Am 13. September 2000 präsentierte Apple die öffentliche Betaversion von Mac OS X. Diese markierte die erste für die Allgemeinheit zugängliche Version des neuen Betriebssystems, inklusive des Docks. Gleichzeitig wurde die beeindruckende Aqua-Oberfläche eingeführt, die einen Meilenstein für den Mac setzte und dessen Ära bis heute prägt.
Ein Wendepunkt für Apple
In den späten 90er Jahren wirkte Apples klassisches Mac OS veraltet. Es fehlten wichtige Funktionen wie Speicherschutz, präemptives Multitasking und eine differenzierte Zugangskontrolle auf Benutzerebene. Zudem kam es häufig zu frustrierenden Systemabstürzen.
Auch das Design der Benutzeroberfläche hatte im Vergleich zu Windows nachgelassen. Apple erkannte, dass das Mac OS grundlegend überarbeitet werden musste. Die Notwendigkeit, Softwarekompatibilität zu wahren, zwang Apple jedoch dazu, die bestehende Systemarchitektur, die seit 1984 genutzt wurde, weiterzuentwickeln.
Die Ablösung des klassischen Mac OS war ein langwieriger und komplizierter Prozess. Verschiedene interne Projekte und die Suche nach einem geeigneten Übernahmeziel mit neuen Technologien prägten diese Zeit. Schließlich kaufte Apple im Jahr 1997 NeXT unter der Leitung von Steve Jobs, mit dem Ziel, dessen NeXTSTEP-Betriebssystem als Basis für einen modernen Nachfolger des Mac OS zu nutzen.
Mit der NeXT-Mannschaft unter Steve Jobs begann Apple, die Bedürfnisse der langjährigen Mac-Nutzer in Einklang zu bringen und gleichzeitig zu versuchen, NeXTSTEP für ein breiteres Publikum attraktiv zu gestalten. Das Ergebnis war Mac OS X.
Im Gegensatz zum klassischen Mac OS (aber wie NeXTSTEP) basierte Mac OS X auf einem Unix-ähnlichen BSD-Kernel namens Darwin. Dies machte es besonders stabil und legte den Grundstein dafür, dass sich der Mac zu einer bemerkenswerten Entwicklerplattform entwickelte. Moderne Versionen von macOS basieren weiterhin auf dem Darwin-Kernel.
Nachdem Apple Anfang 2000 einige frühe Betaversionen von OS X für Entwickler bereitgestellt hatte, entschied sich das Unternehmen, das neue Betriebssystem für 29,95 Dollar auf CD-ROM über seine Website zu verkaufen. Dies ermöglichte es Mac-Nutzern, die neue Software ausgiebig zu testen.
Die öffentliche Beta-CD von Mac OS X wurde über Apples Website angeboten, etwa im Oktober 2000.
Kunden, die die CD erworben hatten, erhielten zusätzlich einen Rabatt von 30 Dollar beim Kauf von Mac OS X 10.0 (die öffentliche Beta-Version lief am 14. Mai 2001 aus). Dadurch hatten die Nutzer genügend Zeit, das neue Betriebssystem zu erproben und Apple wertvolles Feedback zu geben.
Die Aqua-Revolution
Im Jahr 1999 veröffentlichte Apple eine frühe Version von OS X, basierend auf Prototypen namens Rhapsody. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um NeXTSTEP, das mit Apples klassischem Mac OS „Platinum“-Design neu gestaltet wurde.
Obwohl die grundlegende neue Technologie vorhanden war, stieß Rhapsodys schlichtes Design auf wenig Begeisterung. Auch Entwickler waren wenig angetan, da sie ihre Mac-Software für die neue Plattform umschreiben mussten.
„Platinum“ Mac OS 9 (links) und „Aqua“ Mac OS X Public Beta (rechts).
Apple war sich bewusst, dass etwas Besonderes erforderlich war, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen. Das Unternehmen begann heimlich mit der Entwicklung einer auffälligen neuen Benutzeroberfläche namens Aqua. Diese zeichnete sich durch die Unterstützung großer Icons, Schatten und Transparenz aus. Auch die farbenfrohen Buttons und Oberflächenelemente erhielten einen neuen, durchscheinenden Look.
