UK Kapitalmarkt-Paradox: VC-Boom trifft auf IPO-Tiefpunkt in London.

Die Kapitalmärkte des Vereinigten Königreichs präsentieren derzeit ein bemerkenswertes Paradoxon: ein blühendes Ökosystem für Risikokapitalfinanzierungen steht einem deutlich gedämpften Umfeld für Börsengänge gegenüber. Diese Dichotomie unterstreicht sowohl die Attraktivität des Landes für Frühphaseninvestitionen als auch die Herausforderungen, denen es sich gegenübersieht, seine erfolgreichsten Unternehmen an den eigenen Börsen zu halten.

  • Britische Start-ups zogen in den ersten sechs Monaten des Jahres 8 Milliarden US-Dollar Risikokapital an, mehr als Frankreich und Deutschland zusammen.
  • Das Vereinigte Königreich ist seit 30 aufeinanderfolgenden Quartalen Europas führendes Ziel für Risikokapital, mit 30 % des gesamten auf dem Kontinent aufgenommenen Kapitals im bisherigen Jahresverlauf.
  • Die Kapitalbeschaffung durch Börsengänge (IPOs) in London erreichte im ersten Halbjahr 2025 mit nur 160 Millionen Pfund den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1995.
  • Lediglich fünf Unternehmen debütierten in diesem Zeitraum an der Londoner Börse.
  • Prominente Unternehmen wie Wise verlegten ihre primäre Notierung in die USA; AstraZeneca erwägt ähnliche Schritte.
  • Branchenexperten fordern kollaboratives Handeln und verstärkten Dialog zur Belebung des IPO-Marktes.

Der Aufschwung im Venture Capital

Daten aus einem Bericht von Dealroom und HSBC Innovation Banking zeigen, dass britische Start-ups in den ersten sechs Monaten des Jahres 8 Milliarden US-Dollar angezogen haben, eine Zahl, die die kombinierte Summe der in Frankreich und Deutschland aufgebrachten Mittel übertrifft. Diese starke Leistung unterstreicht die langjährige Position des Vereinigten Königreichs als Europas führendes Ziel für Risikokapital, markiert sein 30. Quartal in Folge an der Spitze und sichert ihm im bisherigen Jahresverlauf 30 % des gesamten auf dem Kontinent aufgenommenen Kapitals.

Der Rückgang im öffentlichen Listing-Markt

Trotz dieser robusten privaten Finanzierungslandschaft erleben die öffentlichen Märkte in London einen Abschwung. Daten von Dealogic weisen darauf hin, dass die Kapitalbeschaffung durch Börsengänge (IPOs) in London im ersten Halbjahr 2025 ihren niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1995 erreichte. Nur fünf Unternehmen debütierten in diesem Zeitraum am Londoner Markt und nahmen gemeinsam bescheidene 160 Millionen Pfund ein. Diese glanzlose Leistung folgt auf mehrere hochkarätige Entscheidungen prominenter Unternehmen, darunter das Geldtransferunternehmen Wise, das seine primäre Notierung kürzlich in die USA verlegte, und Berichte, die darauf hindeuten, dass der britische Pharmariese AstraZeneca eine ähnliche Verlagerung in Betracht ziehen könnte.

Forderung nach gemeinsamer Aktion zur Marktbelebung

Branchenexperten betonen die kritische Notwendigkeit kollaborativen Handelns, um den IPO-Markt zu revitalisieren. Peter Specht, General Partner bei Creandum, einer der erfolgreichen Frühphasen-Risikokapitalfirmen Europas, erkennt eine aufkommende Dynamik an, betont jedoch die Bedeutung eines umfassenden Dialogs. Er plädiert für eine stärkere Interaktion zwischen etablierten Technologieunternehmen, die Börsengänge in Erwägung ziehen, der nächsten Generation von Unternehmen, die für IPOs bereitstehen, und den Regulierungsbehörden. Die Förderung dieser entscheidenden Diskussion und die Umsetzung reaktionsfähiger Maßnahmen sind vitale Schritte, um die Attraktivität der britischen und europäischen Märkte für öffentliche Angebote zu erhöhen.