kaputt gemacht“ zu haben.
Diese Einschränkungen sind derzeit nicht umgehbar. Auch erwachsene Nutzer verlieren den Zugriff auf grundlegende YouTube-Funktionen, wenn sie Videos oder Musik abspielen, die für Kinder unter 13 Jahren gedacht sein könnten.
Hier ist die vollständige Liste der Funktionen, die bei „für Kinder gemacht“ Videos nicht verfügbar sind: Quelle: Google:
Autoplay auf der Startseite | Karten oder Endbildschirme |
Kanal-Branding-Wasserzeichen | Kanalmitgliedschaften |
Kommentare | Spenden-Button |
Bewertungen in YouTube Music | Live-Chat oder Spenden im Live-Chat |
Merchandise und Ticketing | Benachrichtigungsglocke |
Personalisierte Werbung | Wiedergabe im Miniplayer |
Super Chat oder Super Sticker | Speichern in Playlist oder zum späteren Ansehen |
Und wenn ein ganzer Kanal als „für Kinder gemacht“ gilt, sind diese Funktionen nicht verfügbar:
Kanalmitgliedschaften |
Benachrichtigungsglocke |
Beiträge |
Stories |
YouTube hat mit der Umsetzung dieser Einschränkungen am 6. Januar 2020 begonnen. Google empfiehlt Eltern weiterhin die Nutzung der YouTube Kids App für ihre Kinder. Diese Einschränkungen gelten aber auch für Videos, die als „für Kinder gemacht“ gekennzeichnet sind, selbst wenn diese in der regulären YouTube App (iOS, Android) oder auf der YouTube-Webseite angesehen werden.