Die Aqua-Oberfläche sorgte für große Überraschung, als Steve Jobs sie erstmals auf der Macworld Conference and Expo im Januar 2000 ankündigte. Während seiner Präsentation demonstrierte Jobs gerne grafische Features, die heutzutage als selbstverständlich gelten, wie etwa Schlagschatten unter Fenstern, Icon-Vergrößerung und hochauflösende Icons.
Das Erscheinungsbild von Aqua hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, und Apple verwendet die Bezeichnung nicht mehr. Dennoch bildet es weiterhin die Grundlage für die moderne macOS Catalina-Oberfläche.
Das Mac OS X Dock wurde ebenfalls im Rahmen der Demonstration im Januar 2000 vorgestellt. Es bot eine flexible und leistungsfähige Möglichkeit, Anwendungen zu starten und zu verwalten. Zudem holte Mac OS mit dem Dock endlich die Funktionalität der Windows-Taskleiste auf.
Bemerkenswerte Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die Ähnlichkeiten zwischen der 20 Jahre alten Mac OS X Public Beta und macOS Catalina sind bemerkenswert. Beide verfügen über das Dock, hochauflösende Icons, drei Schaltflächen zur Fenstersteuerung (rot, gelb und grün), globale PDF-Unterstützung und basieren auf Darwin.
Das Dock in der öffentlichen Betaversion von Mac OS X.
Es gibt auch eine Reihe bekannter vorinstallierter Anwendungen: Vorschau, Mail.app, TextEdit, Adressbuch, Stickies, QuickTime, Rechner und eine frühe Version von Schach.
Der Anwendungsordner im Finder unter Mac OS X Public Beta.
Die Mac OS X Public Beta wies auch einige wesentliche Unterschiede zu Mac OS X und späteren macOS-Versionen auf. Einer der auffälligsten war das Apple-Logo, das sich in der Mitte der Menüleiste befand, nicht oben links.
Das Apple-Logo befand sich in der Mitte der Menüleiste von Mac OS X Public Beta.
Während das Nadelstreifen-Design und die durchscheinenden Bonbon-Schaltflächen von Mac OS X Public Beta bis Mac OS X 10.2 beibehalten wurden, wurden sie mit Mac OS X 10.3 Panther schließlich durch einen gebürsteten Metall-Look ersetzt.
OS X Public Beta fehlten auch einige nützliche Komfortfunktionen wie Exposé, Widgets, Benachrichtigungen und Launchpad. Zudem war kein App Store integriert – dieser wurde erst 2011 als Download für OS X 10.6 Snow Leopard bereitgestellt.
Auch einige wichtige Apps fehlten. Anstelle von Safari (das 2003 eingeführt wurde) wurde die Public Beta mit einer Version von Internet Explorer ausgeliefert, die über ein spezielles Aqua-Design verfügte.
Explorer in der öffentlichen Betaversion von Mac OS X.
OS X Public Beta enthielt auch eine innovative Such-App namens Sherlock, die später durch Spotlight ersetzt wurde.
Auch iTunes oder Apple Music waren nicht vorhanden. Stattdessen gab es lediglich einen einfachen Musikplayer für CDs oder MP3s. Selbst mit diesen Unterschieden wirkt Mac OS X Public Beta mit der Fülle an enthaltenen Anwendungen und Dienstprogrammen für damalige Verhältnisse erstaunlich modern.
Ein bleibendes Erbe
Avie Tevanian, ehemaliger Chief Software Technology Officer bei Apple und Mac OS X-Entwickler, sagte einst: Apple habe OS X auf eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren ausgelegt.
Im Jahr 2000 muss eine Zeitspanne von 30 Jahren für eine Softwarearchitektur als unvorstellbar lang erschienen sein. Dennoch ist es nun fast Ende des Jahres 2020, und OS X (jetzt „macOS“) leistet weiterhin die Hauptarbeit auf Macs. Es ist wahrscheinlich, dass dies, trotz zahlreicher Architekturveränderungen, noch mindestens ein weiteres Jahrzehnt so bleiben wird.